StartseiteLänderEuropaFrankreichFrankreich: Der "Rat für die Entwicklung der Human- und Sozialwissenschaften" (CDHSS) legt seinen Abschlussbericht vor

Frankreich: Der "Rat für die Entwicklung der Human- und Sozialwissenschaften" (CDHSS) legt seinen Abschlussbericht vor

Der 179 Seiten umfassende Bericht trägt den Titel "Für Human- und Sozialwissenschaften (SHS) im Herzen des Hochschul- und Forschungssystems". Der Bericht, der von der Vorsitzenden des 27-köpfigen CDHSS (Professorin Marie-Claude Maurel) am 13.10.2010 Forschungsministerin Valérie Pécresse übergeben wurde, ist das Ergebnis einjähriger Arbeit des Rates. Das Mandat des CDHSS wurde um ein weiteres Jahr verlängert.

Der Bericht umfasst sechs Kapitel zu folgenden Themen:

Kapitel 1: "Eine stärker an der Vermittlung von Allgemeinwissen orientierte Lehre im ersten Studienabschnitt ("Licence") der verschiedenen Disziplinen der Human- und Sozialwissenschaften"

Kapitel 2: "Die auf den Menschen und die Gesellschaft bezogenen Wissenschaften vor der den Universitäten übertragenen Aufgabe der beruflichen Orientierung der Studierenden und ihrer Hinführung auf einen Beruf"

Kapitel 3: "Der "enseignant-chercheur" der Human- und Sozialwissenschaften: Zeit für die Forschung finden"

Kapitel 4: "Der institutionelle Rahmen der Forschung in den Human- und Sozialwissenschaften: eine Landschaft, die in Bewegung ist"

Kapitel 5: "Die Evaluierung der Human- und Sozialwissenschaften"

Kapitel 6: "Die Internationalisierung der Forschung in den Human- und Sozialwissenschaften".

In der "Conclusion Générale" (Seiten 167 - 174) des Berichts wird einleitend darauf hingewiesen, die ausländischen Mitglieder des CDHSS hätten mit Nachdruck die Auffassung vertreten, dass die Frage "Welche Zukunft haben die Human- und Sozialwissenschaften in der französischen Forschung und Lehre?", an der sich der CDHSS orientiert habe, und die Antworten, zu denen er gelangt sei, nicht nur Frankreich sondern ganz Europa beträfen.

Valérie Pécresse betonte in ihrer Ansprache aus Anlass der Übergabe des Berichts die entscheidende Rolle, die der CDHSS beim Zustandekommen der "Allianz der Human- und Sozialwissenschaften" (ATHENA) im Verlauf des 1. Halbjahres 2010 gespielt habe. ATHENA kam im Juni 2010 zustande und dient der Koordinierung und der Weiterentwicklung der SHS zwischen den wichtigsten Akteuren des Bereichs. ATHENA soll - so die Ministerin - dem Brückenschlag zu den 5 anderen Allianzen und Wissensgebieten dienen; die SHS seien über die Lehre und Forschung hinaus für die Gesellschaft unverzichtbar, um "kritischen Abstand" zu den Problemen zu gewinnen, denen sie sich gegenübersehe.

Das jetzt vordringliche Problem sei die Identifizierung der Mittel und Wege, die geeignet seien, den SHS den ihnen zukommenden Platz zu verschaffen. Der erste Schlüssel hierzu sei der berufliche Erfolg der Studierenden nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Studiums. Es seien - wie auch der CDHSS in seinem Bericht feststelle -  noch erhebliche Anstrengungen erforderlich, um das Eigengewicht der unter die SHS fallenden Disziplinen zu fördern. Dazu gehöre auch die gegenseitige Öffnung der SHS und der Unternehmenswelt zueinander (u. a. "Comité de labellisation Phénix").

Eine weitere Aufgabe sieht der CDHSS in der Entwicklung eines Bezugsrahmens ("culture commune"; "culture fondamentale") für die "Licence" auf dem Wege einer sich erst mit fortschreitendem Studium ergebenden Spezialisierung. Hierzu gehöre - so die Forschungsministerin - u. a. die  Beherrschung von Fremdsprachen, insbesondere auch der alten Sprachen.

Valérie Pécresse erwartet, dass der CDHSS sich in seinem im Jahre 2011 vorzulegenden Ergänzungsbericht weiter der Frage der Neupositionierung der "agrégation" als Bindeglied zwischen der Lyzeumsstufe und den Einrichtungen des Hochschulwesens in allen ihren Facetten annimmt. Hier stelle sich u. a. die Frage der Herausgabe geeigneter Schriftwerke ("édition") und ihrer Verbreitung ("diffusion"), die in den SHS wegen der Konkurrenz des Internets notleidend seien. Es müssten neue Formen des elektronischen Zugangs zu den einschlägigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen gefunden werden. Die Forschungsministerin forderte den CDHSS auf, die von ihm hierzu in seinem Bericht aufgeworfenen Fragen zu vertiefen. Auch müsse man die schwierige Frage der Übersetzung französischer Fachliteratur in andere Sprachen als Vehikel der Internationalisierung der SHS aufgreifen

Um die Internationalisierung der SHS voranzutreiben, sei u. a. auch eine Mobilisierung der französischen Auslandszentren erforderlich. Es sei wichtig - so Valérie Pécresse - dass der CDHSS bei dieser Aufgabe unter ihren Mitgliedern auf die Mitarbeit bedeutender ausländischer Wissenschaftler zählen könne. Neben einigen anderen bezeichnete sie Professor Dr. Horst Möller, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte (München), als "Pfeiler des CDHSS".

Quelle: www.recherche.gouv.fr Redaktion: Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Geistes- und Sozialwiss.

Weitere Informationen

Projektträger