StartseiteLänderEuropaFrankreichFrankreich: Die "Académie des sciences" vertritt in ihrem jetzt vorgelegten Bericht zum Klimawandel eine vermittelnde Linie

Frankreich: Die "Académie des sciences" vertritt in ihrem jetzt vorgelegten Bericht zum Klimawandel eine vermittelnde Linie

Der einschließlich mehrerer Anlagen 21 Seiten umfassende Bericht wurde am 28.10.2010 Forschungsministerin Valérie Pécresse übergeben. Zur Objektivierung einer Kontroverse zu den Ursachen und den Auswirkungen des Klimawandels in französischen Wissenschaftskreisen hatte die Forschungsministerin mit Schreiben vom 1.4.2010 an den Präsidenten der Académie des sciences diese gebeten, eine vertiefte Debatte herbeizuführen; im Anschluss daran solle die Académie eine Bestandsaufanhme des gegenwärtigen Meinungsstandes zu den inhaltlichen und methodischen Fragen der Kontroverse und einen Sachstandsbericht zu den gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Klimawandel erstellen.

Die Kontroverse fand in einer von 600 Wissenschaftlern unterzeichneten Petition an die Forschungsministerin ihren Höhepunkt; die Unterzeichner wandten sich darin vehement dagegen, dass von Seiten einiger französischer Wissenschaftler (insbesondere Claude Allègre, Geowissenschaftler und früherer Erziehungsminister) die im letzten IPCC-Bericht (2007) getroffenen Feststellungen als "mythe sans fondements" angeprangert würden.

Es ist der Académie des sciences in gewissem Umfang gelungen, einen Konsens zwischen den sich in Frankreich gegenüberstehenden Meinungsführern herbeizuführen.

Die Académie des sciences stellt in ihrem Bericht mittels sieben eindeutiger, voneinander unabhängiger, Indikatoren als Stand der Wissenschaft eine sukzessive Klimaerwärmung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts fest, die als bestimmender Faktor nicht durch Sonneneinstrahlung verursacht worden sei. Die Klimaerwärmung finde in einer Konzentration von Treibhausgasen, hauptsächlich von CO2, ihre Erklärung. Der erhöhte Ausstoß von CO2 habe zweifelsfrei in erster Linie anthropogene Ursachen.

Der Bericht stellt auch andere den Klimawandel beeinflussende Faktoren dar, schildert in geraffter Form in der Vergangenheit nachweisbare Formen des Klimawandels und geht auf die wichtigsten Klimamodelle ein.

Es gebe jedoch - so die Académie des sciences in ihrem Bericht - noch eine gewisse Anzahl von Unsicherheiten, das Phänomen Erde wegen seiner Komplexität in den Griff zu bekommen. Diese müssten durch weitere wissenschaftliche Forschung ausgeräumt werden. Zu ihnen gehören:

  • die Rolle der Wolken (einschließlich Nebelbildung)
  • die Entwicklung der marinen Eisbildung und des polaren Festlandeises
  • der Zusammenhang Ozean-Atmosphäre
  • die Entwicklung der Biosphäre
  • die Dynamik des CO2-Zyklus.

Der Bericht betont, dass die Entwicklung des Klimas nur unter Heranziehung einer sich über einen langen Zeitraum und im großen Maßstab ermittelte homogene und fortgesetzte Datenserie beurteilt werden könne.

Die Académie des sciences führte am 20.09.2010 120 französische und ausländische Wissenschaftler zu einem interdisziplinären Meinungsaustausch zusammen, der zum Teil durch schriftliche Beiträge vorbereitet worden war.

Le Figaro vom 29.10.2010 berichtete unter der Überschrift "Climat: l' Académie confirme l' impact des activités humaines".

Quelle: www.recherche.gouv.fr und Le Figaro vom 29.10.2010 Redaktion: Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Geowissenschaften Umwelt u. Nachhaltigkeit

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