Forschungsministerin Valérie Pécresse hatte im Juli 2009 den schon seit 1998 (Claude Allègre) bestehenden C.D.H.S.S. wieder ins Leben gerufen und den Vorsitz des Beratergremiums Professor Marie-Claude Maurel übertragen. Die erste Sitzung des C.D.H.S.S. fand Anfang September 2009 statt.
Das aus 27 Mitgliedern bestehende Beratungsgremium, dessen Mandat derzeitig auf ein Jahr begrenzt ist, hat am 14.1.2010 Valérie Pécresse einen ersten Zwischenbericht unter dem Titel "Für Human- und Sozialwissenschaften im Herzen der Universitäten" vorgelegt. Der 110 Seiten umfassende Bericht deckt zwei der in dem ihm erteilten Mandat vom Juli 2009 enthaltenen Themen ab:
- die mit einem Studium einer der unter dem Begriff "Human- und Sozialwissenschaften" zusammengefassten Disziplinen im Hinblick auf eine spätere berufliche Tätigkeit sich stellenden Fragen ("formation": insbesondere: Lehrberufe, Tätigkeit als akademischer Lehrer bzw. als Forscher, Tätigkeit in der Wirtschaft).
Die Entwicklung einer in generalistischem Verständnis konzipierten Lehre und von pluridiziplinären Abschlüssen des Niveaus "Licence", die die späteren beruflichen Möglichkeiten der Studierenden von vornherein Rechnung tragen soll, wird empfohlen.
Von den zzt. 1 300 000 Studierenden an den französischen Universitäten sind - so der Bericht - 56 % in Disziplinen immatrikuliert, die zu den Human- und Sozialwissenschaften gehören. - die Koordinierung der einschlägigen französischen Forschung im Bereich der Human- und Sozialwissenschaften (Empfehlungen Seiten 100 - 101).
Der Abschluss einer Allianz nach dem Modell anderer Bereiche wird u. a. empfohlen.
Die mit der Evaluierung in den Human- und Sozialwissenschaften zusammenhängenden Fragen und die thematische Ausrichtung der französischen Human- und Sozialwissenschaften im Kontext einer wachsenden Internationalisierung werden in den nächsten Monaten Gegenstand eines weiteren Zwischenberichts (März 2010) und des geplanten Abschlussberichts (Juni 2010) sein.
Die Autoren des jetzt vorgelegten ersten Zwischenberichts fordern alle diejenigen, die sich von den ausgesprochenen Empfehlungen betroffen fühlen, auf, sich in den nächsten Wochen zu ihnen zu äußern.
Von aktuellem Interesse ist insbesondere die Konklusion des Zwischenberichts " Die Human- und Sozialwissenschaften und die wahrzunehmende Chance der 'Großen Staatsanleihe' (Seiten 103 - 109 des Berichts). Die Konklusion ist in zwei "Linien" unterteilt:
- "Hochschullehre und Ausbildung / in Betracht kommende Berufsbilder (Linie 1)
Unterabschnitte: Exzellenz-Campusuniversitäten; berufliche Ausbildung und Chancengleichheit
U. a. werden ein "Campus franco - germanophone" in Nancy (Seite 105) und ein "Campus franco -asiatique" in Le Havre vorgeschlagen. Ein "Campus Asie - Pacifique" wird zur Erwägung gestellt.
Weiter wird ein Programme "Les emplois du XXIè siècle" innerhalb einer noch zu gründenden "Stiftung Beruf 2100" empfohlen. - Ebenfalls unter dem Gesichtspunkt einer Finanzierung aus Mitteln der "Großen Staatsanleihe" wird die Gründung einer Stiftung zur Finanzierung des Netzwerkes der "Instituts francais de recherche à l' étranger" (IFRE) empfohlen.
Die Notwendigkeit, die französischen Universitätsbibliotheken auf dem Gebiet der Human- und Sozialwissenschaften dem internationalen Niveau anzupassen, wird unterstrichen (einschließlich eines international zu öffnenden Zugangs zu nationalen und internationalen Datenbanken, deren Zugriff für Universitäten bzw. einschlägige Fachbereiche kostenfrei sein sollte).
Es wird darauf hingewiesen, dass dem Zwischenbericht des C.D.H.S.S. die sehr weit gefasste Definition der Human- und Sozialwissenschaften zugrunde liegt, die von der Europäischen Wissenschaftsstiftung festgelegt wurde.
Insgesamt vermittelt schon dieser erste Zwischenbericht eine umfassende Momentaufnahme der Human- und Gesellschaftswissenschaften in der französischen Forschungslandschaft einschließlich ihrer Stärken und Schwächen.