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Frankreich: Einweihung des Teilchenbeschleunigers SPIRAL2

Berichterstattung weltweit

In der Schwerionenbeschleuniger-Anlage GANIL in Caen (Normandie) wurde der neue Teilchenbeschleuniger SPIRAL2 fertig gestellt. Der Beschleuniger produziert einzigartige Partikelstrahlen unterschiedlicher Stärke und erweitert so das Spektrum „exotischer“ Atomkerne, die in der Natur nicht vorkommen.

Im Universum gibt es schätzungsweise 5.000 bis 7.000 verschiedene Atomkerne. 291 davon kommen natürlich auf der Erde vor und 2.000 konnten bisher synthetisch in Laboren erzeugt werden. Der neue Teilchenbeschleuniger SPIRAL2 (Système de Production d'Ions Radioactifs Accélérés en Ligne) des GANIL (Grand Accélérateur National d'Ions Lourds) ist leistungsstärker als SPIRAL1 und erweitert das Spektrum der synthetischen Atomkerne deutlich, da er die Herstellung schwerer und protonenreicherer Atomkerne erlaubt. GANIL verdoppelt damit sein Versuchspotential im Bereich Atomphysik und kann international im Wettbewerb um die Herstellung sehr schwerer Atomkerne mit mehr als 104 Protonen bestehen. Die Kerne können so auch noch genauer untersucht werden, beispielsweise um mehr über ihre Existenzgrenzen und Kohäsionsfestigkeit zu erfahren. Weiterhin sind angewandte Forschungen im Gesundheitsbereich (Strahlentherapie, biomedizinische Diagnosen und Forschungen), zu Mikrofiltrationsmaterialien (Membranen für die Lebensmittelindustrie oder das Gesundheitswesen), zur Elektronik, für die Luft- und Raumfahrtindustrie sowie zur Kernspaltung und -fusion geplant.

SPIRAL2 wurde am 3. November 2016 nach fünfjähriger Bauzeit in Anwesenheit von Staatspräsident François Hollande eingeweiht. Es gehört zu den weltweit sechs wichtigsten Nuklearphysik-Forschungsprojekten und ist vergleichbar mit FAIR (Facility for Antiproton and Ion Research in Europe GmbH), der internationalen Teilchenbeschleunigeranlage, die in der Nähe von Darmstadt entsteht. Die Kosten von 138 Millionen Euro wurden im Wesentlichen von CEA und CNRS sowie dem französischen Staat, der Stadt Caen, dem Gemeindeverband Caen-la-mer, dem Département Calvados, der Region Normandie und der Europäischen Union finanziert. 16,4 Millionen Euro stammen zudem vom GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung bzw. der FAIR GmbH. Weitere 60 Millionen Euro haben CNRS und CEA in Form von Arbeitskräften eingebracht.

Die ersten Versuche sollen Mitte 2017 durchgeführt werden. 2022 soll dann die Versuchsanlage DESIR (Désintégration, excitation et stockage d’ions radioactifs) in Betrieb genommen werden, mit der Niedrigenergiestrahlen, die in SPIRAL1 und SPIRAL2 erzeugt wurden, untersucht werden können.

GANIL ist eine sehr große Infrastruktur, eingegliedert in das Europäische Strategieforum für Forschungsinfrastrukturen, und eine der weltweit fünf größten Versuchsanlagen für Ionenstrahlen und die Studie von Atomkernen.  Mehr als 700 Forscher aus 30 Ländern führen dort jedes Jahr ihre Forschungen durch. Sie wurde 1983 eingeweiht und wird vom Nationalen Zentrum für Wissenschaftliche Forschung CNRS (Centre national de la recherche scientifique) und der Behörde für Atom und erneuerbare Energien CEA (Commissariat à l'énergie atomique et aux énergies alternatives) betrieben. 3.020 Fachartikel wurden von GANIL-Forscherinnen und -Forschern seit der Gründung veröffentlicht.

Quelle: CNRS Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Global Frankreich EU Themen: Energie Förderung Grundlagenforschung Infrastruktur Physik. u. chem. Techn.

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