Mit einer Verspätung von neun Monaten gegenüber der ursprünglichen Ankündigung des ehemaligen Umweltministers Jean-Louis Borloo hat die französische Regierung am 11.7.2011 eine Ausschreibung für den Bau und den Betrieb von fünf Windparks (insgesamt 3000 MW) von der französischen Kanalküste (Dieppe - Le Tréport; Fécamp; Courseulles-sur Mer; Saint-Brieux) bis zur Atlantikküste auf der Höhe von Saint-Lazaire veröffentlicht.
Die jetzt veröffentlichte Ausschreibung ist die erste dieser Art und dieses Umfangs. Sie ist mit Investitionen von etwa zehn Milliarden Euro verbunden. Zusätzliche 3000 MW werden Gegenstand einer zweiten Ausschreibung im Frühjahr 2012 sein. Es wird mit der Schaffung von 10.000 Arbeitsplätzen gerechnet.
Industrieminister Eric Besson lud schon für den 12.7.2011 alle interessierten Industriellen - die großen Energieerzeuger und Anlagenhersteller - sowie eine Anzahl kleiner und mittlerer Unternehmen ein, um sie mit den mit der Ausschreibung verbundenen Vorgaben ("cahier de charges") bekanntzumachen. Die Ausschreibung umfasst 70 Seiten überwiegend technischen Charakters; mit ihr sind sowohl strategische als auch politische Zielsetzungen verbunden. Eric Besson erklärte: "Die Windenergie ist eine unserer energiepolitischen Prioritäten. Nach der durch Wasserkraft erzeugten Elektrizität ist die Windenergie die wettbewerbsfähigste der erneuerbaren Energien." Als Industrieminister verfolgt Eric Besson im Windenergiesektor die Herausbildung einer französischen Industriestruktur, die in der Lage sein soll, bei einem auf 40.000 MW geschätzten Bedarf in den nächsten Jahren in Europa und weltweit Aufträge zu akquirieren.
Interessierte Unternehmen müssen ihre Angebote vor dem 11.1.2012 bei der "Commission de régulation de l'énergie" (CRE) einreichen. In einem in mehreren Stufen ablaufenden Verfahren, das für in die engere Wahl gezogenen Bewerber u. a. als obligatorische Etappe eine "levée de risques" ("études de faisabilité approfondies") vorsieht, müssen die sich um einen Zuschlag bewerbenden Unternehmen in der Perspektive einer progressiven Inbetriebnahme ab dem Jahre 2015, bis Oktober 2013 die Machbarkeit der von ihnen eingereichten Projekte verbindlich bestätigen.
Das unter der oben angegebenen Internetanschrift zur Verfügung stehende 20 Seiten umfassende Pressedossier beschreibt im Einzelnen die zehn "Schlüsseletappen" der Ausschreibung und den dafür vorgesehenen Zeitplan; die wichtigsten Kriterien für die Beurteilung der eingegangenen Angebote werden dargestellt. Zu ihnen gehören u.a. die Vorstellungen der sich bewerbenden Unternehmen hinsichtlich der Ansiedlung von standortnahen FuE-Aktivitäten. Auch enthält das Dossier Ausführungen zu den in den nächsten Jahren auf dem Gebiet der Windkraftanlagen erwarteten technologischen Fortschritten (Seite 8) sowie zu dem in Frankreich derzeit zur Verfügung stehenden FuE-Potenzial. Bereits bestehende bzw. an bestimmten Standorten geplante Versuchsanlagen werden skizziert.
Im Rahmen des Auswahlverfahrens erhalten die Bewerber eine Note, die sich aus folgenden Komponenten zusammensetzt: 40 % für das industrielle Angebot, 40 % für den Preis der produzierten und an EDF weiterverkauften Elektrizität, 20 % für die Berücksichtigung von Umweltbelangen (Fischerei, Freizeitschifffahrt /"plaisanciers").
Die sich an der Ausschreibung beteiligenden Unternehmen können sich für mehrere der vorgesehenen fünf Windparks gleichzeitig bewerben.
Die französische - bisher ausschließlich terrestrische - Windkraftkapazität beträgt zzt. 5.650 MW. Sie trägt 1,7 % zu der in Frankreich erzeugten Elektrizität bei.
Der Gesamtwortlaut der Ausschreibung steht unter der folgenden Internetanschrift zur Verfügung: http://www.cre.fr/