Valérie Pécresse würdigte eingangs die Erneuerung des französischen strategischen Denkens; sie sei seinerzeit von General Pierre-Marie Gallois begründet worden. Sein Name stehe für den permanenten Dialog, der heute zwischen der akademischen Welt und den französischen Armeen bestehe.
Heute gehe es darum - so die Ministerin - eine "neue poltische Wissenschaft" (Alexis de Tocqueville) zu entwickeln. Es gebe für denjenigen, der sie lesen könne, keine Krise, der nicht warnende Vorzeichen vorangingen. Die herausfordernde Aufgabe bestehe jetzt darin, diese Vorzeichen zu entziffern.
Für Valérie Pécresse ist die neue strategische Gesamtlage ganz offensichtlich; es gehe jetzt darum, alle angesprochenen Kräfte zusammenzuführen; dies bedeute, die betreffenden wissenschaftlichen Disziplinen und ihre Herangehensweise auf einen Nenner zu bringen. Geopolitik, Umweltwissenschaften, Wirtschaft und internationale Beziehungen aber auch Kriminologie und Informationstechnologien gelte es zu "verheiraten".
Die Forschungsministerin unterstrich in diesem Zusammenhang die Rolle des auf Initiative des Staatspräsidenten ins Leben gerufenen "Conseil supérieur de la formation et de la recherche stratégiques". Die neuen Bedrohungen zeigten sich u.a. auch unter dem Gesicht der Datenpiraterie, der Industriespionage und des Terrorismus. Die Arbeitsweisen dieser Netze müßten aufgedeckt werden.
Um die neuen Bedrohungen analysieren und ihnen entgegentreten zu können, brauche man Forschung und Wissenschaft. Die Sicherheits- und Verteidigungstechnologien allein genügten nicht. Sie müßten eine Orientierung von einer Doktrin und von einem vertieften Wissen u.a. auf den Gebieten Wirtschaft, Politische Wissenschaften, Soziologie und Geopolitik erfahren.
Hieraus folgert die Forschungsministerin - in Übereinstimmung mit dem "conseil supérieur de la formation et de la recherche stratégiques" - die Rolle von Forschung und Ausbildung in ihrer in sich selbst begründeten Aufgabenstellung. Über die weltweit besten wissenschaftlichen Einrichtungen zu verfügen, die in der Lage seien, die vielversprechendsten Studenten und die bekanntesten Forscher anzuziehen, gehe über eine bloße Prestigefrage und eine Frage kultureller Ausstrahlung hinaus. Vielmehr handele es sich um eine Frage der Souveränität in den Fragen
- der Energiepolitik: neue Energietechnologien, Energiespeicherung, neue Generation von Batterien; Gebiete auf denen Frankreich über einen beträchtlichen Vorsprung verfüge
- der Ernährung
- der Lebenswissenschaften und der Biotechnologien (einschließlich der Gesundheitsforschung).
Mit dem "Programm Zukunftsinvestitionen" sei - so die Ministerin - Frankreich der strategischen Bedeutung von Wissenschaft und Forschung für seine nationale Souveränität gerecht geworden.