StartseiteLänderEuropaFrankreichFrankreich gründet Agentur für Biodiversität

Frankreich gründet Agentur für Biodiversität

Berichterstattung weltweit

Mit der bereichsübergreifenden Agentur für Biodiversität will Frankreich den Erhalt der natürlichen Vielfalt seiner Natur sichern und einen Beitrag zum Kampf gegen die Folgen des Klimawandels leisten.

Die Agentur für Biodiversität (Agence française pour la biodiversité, AFB) hat am 1. Januar 2017 ihre Arbeit aufgenommen. Die AFB ist damit der zentrale Akteur für staatliche Politik zum Erhalt der Biodiversität in allen französischen Gebieten. Sie ist wissenschaftlich, technisch und finanziell für die Entwicklung, Umsetzung und Bewertung der entsprechenden Maßnahmen verantwortlich. Dazu gehören die Förderung neuer Erkenntnisse über die Biodiversität und Ökosystemleistungen, der Schutz und die Wiederherstellung der ökologischen Vielfalt, Projektförderung, Unterstützung nachhaltiger Wasserwirtschaft und der Kampf gegen Biopiraterie.

Staatspräsident François Hollande hatte die Gründung der Agentur im September 2012 angekündigt und 2016 wurde sie mit dem Gesetz zur Bewahrung der Biodiversität, der Natur und der Landschaften (Loi de reconquête de la biodiversité, de la nature et des paysage) beschlossen. Sie ist unter anderem eine Reaktion auf die Erkenntnis, dass Klimawandel und Biodiversität eng zusammenhängen. Die Agentur vereint vier zuvor nebeneinander bestehende Strukturen: das Nationale Büro für Wasser und Gewässer (Office national de l’eau et des milieux aquatiques, Onema), das Netzwerk für Landschaftsräume (Atelier technique des espaces naturels, ATEN), die Agentur für Meeresschutzgebiete (Agence des aires marines protégées) sowie die Vertretung der französischen Nationalparks (Parcs nationaux de France). Ihr Sitz ist in Vincennes, weitere Standorte befinden sich in Brest und Montpellier.

Der ehemalige Umweltminister Philippe Martin wurde auf Vorschlag der aktuellen Umweltministerin Ségolène Royal in der ersten Sitzung des AFB-Verwaltungsrats zum Präsidenten der neuen Einrichtung gewählt. Ihm stehen die Leiterin des Thinktanks „Ocean and climate“, Françoise Gaill, sowie der Direktor des Nationalparks Guadeloupe, Ferdy Louisy, als Vizepräsidenten zur Seite. Weiterhin wurde der kanadisch-französische Astrophysiker Hubert Reeves, der sich seit Langem für den Erhalt der Biodiversität einsetzt, zum Ehrenpräsidenten ernannt. Das Umweltministerium hat der Agentur zur Gründung 50 zusätzliche Stellen zu den fast 1.200 bestehenden bewilligt, davon die Hälfte in maritimen Naturschutzgebieten. Der Schutz der Meere hat für die französische Regierung zur Bewahrung der Biodiversität besondere Priorität. Um auch die Forschungen zur ökologischen Vielfalt zu fördern, werden das Nationale Zentrum für Wissenschaftliche Forschung CNRS und das Nationale Naturkundemuseum (Museum national d’histoire naturelle) eine gemeinsame Forschungsgruppe (UMR) gründen.

Der Verwaltungsrat hat zudem am 19. Januar 2017 folgende Handlungsschwerpunkte für die AFB beschlossen:

  • Ausbau der Bürgerbeteiligung an Forschungsprojekten und wissenschaftlichen Erkenntnissen (sciences participatives) durch:
    - Gründung der Citizen-Science-Plattform „65 Millionen Beobachter“
    - Einführung des Programms „Vigie nature école“ (Naturstudienprojekte) an allen Schulen
    - Schaffung von fünf Schul-Meeresstationen
    - 500 neue kommunale Biodiversitäts-Atlanten
  • Förderung der biologischen Vielfalt der Meere, insbesondere durch:
    - Wiederherstellung des Natura 2000-Schutzgebietes vor der Küste Saint-Raphaëls
    - Pilotprojekte umweltverträglicher Ankerplätze in Meeresschutzgebieten
    - Ausbau des Programms zur Kollosions-Vermeidung zwischen Schiffen und Walen im Mittelmeer
    - Erfassung der Meeressäuger und pelagischer Megafauna in den Antillen durch Luftbeobachtung
  • Unterstützung des Programms „Frankreich, Land für bestäubende Insekten“ durch:
    - Veröffentlichung des kommunalen Leitfadens zur Pestizidvermeidung und die nationale Kampagne „Gesunde Böden“
    - Schaffung eines Referenznetzwerks zum Zusammenhang zwischen Klimawandel und Biodiversität dank der Nationalpark-Netzwerke zur Überwachung von Bergseen und Bergweiden

  • Bekämpfung der Verschmutzung in Trinkwasserschutzgebieten durch ein Referenzzentrum, welches die Effizienz der getroffenen Maßnahmen prüft

  • Umsetzung des Klimaabkommens von Paris:
    - die AFB erarbeitet für Ségolène Royal Vorschläge zur Umsetzung der drei KIimaschutz-Konventionen der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 (Biodiversität, Klima, Kampf gegen Wüstenbildung)
    - Teilnahme der AFB an der Mittelmeer-Konferenz am 23. Februar 2017 sowie der Konferenz der Kartagena-Konvention zum Schutz des Karibischen Meers vom 13. bis 17. März 2017 in Französisch-Guayana

Perspektivisch soll auch das Nationale Büro für Jagd und Wildtiere (Office national de la chasse et de la faune sauvage) in der AFB aufgehen. Dessen Verwaltungsrat hat sich jedoch am 11. Januar 2017 gegen eine Fusion ausgesprochen.

Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Infrastruktur Geowissenschaften Lebenswissenschaften Umwelt u. Nachhaltigkeit

Weitere Informationen

Projektträger