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Frankreich: Gründung eines Netzwerks zur Meteoritenerkennung

Berichterstattung weltweit

Das Kameranetzwerk FRIPON (Fireball Recovery Interplanetary Observation Network) soll frankreichweit Meteoritenfälle erkennen und ihr Auffinden erleichtern. Es ist das erste seiner Art weltweit.

FRIPON ist aus einer Zusammenarbeit des Observatoriums von Paris, des Nationalen Museums für Naturkunde (Muséum national d’Histoire naturelle), der Universitäten Paris Süd und Aix-Marseille sowie des Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung CNRS (Centre national de la recherche scientifique) hervorgegangen. Das Netzwerk soll in die Atmosphäre eintretende Meteoriten, ihre Flugbahn und ihren Fallbereich erkennen, damit nach ihnen gesucht werden kann.

Ausgangspunkt für FRIPON war der Meteoriteneinschlag in Tscheljabinsk (Sibirien) am 15. Februar 2013, der für alle überraschend kam und für entsprechendes Aufsehen sorgte. Die meisten Boliden und Meteoren verglühen in der Erdumlaufbahn. Gelegentlich produzieren große Himmelskörper jedoch Meteoriten. So kommen in Frankreich schätzungsweise zehn Meteoriten pro Jahr an, gefunden wird jedoch nur einer alle zehn Jahre. Erstaunlicherweise wurden im 19. Jahrhundert fünf Mal mehr Meteoriten gefunden. Drei französische Forscherinnen und Forscher unterschiedlicher Disziplinen haben angesichts dieser Feststellungen 2013 beschlossen, gemeinsam FRIPON zu entwickeln. Denn mithilfe der Meteoriten lässt sich mehr über außerirdische Materie und das Sonnensystem erfahren.

Die französische Forschungsagentur ANR (Agence nationale de la recherche) hat das Vorhaben mit 550.000 Euro unterstützt und so einen Detektor ermöglicht, der 100 Kameras und 25 Funkempfänger umfassen wird. Aktuell sind 60 Kameras in ganz Frankreich installiert. Weitere einzelne Kameras befinden sich in Italien, Spanien, Österreich und Rumänien – die ersten eines zukünftigen internationalen Netzwerks. Die Daten von Wetterradaren und Seismographen werden ebenfalls einbezogen, um Boliden zu identifizieren.

Pro französischer Region sind in einem Abstand von 50 bis 100 Kilometern drei bis neun Kameras auf den Dächern öffentlicher Einrichtungen installiert. Es handelt sich um „Fisheye“-Kameras, die eine 360 Grad-Sicht des Firmaments in einem einzigen Bild ermöglichen. Sie sind mit einem Computer verbunden, auf dem eine spezielle Software Bilder analysiert und Himmelsleuchten erkennt. Wird ein solches erkannt, übermittelt der Computer ein Signal an einen zentralen Rechner in der Universität Paris Sud, der die Daten des gesamten Netzwerks in Echtzeit sammelt. Die Objekte werden so von unterschiedlichen Winkeln erfasst und ihre Laufbahn, ihre Geschwindigkeit und ihr Einschlagort bis auf wenige Hundert Meter berechnet. Auf dieser Grundlage kann innerhalb von 24 Stunden eine Suchaktion veranlasst werden.

FRIPON wird vom Netzwerk Vigie-Ciel mitgetragen, das vom Nationalen Museum für Naturkunde koordiniert wird und 2017 startet. Dieses Citizen-Science-Projekt wird Freiwillige unterstützen, die vor Ort die Suche nach den Meteoriten durchführen oder eine der Kameras bei sich installieren wollen.

Quelle: CNRS, FRIPON Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Global Themen: Netzwerke Grundlagenforschung

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