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Frankreich legt Fahrplan für die Arktis vor

Berichterstattung weltweit

Der französische Außenminister hat die Schaffung eines ressortübergreifenden Netzwerks beschlossen, an dem sich mehrere Ministerien und öffentliche Einrichtungen unter der Leitung des französischen Botschafters für die Arktis beteiligen, mit dem Ziel, einen „nationalen Fahrplan für die Arktis“ zu erarbeiten, um die vorrangigen Ziele Frankreichs bezüglich der Arktis zu ermitteln, einzustufen und zu koordinieren.

In den letzten 20 Jahren haben die durch den Klimawandel bedingten Klima- und Umweltveränderungen in der Arktis dazu geführt, dass die höheren Breiten der Nordhalbkugel als ein von einer dramatischen Umweltkrise bedrohtes Gebiet und gleichzeitig als eine potentiell neue Wirtschafts- und Handelsregion (polare Seerouten, Energieressourcen im Meer, biologische Ressourcen etc.) eingestuft wurden.

In jüngster Zeit stiegen die Temperaturen in der Arktis vier Mal schneller an als die Durchschnittstemperatur an der Erdoberfläche. Am deutlichsten spiegelt sich die aktuelle Klimaentwicklung u.a. im dramatischen Rückgang des arktischen Packeises am Ende des Sommers wider. Seit 1980 soll sich das Gesamtvolumen des Meereises in der Arktis um 75% verringert haben. Genaue Vorhersagen sind zwar nicht möglich, dennoch dürfte die Arktis in den kommenden Jahrzehnten in den Sommermonaten komplett eisfrei sein.

Die Möglichkeiten und Herausforderungen, die sich aus dem Abschmelzen des Arktiseises ergeben, betreffen in erster Linie die an den Arktischen Ozean angrenzenden Länder (USA / Alaska, Kanada, Dänemark / Grönland, Norwegen und die Russische Föderation). Diese sind aufgrund ihrer Souveränität und ihrer rechtlichen Zuständigkeit über große Teile des Arktischen Ozeans und ihrer Hoheitsrechte über dort vorkommende Ressourcen berechtigt und bevorrechtigt, diese Möglichkeiten auszuschöpfen bzw. den Herausforderungen zu begegnen. Die Arktis ist für die Klimaregelung unseres Planeten von wesentlicher Bedeutung.

Die Art und das Ausmaß der Herausforderungen in diesem Meeresraum, in dem Jahr für Jahr neue Verbindungen zwischen dem Nordatlantischen und dem Nordpazifischen Ozean zum Vorschein kommen, erfordern ein hohes Maß an internationaler Zusammenarbeit zwischen den direkt und den indirekt betroffenen Staaten.

Angesichts dessen, was in der Arktis auf dem Spiel steht und in Anbetracht der Herausforderungen hat der französische Außenminister die Schaffung eines ressortübergreifenden Netzwerks beschlossen, an dem sich mehrere Ministerien und öffentliche Einrichtungen unter der Leitung des französischen Botschafters für die Arktis, Michel Rocard, beteiligen, mit dem Ziel, einen „nationalen Fahrplan für die Arktis“ zu erarbeiten, um die vorrangigen Ziele Frankreichs bezüglich der Arktis zu ermitteln, einzustufen und zu koordinieren.

Frankreich wird sich mit dieser Entwicklung in der Borealen Zone natürlich im Sinne des allgemeinen Interesses und der Nachhaltigkeit auseinandersetzen.

Frankreich: eine Polarnation

Dank seiner langen Tradition der Erforschung und Erkundung des hohen Nordens hat sich Frankreich in den letzten drei Jahrhunderten als Polarnation behauptet. Frankreich ist dauerhaft durch Forscher in der Arktis und Antarktis vertreten. 1963 errichtete es als erstes Land eine Forschungsbasis auf der Inselgruppe Spitzbergen. Seit 2003 arbeiten Wissenschaftler aus Frankreich und Deutschland in Ny-Ålesund in einer gemeinsamen Einrichtung für Geophysik, Biologie und Chemie zusammen: der AWIPEV-Basis – ein Zusammenschluss des Alfred-Wegener-Instituts und des französischen Polarforschungs-Instituts Paul Emile Victor (IPEV).

Bei den wissenschaftlichen Publikationen zur Arktis liegt Frankreich weltweit auf dem 9. Platz und bei Veröffentlichungen zur Antarktis auf dem 5. Platz. Die Arktis ist für Frankreich, wie auch für viele andere direkt und indirekt betroffene Länder, ein Gebiet von weltweitem wissenschaftlichem Interesse.

Die diplomatischen Bemühungen Frankreichs bei Fragen zur Arktis

1996 wurde mit der Ottawa-Erklärung, die von acht Arktisländern unterzeichnet wurde, der Arktische Rat eingerichtet. Er bildet das politische Forum für die regionale Zusammenarbeit in diesem Gebiet. Frankreich hat hier seit 2000 einen Beobachterstatus.

Der Arktische Rat ist eine noch recht junge Organisation, weshalb dort noch keine ordnungspolitischen Fragen behandelt wurden. 20 Jahre nach seiner Gründung und angesichts seiner Entwicklung wird der Rat mittelfristig jedoch nicht umhin können, einen globaleren Ansatz zu verfolgen, mit dem vor allem die wirtschaftliche Bedeutung der Arktis bzw. die Rolle der Länder beleuchtet werden, die nicht zu den Anrainerstaaten zählen.

Frankreich kann sich auf seine langjährigen Erfahrungen und die anerkannte Exzellenz seiner Polarforschung stützen, um die Arbeitsgruppen des Arktischen Rates zu unterstützen.

Frankreich beabsichtigt, seine Legitimität in der Arktis zu stärken und wird weiterhin in allen ständigen Gremien vertreten sein, um so seine Interessen zu fördern, die Position französischer Akteure zu sichern und einen Ansatz zu unterstützen, bei dem die Nachhaltigkeit und das allgemeine Interesse (Umweltschutz, Bekämpfung des Klimawandels, ausgewogene Führungsstruktur etc.) im Vordergrund stehen.

Der Schutz der arktischen Meeresumwelt

Die Anfälligkeit der Umwelt und die geringe Widerstandsfähigkeit arktischer Meeresökosysteme insbesondere gegenüber menschlichen Aktivitäten gehören zu den größten Herausforderungen, für die alle Nutzer dieses Meeresraumes Verantwortung übernehmen müssen. Vor diesem Hintergrund steht Frankreich in der Pflicht, vorbildlich zu agieren und diese Vorgehensweise zu fördern.

Frankreich unterstützt ein sektorenübergreifendes ökologisches Vorsorgeprinzip, das auf dem Schutz arktischer Meeresökosysteme basiert, und hat sich dem vom amerikanischen Vorsitz des Arktischen Rates (2015-2017) geförderten Prinzip verschrieben, nach dem die Arktis ein „Pilotgebiet zur Entwicklung grüner Technologien“ ist.

Auch Frankreich engagiert sich für den Schutz der arktischen Meeresumwelt.

Der Klimawandel in der Arktis und im Nordatlantik ist gekennzeichnet durch die zunehmende Abwanderung von Fischbeständen Richtung Norden, was zu neuen Fangaktivitäten führen könnte. Im Rahmen der gemeinsamen Fischfangpolitik unterstützt Frankreich jede Initiative, die auf die Schaffung eines Rahmens zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Fischbestände in der Arktis abzielt, ebenso wie die Initiative zur Festlegung von geschützten Meeresgebieten in der Arktis in Abstimmung mit den beteiligten Akteuren.

Der vereinfachte Zugang zu Bodenschätzen hat einen intensivierten Abbau im Meer zur Folge, wodurch sich das Risiko eines Ölaustritts oder gar einer Ölpest erhöht. Jedes Auslaufen von Öl in die Arktis hätte weitreichende Folgen. Dies ist vor allem der besonderen Anfälligkeit der Meeresumwelt und seiner geringen Widerstandsfähigkeit aufgrund der extremen Wetterbedingungen geschuldet.

Um den Umweltherausforderungen in der Arktis begegnen zu können, setzt sich Frankreich für einen kontrollierten Abbau ein, der bei zu großen Risiken für die Umwelt sogar vollständig verboten werden könnte. Zudem spricht es sich für die Verabschiedung von Verfahren aus, mit denen die Erstellung von Umweltgutachten und Verträglichkeitsstudien im Vorfeld jeglicher Aktivitäten gewährleistet wird.

Erneuerbare Energien und neue Technologien

In einer Region, in der der Klimawandel mit neuen Perspektiven für die wirtschaftliche und kommerzielle Entwicklung einhergeht, ist es besonders wichtig, sich mit dem grünen Wachstum zu befassen und auf erneuerbare Energien, grüne Technologien, Investitionen und Innovationen zu setzen. Die Arktis ist ein Labor für neue Technologien in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), Robotik, Automatisierung, eingebettete Systeme und Sensortechnik.

Frankreich hat bereits wirtschaftliche Interessen in der Arktis, die sicherlich immer mehr werden. Die französischen Industrievorhaben müssen die Fragen des Umweltschutzes umfassend berücksichtigen.

Die Arktis gehört für Frankreich zu den ökologisch empfindlichen Gebieten, in dem es seine Interessen im Sinne der Nachhaltigkeit und des allgemeinen Interesses vertreten will.

Die Europäische Union und die Arktis

Die Europäische Union beschließt eine integrierte Arktispolitik. 

Frankreich fordert die EU dazu auf, einen umfassenden Ansatz zu verfolgen und eine gemeinsame Strategie zur Arktis zu erarbeiten, die über die Interessen der direkt oder indirekt beteiligten EU-Mitgliedstaaten hinausgeht und diese zusammenführt.

Frankreich setzt sich zudem dafür ein, dass die EU ein ehrgeiziges Ziel von allgemeinem Interesse für den Schutz der arktischen Umwelt und der Meeresökosysteme verfolgt.

Quelle: französisches Außenministerium. Übersetzt von Jana Ulbricht, Abteilung für Wissenschaft und Technologie - Französische Botschaft in Berlin

Quelle: Abteilung für Wissenschaft und Technologie - Französische Botschaft in Berlin Redaktion: von Tim Mörsch, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: EU Frankreich Themen: Geowissenschaften Information u. Kommunikation Strategie und Rahmenbedingungen Umwelt u. Nachhaltigkeit

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