Frankreich ist unter den Ländern, die ausländische Studenten aufnehmen, in den letzten Jahren vom dritten auf den fünften Platz gesunken. Mit 260.000 Ausländern (50% mehr als in 2001) sieht es sich nach den USA (685.000), Großbritannien (400.000), Australien (271.000) und Deutschland (264.000) als Opfer der katastrophalen Auswirkung einer Verordnung, die der damalige Innenminister Guérant im Mai 2011 erlassen hatte, um nur einer begrenzten Zahl exzellenter Studenten außereuropäischen Ursprungs im Lande ein Studium und erste berufliche Erfahrungen nach dessen Abschluss zu ermöglichen. Die jetzt erfolgte Außerkraftsetzung dieses Erlasses ist nur ein erster Schritt in Richtung auf Gewinnung mehr außereuropäischer Studenten: Die für Hochschulen und Forschung verantwortliche Ministerin Geneviève Fioraso und ihr Kabinettskollege Manuel Valls (Inneres) schlagen jetzt vor, den Studenten für die gesamte Dauer ihres Studiums sowie für ein weiteres Jahr ein Visum einzuräumen. Doktoranden sollen ein zeitlich unbegrenztes Visum erhalten, damit sie ihre wissenschaftlichen Arbeiten in aller Ruhe durchführen können. Schließlich sollen an allen Hochschulorten integrale Büros eingerichtet werden, an denen Präfekturen, Studentenwerke, Familienbeihilfekassen und Banken vertreten sind, damit die Studenten dort ihre praktischen Probleme mit einem einzigen Gang erledigen können.
Eine für den 16. April hierüber in der Assemblée Nationale vorgesehene Debatte wurde verschoben, was in der französischen Presse auf Unverständnis stieß: Angesichts des weltweiten Wettbewerbs wisse jeder, dass Wissen ein strategisches Thema von zentraler Bedeutung sei. Die Hochschulen müssten die besten Studenten und Forscher anziehen, die anschließend Botschafter Frankreichs seien, und deren „soft power“ darstellten, die Frankreichs Einfluss in der Welt stärkten. Die USA, Großbritannien, Australien und Deutschland hätten das verstanden; Frankreich, das hierin eine alte Tradition habe, müsse das mehr als jeh respektieren.