Ziel des "Prix FutuRIS" ist es, zu Ausarbeitungen von Darstellungen und deren Verbreitung zu ermutigen, die als Referenzdokumente zu Fragen der Organisation des durch das Hochschulreformgesetz vom August 2007 umgestalteten Systems der universitären Forschung und Innovation, seiner Positionierung im internationalen Kontext und seiner Weiterentwicklung dienen könnten; auch Fragen des Europäischen Forschungsraums fallen unter die Zielsetzung des Preises. Hierauf wies die Ausschreibung für den "Prix FutuRIS 2010" ausdrücklich hin. Auch Fragen wie u. a. "das Verhältnis von Wissenschaft und Technologie zur Gesellschaft", die "Definition der Prioritäten von Forschung und Innovation", das "Innovationsmanagement der Unternehmen" und die "Wirtschaftliche Verwertung der Ergebnisse staatlich geförderter Forschung" fallen in das Spektrum des Preises.
Der "Prix FutuRIS" wird seit dem Jahre 2008 jährlich von Futuris - einer von der ANTR im Jahre 2005 unter ihrem Dach ins Leben gerufenen prospektiven Begegnungsplattform von Akteuren der staatlichen und privaten Forschung - verliehen. Er ist im Jahre 2010 mit 8000 Euro ausgestattet, davon entfallen 6000 Euro auf die mit dem 1. Preis ausgezeichnete Ausarbeitung und 2000 Euro auf den mit dem 2. Preis ausgezeichneten Laureaten. Die Ausarbeitungen werden in der jährlich erscheinenden Publikation "FutuRIS" veröffentlicht.
Die am 6.April 2010 durch die Jury aus 27 eingereichten Ausarbeitungen mit dem 1. Preis ausgezeichnete, 21 Seiten umfassende, Arbeit des Trios Buisson-Chambaz-Lacone verbindet am Beispiel der "Université Pierre et Marie Curie" eine Momentaufnahme der Rolle der Forschung an den französischen Universitäten mit einem Rückblick und einer Darstellung der Beziehungen der universitäten Forschung mit den staatlichen außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie den vor Ort ansässigen Grandes Ecoles und der Welt der Unternehmen. Die Frage des optimalen Einsatzes der durch das Hochschulreformgesetz 2007 geschaffenen neuen hochschulpolitischen Instrumente spielt für das Autorenteam eine hervorgehobene Rolle. Seine "Conclusion" hat fast den Charakter einer auf die "Université Pierre et Marie Curie" abgestellten "Regierungserklärung" zu den noch in Angriff zu nehmenden Aufgaben. Die Autoren unterstreichen, dass auf der Grundlage der den Hochschulen eingeräumten Autonomie jede französische Universität, die sich als Forschungsuniversität versteht, ihren eigenen Weg finden müsse.
Die mit dem 2. Preis ausgezeichnete, 25 Seiten umfassende Arbeit des Duos Boitier-Rivière hat den "Haushalt der Universitäten als Steuerungsinstrument" zum Thema gewählt. Sie stellt - ausgehend von Erfahrungen in den angelsächsischen Ländern - das "Nouveau Management Public" (NMP) und seine Übertragung auf französische Verhältnisse dar; es habe in der "Loi Organique relative aux Lois de Finance" (LOLF) seine gesetzgeberische Ausformung gefunden. Die Ausarbeitung behandelt sodann, wie sich dieses komplexe Instrumentarium für den Bereich Hochschulen und Forschung darstellt. Dabei gehen die Autorinnen von den Aufgaben des Ministeriums für Hochschulwesen und Forschung (MESR) unter dem Geichtspunkt u. a. der Prioritätensetzung und der politischen Erfolgungskontrolle in Verbindung mit der Evaluierung durch die "Agence d' évaluation de la recherche et de l' enseignement supérieuir" (AERES) aus und untersuchen die den Universitäten verbleibenden Handlungsspielräume. Die Autorinnen stellen fest, dass die Ausübung der Haushaltsautonomie durch die Universitäten noch in den Anfängen steckt. Sie beschreiben die praktischen Schwierigkeiten, vor denen - auch universitätsintern - die Leitungspersönlichkeiten der Universitäten noch stehen.
Die "Conclusion" (Seite 21 bis 25) beschreibt das Spannungsfeld, in dem sich die Haushaltsautonomie der Universitäten erst noch bewähren muss, und zeigt die Probleme auf, die insoweit noch zu lösen sind. Die Autorinnen warnen vor den Risiken einer zu mechanischen Übernahme der für ein großes Unternehmen der Privatwirtschaft entwickelten Instrumente.