StartseiteLänderEuropaFrankreichFrankreich: Staatspräsident Sarkozy setzt unverändert auf die Kernenergie

Frankreich: Staatspräsident Sarkozy setzt unverändert auf die Kernenergie

Er wählte am 3.5.2011 demonstrativ den Standort Gravelines (Nordfrankreich), wo eine sechs Kernkraftwerke (KKW) umfassende Meerwasser gekühlte Produktionskapzität von je 900 MW installiert ist.

In einer informellen Ansprache vor den Arbeitern und Angestellten der von EDF betriebenen Anlage bekräftigte er das Vertrauen Frankreichs und der Franzosen in die Sicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit der Kernenergie als solcher und des französischen Kernenergieparks (58 Reaktoren; rd. 80 % der nationalen Elektrizitätserzeugung): "Sie stellen die Macht und die Unabhängigkeit unseres Landes im Energiebereich dar". Er betonte erneut, dass die französische Strategie sich auf zwei Pfeiler stützen müsse, "in denen wir Führer sein müssen und in die wir fortfahren müssen, massiv zu investieren: die Kernenergie und die erneuerbaren Energien".

Sarkozy unterstrich, er sei nicht nach Gravelines gekommen, um über die anderenorts in der Frage der künftigen Nutzung der Kernenergie getroffenen Entscheidungen zu urteilen. Für ihn stehe jedoch außer Frage, auf die Vorteile der energiepolitischen Unabhängigkeit zu verzichten, die sich Frankreich im Verlauf der letzten vier Jahrzehnte geschaffen habe; ein Verzicht auf die Kernenergie würde zu einer Vervierfachung des Preises für Elektrizität führen.  

Gleichzeitig erneuerte Sarkozy seine Entschlossenheit, die Entwicklung der erneuerbaren Energien in großen Stil voranzutreiben.

Der Staatspräsident brachte seine Entschlossenheit zum Ausdruck, an den geplanten Investionen in den Bau von Kernkraftwerken in Verbindung mit Investitionen in die nukleare Sicherheit festzuhalten. Sollte das eingeleitete technische Audit bei dem ein oder anderen KKW Defizite feststellen, werde dieses KKW abgeschaltet. Aus dem Reaktorunfall in Fukushima müssten in weitest möglichem Umfang die notwendigen Lehren ("retour d' expériences") gezogen werden.

Ein Stopp der Arbeiten an dem bereits im Bau befindlichen KKW der 3. Generation (EPR) in Flamanville kommt für Sarkozy nicht in Betracht.

Sarkozy widmete einen Teil seiner Ausführungen der Frage der Wirtschaftlichkeit der Kernenergie im Verhältnis zu anderen Formen der Elektrizitätserzeugung. Er hatte schon tags zuvor (2.5.2011) in einem Gespräch, zu dem er acht Umweltorganisationen in den Elysée-Palast eingeladen hatte, den Vorschlag von WWF France zugestimmt, den französischen Rechnungshof mit einem Audit zu den mit der Erzeugung von Kernenergie zusammenhängenden Gesamtkosten zu betrauen ("rapport sur le coût réel du nucléaire"); an diesem Audit sollten auch unabhängige Experten des Nuklearsektors und des Staates beteiligt werden.

Die Gegner der Kernenergie hatten schon seit Jahren kritisiert, dass der Abgabepreis einer Kilowatt-Stunde durch EDF die Kosten des künftigen Abbaus der KKW und der Lagerung radioaktiver Abfälle nicht berücksichtige; in die Berechnungen müßten auch die F+E-Kosten, die in die Entwicklung der Kernenergie bereits investiert worden seien und noch weiter investiert werden, einbezogen werden.

Quelle: Le Figaro vom 3.5.2011 Redaktion: Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Energie Wirtschaft, Märkte Umwelt u. Nachhaltigkeit

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