StartseiteLänderEuropaFrankreichFrankreich: Staatspräsident Sarkozy spricht sich in einigen wichtigen Punkten für eine Abkehr von einer seit Jahrzehnten im Erziehungswesen verfolgten Politik aus

Frankreich: Staatspräsident Sarkozy spricht sich in einigen wichtigen Punkten für eine Abkehr von einer seit Jahrzehnten im Erziehungswesen verfolgten Politik aus

Der Staatspräsident besuchte am 21.6. und 23.6.2011 eine Grundschule (La Canourgue im abgelegenen Departement Lozére/Zentralmassiv) und ein Kolleg (in Plaisir im Departement Yvelines; Region Île-de-France). Es zeichnet sich ab, dass Nicolas Sarkozy Schule und Berufsausbildung im Frühjahr 2012 zu einem zentralen Thema des Präsidentschaftswahlkampfes machen will.

Der Staatspräsident - in Begleitung von Erziehuingsminister Luc Chatel - beklagte in einer "Table ronde" mit Lehrern und gewählten Volksvertretern in der Grundschule von La Canourgue die Konsequenzen einer seit Jahren auf Zahlen fixierten Schulpolitik, die darauf abstelle,"80 % einer Altersklasse zum Abitur zu führen". Heute seien die Schüler je nach Veranlagung mehr und mehr verschieden. Um der Verschiedenheit der Schulbevölkerung gerecht zu werden, könne es nur um ein Maximum auf den Einzelfall abstellender Antworten gehen. Der große Irrtum des einheitlichen vierjährigen "collège unique" bestehe darin, für diese Verschiedenheit keine Lösungen anbieten zu können. Er sei nie ein Anhänger des "collège unique", der ersten Stufe der Sekundarstufe, gewesen.

Nach der Einführung des kostenlosen Pflichtunterrichts im Jahre 1882 und der Einführung des "collège unique" durch den damaligen Staatspräsidenten Giscard d'Estaing im Jahre 1975 müsse jetzt eine auf den einzelnen Schüler abstellende Diversifikation des Bildungsangebots für junge Menschen die dritte Revolution des Erziehungswesens sein. Gleichzeitig denken der Staatspräsident und der Erziehungsminister über eine Vervielfachung der Übergänge zwischen dem allgemeinen schulischen Bildungsweg, den technisch und beruflich ausgerichteten Ausbildungsgängen sowie zwischen den "filières littéraires" und den "filièrs scientifiques" der Lyzeumsstufe nach.

Nicolas Sarkozy plädierte bei seinen Besuchen vor Ort weiter für eine Fortentwicklung einer "formation en alternance" und eine Erhöhung der Zahl von Lehrlingen ("apprentissage"). Er traf die Feststellung, dass 83 % der jungen Menschen mit einer abgeschlossenen Lehrlingsausbildung einen Arbeitsplatz finden: "Wir streben die Zahl von 1 Million Lehrlingen an."

Der Staatspräsident kündigte in La Canourgue an, dass die Grundschule im kommenden Jahr die absolute Priorität sein werde. Die Grundschulen würden für den Beginn des Schuljahres 2012 - von demographisch eindeutigen Fällen abgesehen - von der allgemeinen Restriktion hinsichtlich der Wiederbesetzung von Beamtenstellen ("règle du 1 sur 2"; bei Pensionierungen wird nur jede zweite Stelle neu besetzt) ausgenommen; mit dieser Maßgabe werde im Jahre 2012 keine Grundschule geschlossen. Diese Ausnahmeregelung gelte jedoch nicht für die übrigen Bereiche des Erziehungswesens. In den letzten 20 Jahren hat die Zahl der Schüler in Frankreich um insgesamt 540 000 Schüler abgenommen, die Zahl der Lehrkräfte um 34 000 zugenommen.

Le Monde und Le Figaro vom 21.6.2011 berichten übereinstimmend, Nicolas Sarkozy und die französische Rechte beabsichtigten mit Blick auf die Präsidentschaftwahl 2012, für die Schulen das zu ihrem Programm zu machen, was ihnen nach ihrer Auffassung seit 2007 für die Universtäten (Autonomie, Finanzierung) schon gelungen sei.

Quelle: www.elysee.fr Redaktion: Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Berufs- und Weiterbildung Bildung und Hochschulen

Projektträger