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Französische Präsidentschaftswahlen: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fürchten um die Demokratie

Berichterstattung weltweit

Die Wissenschaft war kein zentrales Thema im französischen Wahlkampf um das Präsidentenamt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler engagierten und engagieren sich dennoch und zwar insbesondere gegen einen möglichen Sieg der Kandidatin des Front National, Marine Le Pen. Aber auch der linke Kandidat Jean-Luc Mélenchon und seine Bewegung „Das ungehorsame Frankreich“ (La France insoumise) stellen laut hochrangigen Forschenden eine Bedrohung für die französische Wissenschaft dar.

Die Fachzeitschrift Nature hat im Vorfeld der Wahlen 3.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Frankreich anonym zu ihrer Wahlentscheidung befragt. Von den 173 Personen, die geantwortet haben, unterstützt ein Großteil den parteilosen Kandidaten Emmanuel Macron und seine Bewegung „Vorwärts!“ (En Marche!), weit vor Mélenchon und dem sozialistischen Kandidaten Benoît Hamon. Wenige unterstützen den konservativen Kandidaten François Fillon, kaum einer die rechtsextreme Le Pen. So warnen auch neun Nobel- und Fieldsmedaillen-Träger in der Tageszeitung Le Monde vor einem Sieg Le Pens aber auch Mélenchons. Le Pen gefährde mit ihrer anti-europäischen Haltung die internationalen Beziehungen der französischen Forschungseinrichtungen. Im Institut einer der Autoren seien bereits aufgrund der Wahlen und eines möglichen Siegs der Kandidatin internationale Fördermittel von Seiten der Geber eingefroren worden. Am anderen Ende des politischen Spektrums stelle Mélenchons Forderung nach Abschaffung aller Reformen der letzten 15 Jahre  Personalautonomie der Universitäten, Projektmittelagentur ANR, Hoher Evaluierungsrat HCERES oder Steuererleichterungen für FuE-Aufwendungen von Unternehmen ein Bedrohung für die Leistungsfähigkeit der französischen Forschung insgesamt dar.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wünschen sich laut Nature von der kommenden Regierung mehr Förderung für Grundlagenforschung und langfristige Forschungsvorhaben, eine Vereinfachung der Antragsverfahren für Projektgelder und mehr Forschung zu gesellschaftsrelevanten Themen wie Umwelt oder Landwirtschaft. In eine ähnliche Richtung geht ein Beitrag hochrangiger Vertreter des Nationalen Zentrums für wissenschaftliche Forschung CNRS in Le Monde, die von der künftigen Regierung zudem einen mehrjährigen Budgetplan für die Forschung und stabile Arbeitsverhältnisse fordern, um Frankreich weiterhin an der wissenschaftlichen Weltspitze zu halten. Die zahlreichen wissenschaftlichen Erfolge der letzten zehn Jahre seien insbesondere auf die umfangreiche staatliche Förderung ab den 1960er Jahren zurückzuführen, aufgrund derer sich Forschungseinrichtungen wie das CNRS entwickeln konnten.

Wie Nature jedoch weiter schreibt, hätten viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Zeitschrift mitgeteilt, sich weniger Sorgen über die Haltung der Kandidaten zum Thema Wissenschaft als vielmehr über breitere politische Themen zu machen. Es ginge darum, Le Pen zu stoppen, deren nationalistische Politik eine Gefahr für den Pluralismus und die Werte der französischen Demokratie darstelle. Der Leiter des Institut Henri Poincaré, Fieldsmedaillen-Träger Cédric Villani, und der ehemalige Leiter des CNRS, Édouard Brézin, betonen die Gefahr eines Siegs von Le Pen für die Europäische Union. „Jeder französische Rückzug aus Europa wäre viel schwerwiegender als der Brexit.“, wird Brézin zitiert. Und Le Pen habe die Vision einer geschlossenen Gesellschaft während Forschende eher eine internationale Perspektive hätten. Beispielsweise hat sich Villani daher offiziell dem explizit pro-europäischen Kandidaten Macron angeschlossen.

Rémi Barré, Experte für Wissenschaftspolitik am Nationalen Konservatorium für Kunst und Gewerbe CNAM (Conservatoire national des arts et métiers), hält eine Fortsetzung der bisherigen Wissenschaftspolitik, die unter Jacques Chirac und Nicolas Sarkozy begonnen wurde, für das wahrscheinlichste Ergebnis der Präsidentschaftswahlen. Aufgrund der wirtschaftlichen Zwänge wird es wenig Spielraum für eine Erhöhung des Forschungsbudgets geben.

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Quelle: Nature / Le Monde Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Strategie und Rahmenbedingungen sonstiges / Querschnittsaktivitäten

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