La Paillasse wurde 2011 von Thomas Landrain, Forscher für synthetische Biologie, in einem besetzten Haus in Vitry-sur-Seine gegründet. Durch eine Subvention des Pariser Rathauses konnte La Paillasse im März 2014 in ein Gebäude in der rue Saint-Denis in Paris ziehen. Die Subvention deckt jedoch nur die Miete. Die für die Forschung notwendigen Geräte stammen aus Laboratorien und Krankenhäusern, die dort nicht mehr genutzt werden.
In diesem offenen Labor kommen Biologen, Informatiker, Philosophen, Designer etc. zusammen. Diese Interdisziplinarität ist eine Quelle für Kreativität und Innovation. Das Konzept wurde auch bereits in anderen französischen Städten wie Bordeaux und Lyon übernommen. Die Zusammenarbeit erfolgt über ein virtuelles Netzwerk, über das sie sich auch mit verwandten Strukturen in der Schweiz, in Irland und in China austauschen.
Alle Projekte sind als open source ausgelegt, das heißt, dass die Erfahrungen und das geistige Eigentum geteilt werden. Dies schließt jedoch nicht aus, dass jeder zu einem späteren Zeitpunkt kommerzielle Anwendungen entwickeln kann.
Rund 30 Projekte werden derzeit in La Paillasse durchgeführt. So nutzen beispielsweise zwei Ingenieure des Grundlagenforschungszentrums von Sony die Kompetenzen der Biologen, um elektronische Geräte biologisch abbaubar zu machen. Gleich nebenan wird ein DNA Barcode entwickelt, der den genetischen “Fingerabdruck” von Lebensmitteln ermittelt (z. B. um Pferdefleisch in Lasagne auszuschließen). Normalerweise kostet eine solche Analyse 200 Euro und würde drei Tage dauern. Dank dieses Geräts sind nur vier Stunden und fünf Euro nötig. Eine andere Gruppe arbeitet an einem preiswerten Bioreaktor, eine nächste an einem tragbaren Ultraschallgerät.
Das alles illustriert den von einer amerikanischen Bewegung inspirierten Wunsch des Gründers: die do-it-yourself biology. Dadurch soll u. a. vermieden werden, dass multinationale Konzerne (wie Monsanto) das biologische Erbe für sich allein beanspruchen.
La Paillasse widmet sich aber nicht allein den Biotechnologien, sondern auch allen neuen Technologien und Innovationen. In der einen Ecke beschäftigt man sich mit intelligenten Textilien, Robotik, Mikrofluidik etc., in der anderen mit Geisterstädten und damit, wie ihnen neues Leben eingehaucht werden kann. Eine dritte Gruppe arbeitet an der Entwicklung einer Drohne: das Start-up Flylab.
La Paillasse möchte zu einem wahren Gründerzentrum für Start-ups werden. Und vielleicht auch zu einem Ort für einen beruflichen Wechsel für junge Doktoranden, da es heute im akademischen Bereich in Frankreich nur wenige Stellen gibt.