Für ihre Verdienste um die deutsch-polnische Zusammenarbeit in der Wissenschaft erhalten die Wirtschaftsinformatiker Professor Erwin Pesch aus Siegen und Professor Jacek Błażewicz aus Poznan den Kopernikus-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Stiftung für die polnische Wissenschaft (FNP). „Die beiden Wissenschaftler leisten hervorragende Forschungsarbeit, engagieren sich für den Nachwuchs, kooperieren seit vielen Jahren und ergänzen sich dabei auf optimale Weise“, heißt es in der Begründung der Jury von DFG und FNP. Der Kopernikus-Preis ist mit 100 000 Euro dotiert und wird am 17. September 2012 in Warschau von den Präsidenten der DFG und FNP, Professor Matthias Kleiner und Professor Maciej Żylicz, verliehen.
Pesch und Błażewicz erhalten den Kopernikus-Preis für ihre gemeinsame Forschung und die Entwicklung von Algorithmen im Bereich Zeitablaufsteuerung und Bioinformatik. Sie kooperieren seit über 20 Jahren. Aus der Zusammenarbeit gingen mehr als 30 wissenschaftliche Publikationen sowie gemeinsame Präsentationen auf zahlreichen Workshops und Konferenzen hervor. Die bedeutendste Publikation der beiden ist eine international veröffentlichte Monografie mit dem Titel „Scheduling Computer and Manufacturing Processes” sowie eine gemeinsam editierte vielbändige Buchreihe unter dem Titel „Handbooks on Information Systems”. Fast 20 Doktoranden und Postdocs haben die Forscher gemeinsam betreut. Sie initiierten außerdem ein studentisches Austauschprogramm sowie eine gemeinsame Seminarreihe der Universitäten Siegen und Poznan.
Professor Jacek Błażewicz absolvierte sein Studium der Regelungstechnik an der Technischen Universität Poznan. Nach seinem Abschluss 1974 wurde er dort in den Technischen Wissenschaften an der Fakultät für Elektrotechnik promoviert. 1980 folgte die Habilitation und 1987 die Berufung zum ordentlichen Professor und zum stellvertretenden Direktor des Instituts für Computerwissenschaft. Dessen Labor für Algorithmendesign und Programmiersysteme leitete er seit 1995. Parallel war Błażewicz von 1994 bis 1999 Professor an der Fakultät für Mathematik und Computerwissenschaft der Adam-Mickiewicz-Universität Poznan und wirkte seit 1999 als Professor am Institut für Bioorganische Chemie der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Sein wissenschaftliches Werk umfasst etwa 300 wissenschaftliche Publikationen und 15 Monografien. Błażewicz erhielt 1991 die EURO Gold Medaille der European Association of Operational Research Societies, 2005 wurde er Senior Member des Institute of Electrical and Electronics Engineers. Die Universität Siegen verlieh ihm 2006 die Ehrendoktorwürde.
Professor Erwin Pesch studierte Mathematik und Computerwissenschaft an der Technischen Universität Darmstadt, wo er sich in der Mathematik promovierte und auch habilitierte. Von 1989 bis 1994 führte ihn sein Weg als Assistenzprofessor an die Fakultät für Volkswirtschaft der Universität Maastricht. Von 1994 bis 2001 war er als Professor im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Bonn tätig. Derzeit forscht und lehrt er in gleicher Position an der Universität Siegen. Seine wissenschaftliche Arbeit ist stark interdisziplinär ausgerichtet, seine Forschungsschwerpunkte sind Wirtschaftsinformatik, Entscheidungshilfesysteme, Abwicklungstechnik und Personalplanung. Pesch berät erfolgreich zahlreiche Unternehmen. So wird in der Planung der Bodenabfertigung an Flughäfen eine Software genutzt, die auf seinen Algorithmen beruhen. Seine wissenschaftliche Produktivität und Vielseitigkeit dokumentieren vier Bücher, beinahe 120 Veröffentlichungen, viele davon in internationalen Fachzeitschriften, und zahlreiche DFG-geförderte Projekte.
Die beiden Wirtschaftsinformatiker sind das vierte „Wissenschaftler-Tandem“, das den Kopernikus-Preis der DFG und FNP erhält. Der Preis wird seit 2006 alle zwei Jahre jeweils an eine wissenschaftliche Persönlichkeit aus Deutschland und Polen verliehen. Er ist nach dem Astronomen Nikolaus Kopernikus (1473–1543) benannt und soll ein Zeichen der engen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen im Bereich der Forschung setzen. Das Preisgeld kommt zu gleichen Teilen von den beiden Organisationen; die beiden Preisträger erhalten jeweils die Hälfte und können diese Summe für alle wissenschaftlichen Zwecke verwenden, die DFG und FNP mit ihren Programmen fördern. Ein Schwerpunkt soll dabei in der Intensivierung der gemeinsamen Nachwuchsförderung liegen. Neben dem Kopernikus-Preis setzen beide Organisationen bereits seit einigen Jahren Akzente für eine intensive Kooperation in der Wissenschaftsförderung.
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