StartseiteLänderEuropaVereinigtes Königreich (Großbritannien)EU-Studie: Junge Migranten aus der EU unterstützen die britische Wirtschaft

EU-Studie: Junge Migranten aus der EU unterstützen die britische Wirtschaft

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In Großbritannien soll in einem Referendum über den Verbleib des Landes in der Europäischen Union abgestimmt werden. Vor diesem Hintergrund wurde in einem EU-finanzierten Projekt über die neusten Erkenntnisse zu dem Thema diskutiert, wie sich junge Migranten aus der EU auf das Vereinigte Königreich auswirken.

Die Forscher des EU-finanzierten Projekts STYLE (Strategic Transitions for Youth Labour in Europe) stellten die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit „Dimensions of labour market integration among young EU migrant citizens in the UK“ vor. Im Vorfeld des britischen Referendums am 23. Juni zum Verbleib in der EU liefern diese Erkenntnisse zur rechten Zeit genaue Informationen darüber, wie sich junge Migranten aus der EU auf die britische Wirtschaft auswirken.

Die Forscher untersuchten, wie viele junge Menschen aus EU-Ländern und anderen Staaten nach Großbritannien migrieren, über welche Qualifikationen sie verfügen und welcher Art von Arbeit sie nach ihrer Ankunft nachgehen. Insgesamt stellten sie fest, dass Europäer im Alter von 20 bis 34 Jahren gut in den britischen Arbeitsmarkt integriert sind. Zu dieser Altersgruppe zählen 60 % aller Migranten, die in den letzten fünf Jahren ins Vereinigte Königreich auswanderten. Diese Menschen weisen eine höhere Beschäftigungsquote auf, arbeiten länger und beziehen seltener Arbeitslosengeld als britische Staatsbürger im gleichen Alter.

Die Wissenschaftler erkannten jedoch auch deutliche Unterschiede bei der Bezahlung und den Arbeitsbedingungen, die von jungen Migranten akzeptiert werden. EU-Migranten aus Mitgliedstaaten in Mittel- und Osteuropa werden häufig schlechter bezahlt und leben mit höherer Wahrscheinlichkeit in prekären Verhältnissen. Zudem wurde festgestellt, dass mittel- und osteuropäische Migranten für die von ihnen ausgeführte Arbeit sehr oft überqualifiziert sind.

Methodik der Studie

Die STYLE-Forscher konzentrierten sich auf sechs unterschiedliche Gruppen junger Menschen in Großbritannien. Sie legten insbesondere einen Schwerpunkt auf Menschen, die außerhalb des Vereinigten Königreichs geboren wurden, keine britischen Staatsbürger sind, ihren Wohnsitz seit mindestens einem Jahr in Großbritannien haben und innerhalb der letzten fünf Jahre einreisten. Die Analyse basierte auf Daten aus der UK Labour Force Survey (2010–2014), einer groß angelegten Erhebung zur britischen Einwohnerschaft.

Die Forscher teilten diese Personen dann in die folgenden Gruppen ein: Migranten aus den acht mittel- und osteuropäischen Mitgliedstaaten (CEE8), die der EU im Jahr 2004 beitraten; Migranten aus Bulgarien und Rumänien; Migranten aus südeuropäischen Ländern (Griechenland, Italien, Malta, Portugal, Spanien, Zypern); Migranten aus allen übrigen EU-Ländern sowie Migranten aus dem Rest der Welt.

Insgesamt stellten die Forscher fest, dass junge EU-Migranten eine relativ hohe Beschäftigungsquote aufwiesen – bei jungen Migranten aus CEE8-Ländern lag diese bei 82 %, bei jungen in Großbritannien geborenen Menschen bei 73 %. Außerdem ermittelten sie, dass junge EU-Migranten in Großbritannien geringfügig länger als Briten der gleichen Altersgruppe arbeiten. Im Durchschnitt sind Arbeiter im Königreich in einer 40-Stunden-Woche beschäftigt, wobei die meisten migrierten EU-Bürger pro Woche mindestens eine Überstunde leisten. Hinsichtlich der Arbeitslosenquote stellten die Forscher fest, dass 8,5 % der in Großbritannien geborenen Personen zwischen 2010 und 2014 arbeitslos waren, jedoch nur 5 % der Menschen aus CEE8-Mitgliedstaaten. Darüber hinaus lag die Wahrscheinlichkeit, dass arbeitslose EU-Migranten Arbeitslosengeld beziehen, bei etwa 20 %, bei jungen arbeitslosen Briten bei 38 %.

Der wirtschaftliche Beitrag junger EU-Migranten

Die Projektforscher belegten des Weiteren, dass junge, aus der EU migrierte Arbeiter aufgrund zahlreicher Faktoren insgesamt einen positiven Beitrag zur britischen Wirtschaft leisten. Zunächst entschärfen sie den Fachkräftemangel, wobei Bürger aus CEE8-Ländern, Rumänien und Bulgarien mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit in der Fertigung oder dem Bauwesen beschäftigt sind. Die Forscher wiesen darauf hin, dass sie so zum langfristigen Ziel der britischen Regierung beitragen, die Abhängigkeit vom Dienstleistungssektor abzubauen und die Wirtschaft Großbritanniens wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Überraschend war jedoch, dass junge Migranten aus Rumänien und Bulgarien der allgemeinen Auffassung entgegen mit ebenso hoher Wahrscheinlichkeit im Finanzsektor angestellt sind wie britische Staatsbürger.

Die Studie belegt zudem, dass viele der migrierten EU-Bürger im Vereinigten Königreich hoch qualifiziert und für ihre tatsächlich ausgeführte Arbeit häufig überqualifiziert sind. Als die durchschnittliche Qualifikation ermittelt wurde, über die Menschen innerhalb eines Berufs verfügen, schnitten junge Migranten aus übrigen EU-Ländern und anderen Teilen der Welt besser als erwartet ab.

Hinsichtlich der Bezahlung stellten die Forscher Unterschiede fest: Der Stundenlohn war bei CEE8-Bürgern sowie Bulgaren und Rumänen um etwa ein Fünftel niedriger als bei Briten der gleichen Gruppe, Südeuropäer verdienten vergleichbar viel wie Briten, und Bürger aus anderen EU-Ländern (überwiegend Franzosen und Deutsche) hatten durchschnittlich um mehr als 20 % höhere Löhne als Einheimische.

Insgesamt sind junge Migranten aus Europa gut in den Arbeitsmarkt des Vereinigten Königreichs integriert, und sie decken den dringenden Bedarf für Fachkräfte in verschiedenen Bereichen der britischen Wirtschaft. Es sind jedoch deutliche Unterschiede bei Bezahlung und Qualifikation zu erkennen, wobei vor allem Migranten aus CEE8-Ländern sowie Bulgarien und Rumänien im Nachteil sind.

Das STYLE-Projekt wird von der University of Brighton koordiniert und soll im August 2017 abgeschlossen werden.

Quelle: CORDIS Redaktion: Länder / Organisationen: Vereinigtes Königreich (Großbritannien) EU Themen: Berufs- und Weiterbildung Wirtschaft, Märkte Fachkräfte

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