StartseiteLänderEuropaVereinigtes Königreich (Großbritannien)Neuester Foresight-Bericht zeigt internationale Dimensionen des Klimawandels

Neuester Foresight-Bericht zeigt internationale Dimensionen des Klimawandels

Klimafolgen in anderen Teilen der Welt könnten sich auf Großbritannien sogar stärker auswirken als der Klimawandel im eigenen Land, so der Bericht „Internationale Dimensionen des Klimawandels“, den die Denkfabrik der britischen Regierung Foresight in der vergangenen Woche vorgestellt hat.

Die Studie wird die Grundlage der ersten Klimafolgen-Risikobewertung bilden, die das britische Klimaschutzgesetz von 2008 vorschreibt und die im Januar 2012 erstmals vorgelegt werden soll.

Der Foresight-Bericht macht fünf zentrale Aussagen:

  1. Großbritannien ist ganz unterschiedlichen Risiken aufgrund von Klimaauswirkungen im Ausland ausgesetzt.  Umso wichtiger ist es, breit gefächerte Antworten zu entwickeln.
  2. Es ist entscheidend, dass jetzt Strategien zur Minderung dieser Risiken entwickelt werden. Werden Maßnahmen gegen die zu erwartenden Probleme umgehend oder in naher Zukunft getroffen, so ist dies deutlich kostengünstiger, als wenn später gehandelt wird.
  3. Dass der Klimawandel bereits in Gang ist und voraussichtlich mindestens noch einige Jahrzehnte anhalten wird, ist wissenschaftlich gut belegt.
  4. Großbritanniens Unternehmen verfügen über deutliche Stärken, die anderen Ländern bei der Minderung oder Anpassung an den Klimawandel helfen könnten.
  5. Die politischen Entscheidungsträger in Großbritannien sollten noch einmal überdenken, wie sie die Risiken bewerten, die Klimafolgen in anderen Ländern für Großbritannien bedeuten könnten. Die Gefahren des Klimawandels wirken risikoverstärkend, daher können sie nicht isoliert bekämpft werden, sondern müssen gleichzeitig mit anderen Bedrohungen im Bereich der Politik angegangen werden.

In dem Informationspapier, welches das britische Wirtschaftsministerium zu der Studie herausgegeben hat, heißt es weiter:

Großbritanniens Position in (und Abhängigkeit von) der Welt hat viele Facetten. Das Land gehört vielen bedeutenden internationalen Institutionen an und hat starke internationale Verbindungen, die ein breites Spektrum sicherheitsrelevanter Themen betreffen. Es ist ein führendes Welthandels- und Finanzzentrum und ist in zahlreiche Energie- und Rohstoffströme involviert. Außerdem ist es verkehrstechnisch global verknüpft und beherbergt eine große Zahl von Diaspora-Gruppen aus anderen Ländern. Diese engen Verbindungen mit der übrigen Welt sind einerseits von Vorteil, bedeuten aber auch, dass direkte und indirekte Folgen des globalen Klimawandels darüber auf Großbritannien zurückwirken können.

Und die Risiken für Großbritannien liegen nicht in der fernen Zukunft. Der Klimawandel vollzieht sich bereits und wird voraussichtlich bis mindestens 2030 andauern, das ist wissenschaftlich belegt. Es geht also nicht mehr darum, ob, sondern wie die Welt – und damit auch Großbritannien – in den kommenden Jahrzehnten von den Klimafolgen betroffen sein wird.

Vorhandene Risiken werden voraussichtlich verstärkt. Die Bekämpfung von Armut, Krankheiten und Nahrungs- und Wasserknappheit wird damit wohl noch schwieriger. Steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster können insbesondere die Verfügbarkeit von Nahrung (Feldfrüchten ebenso wie Nutztieren) und Wasser beeinträchtigen und so Hunger und Preisvolatilität verstärken, was zu Spannungen führen und sich negativ auf die internationale Stabilität und Sicherheit auswirken kann. Häufigere Extremwetterereignisse können die menschliche Gesundheit beeinträchtigen, Rohstoff- und Warenströme unterbrechen oder stören und die globale Verkehrs- und Energieinfrastruktur gefährden. Und die inhärente Ungewissheit, die mit allen diesen Auswirkungen verbunden ist, wird voraussichtlich zu einer signifikanten Erhöhung der Risiken im Wirtschafts- und Finanzsektor führen.

Vollständiger Wortlaut der Information des Wirtschaftsministeriums (engl.)

Auch das britische Außenministerium veröffentlichte dazu eine Mitteilung. Hier ein paar Auszüge:

Wie die Studie deutlich macht, wird Großbritannien von nachteiligen Auswirkungen des Klimawandels in anderen Ländern betroffen sein. Staatsminister Henry Bellingham, der im Foreign and Commonwealth Office mit Klimafolgen befasst ist, begrüßte den Bericht als einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis der potenziell weitreichenden Auswirkungen des Klimawandels.

Der Bericht zeigt ein breites Spektrum von Risiken auf, die Klimaveränderungen in anderen Teilen der Welt für Großbritannien mit sich bringen können, und zwar in folgenden Bereichen:

  • Außenpolitik und Sicherheit
    Der Klimawandel könnte international destabilisierend wirken, direkt z.B. durch Extremwetterereignisse und Wasserprobleme oder indirekt durch den zunehmenden Druck auf die politischen und sozialen Systeme in empfindlichen Teilen der Erde. Dies betrifft insbesondere die kleinen Inselstaaten, zu denen viele der britischen Überseeischen Gebiete gehören, für die Großbritannien besondere Verantwortung trägt.
  • Ressourcen und Infrastruktur
    Für Großbritannien wichtige Ressourcen und Infrastrukturen in anderen Ländern könnten durch Klimafolgen aufgrund von globalen Temperaturveränderungen, Wasserproblemen, dem Anstieg des Meeresspiegels und Extremwetterereignissen betroffen sein. Zu den möglichen Gefahren gehören die (Zer-)Störung wichtiger Infrastrukturen für die Versorgung der globalen Märkte und die Energieversorgung ebenso wie Extremwetterauswirkungen auf Kommunikationsnetze und Datenzentren.
  • Finanzsektor und Unternehmen
    Die Studie kommt zu dem Schluss, dass der Finanzsektor und die Wirtschaft Veränderungen in den Risiken, die sich aufgrund von Klimafolgen im Ausland ergeben können, u.U. nicht angemessen berücksichtigen. Britische Unternehmen managten 2008 weltweit Güter im Wert von 1,2 Billionen GBP, und eine falsche Einschätzung der relevanten Klimarisiken könnte zu Unterversicherung und unzureichendem Schutz führen.

Weitere Gebiete, auf denen Großbritannien vom Klimawandel in anderen Teilen der Welt betroffen sein könnte, sind das Gesundheitswesen und Großbritanniens weltpolitische Rolle.

Da das Land eng mit der Weltwirtschaft vernetzt ist, spielt es aber auch eine wichtige Rolle dabei, dem Klimawandel und den damit verbundenen Risiken auf internationaler Ebene zu begegnen. In dieser Hinsicht zeigt die Studie auch etliche klimabedingte neue Chancen in den Bereichen Wirtschaft, Finanzen und globale Führerschaft auf, so z.B. diese:

Unternehmerische und finanztechnische Chancen in Schlüsselbereichen der britischen Wirtschaft, in denen das Land bereits eine starke internationale Position hat, wie z.B. im Ingenieurwesen, Versicherungswesen und bei Klimaprognosen, oder in denen sich aus der Notwendigkeit der Emissionsminderung und der Klimaanpassung neue Möglichkeiten ergeben. Hier ist ein breites Spektrum grüner Technologien insbesondere im Energiesektor zu nennen, wie z.B. die CO2-Abscheidung und –Speicherung, sowie neue Finanzierungsformen für eine klimafreundliche Wirtschaft.

Quelle: Britische Botschaft Berlin Redaktion: von Tim Mörsch, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Vereinigtes Königreich (Großbritannien) Themen: Umwelt u. Nachhaltigkeit

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