Die Stiftung Mercator initiierte die „Engagierten Europäer“ im Juli 2010 auf dem Höhepunkt der Griechenland-Krise, um gemeinsam mit anderen Stiftungen die Verfassung Europas zu debattieren.
„Die ernste Situation in Ländern wie Griechenland, Irland, Portugal oder Spanien und die Diskussion um die Eurobonds zeigt, dass wir nun einen tipping point in Europa erreicht haben, der ein mutiges Vorantreiben der europäischen Integration erfordert. Stiftungen können hierfür durch ihre Unabhängigkeit und Verankerung in der Zivilgesellschaft in besonderer Weise eintreten – deshalb die Idee, in einer gemeinsamen Aktion unser Gewicht in die Waagschale zu werfen“, so André Wilkens, Leiter des Kompetenzzentrums Internationale Verständigung der Stiftung Mercator. „Europa braucht eine starke unterstützende Stimme, auch in Berlin.“
„Die Stiftung Mercator steht dabei für ein Europa, das international mit einer Stimme spricht, eine positive Rolle bei der Bewältigung von globalen Zukunftsthemen wahrnimmt und für die Stärkung des europäischen Gedankens eintritt. Deshalb freuen wir uns, dass wir mit den „Engagierten Europäern“ andere starke deutsche Stiftungen als Partner haben, die mit uns ‚mehr Europa‘ wagen wollen“, betont Dr. Bernhard Lorentz, Geschäftsführer der Stiftung Mercator.
An der Stiftungsinitiative der „Engagierten Europäer“ beteiligen sich die Allianz Kulturstiftung, die Bertelsmann Stiftung, die BMW Stiftung Herbert Quandt, die Schering Stiftung, die Schwarzkopf Stiftung Junges Europa, die Stiftung Mercator sowie die Stiftung Zukunft Berlin.
Der offene Brief der „Engagierten Europäer“:
Deutsche Interessen vertreten heißt jetzt die europäische Integration vorantreiben
"Europa ist in einer schwierigen Lage. Die Eurokrise ist nicht nur eine Krise des europäischen Finanzsystems, sondern eine Krise des europäischen Erfolgsmodells.
Ein Scheitern des Euros würde zu unkalkulierbaren, ökonomischen Kosten führen, gerade auch für Deutschland. Diese Kosten würden wir alle bezahlen. Betroffen wären vor allem auch die Arbeitnehmer.
Noch schwerwiegender wären aber die politischen Folgen eines gescheiterten Euros und einer strauchelnden Europäischen Union.
Deutschland war und ist einer der größten Nutznießer der politischen und wirtschaftlichen Einigung Europas. Über Europa hat Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg den Weg zurück in die Staatengemeinschaft gefunden. Die Exporte in den Binnenmarkt haben das deutsche Wirtschaftswunder mit angefeuert. Die friedliche Wiedervereinigung war nur durch unsere Einbindung in Europa möglich. Der politische Gewinn der Europäischen Union für Deutschland übersteigt alle Integrationskosten bei weitem.
Europäische Krisen gab es schon früher. Dabei war Deutschland immer ein wichtiger Teil der Lösung. Deutsche Interessen waren für uns immer untrennbar mit europäischen Interessen verbunden. Darauf kann Deutschland stolz sein. Gerade in Krisenzeiten muss sich Deutschland auf seine Rolle als Motor der europäischen Einigung zurück besinnen. Hier geht es nicht um das Zurückstellen nationaler Interessen. Eine pro-europäische Führungsrolle liegt im ureigenen Interesse Deutschlands, als Wirtschaftsnation und Mitglied der internationalen Staatengemeinschaft. Nur in einem starken Europa kann Deutschland in der heutigen Welt eine tragende Rolle spielen. Dabei gilt: Vieles in Europa kann von Deutschland vorangetrieben werden, während Deutschland für das europäische Einigungswerk unverzichtbar ist.
Jetzt haben wir zwei Möglichkeiten: den zaudernden Schritt zurück, d.h. die Auflösung des Euros einhergehend mit dem drohenden Aus der europäischen Integration mit allen seinen wirtschaftlichen und politischen Gefahren oder den mutigen Schritt nach vorne zu einer echten Wirtschaft- und Finanzunion.
Wir plädieren für den mutigen Schritt voran und dafür, dass Deutschland diesen Schritt zusammen mit seinen europäischen Partnern während des nächsten EU-Gipfels am 16. und 17.12. wagt. Langfristig werden die politischen und ökonomischen Gewinne die Kosten für diesen mutigen Schritt mehr als wett machen.
Die weitere europäische Integration liegt im ureigenen Interesse unserer Bürger als Deutsche und Europäer. Dies ist der Moment, in dem Deutschland, zeigen muss, dass es zu seiner Zukunft in einer starken und geeinten Europäischen Union steht."
Die Engagierten Europäer, eine Initiative deutscher Stiftungen:
- Michael M. Thoss, Geschäftsführendes Mitglied des Stiftungsrats, Allianz Kulturstiftung
- Dr. Gunter Thielen, Vorstandsvorsitzender, Bertelsmann Stiftung
- Markus Hipp, Geschäftsführender Vorstand, BMW Stiftung Herbert Quandt
- Heike Catherina Mertens, Vorstand, Schering Stiftung
- Dr. h.c. André Schmitz-Schwarzkopf, Vorstandsvorsitzender, Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa
- Dr. Bernhard Lorentz, Geschäftsführer, Stiftung Mercator
- Dr. Volker Hassemer, Vorstandsvorsitzender, Stiftung Zukunft Berlin
Über die Stiftung Mercator:
Die Stiftung Mercator gehört zu den großen deutschen Stiftungen. Sie initiiert und unterstützt Projekte für bessere Bildungsmöglichkeiten an Schulen und Hochschulen. Im Sinne Gerhard Mercators fördert sie Vorhaben, die den Gedanken der Weltoffenheit und Toleranz durch interkulturelle Begegnungen mit Leben erfüllen und die den Austausch von Wissen und Kultur anregen. Die Stiftung zeigt neue Wege auf und gibt Beispiele, damit Menschen – gleich welcher nationalen, kulturellen und sozialen Herkunft – ihre Persönlichkeit entfalten, Engagement entwickeln und Chancen nutzen können. So will sie Ideen beflügeln. Ihre Arbeitsweise ist geprägt von einer unternehmerischen, internationalen und professionellen Haltung. Dem Ruhrgebiet, der Heimat der Stifterfamilie, fühlt sie sich in besonderer Weise verbunden.
Kontakt
Dr. Gritje Hartmann
Stellv. Leiterin Kommunikation
Stiftung Mercator
Tel.: 0201 - 24522 - 42
E-Mail: gritje.hartmann(at)stiftung-mercator.de
Web: www.facebook.com/StiftungMercator