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Ein Zeichen für Europa – Zentrum für Europa-Studien eingeweiht

Internationalisierung Deutschlands, Bi-/Multilaterales

Hessischer Wissenschaftsminister Boris Rhein eröffnet das „Center for Applied European Studies“ an der Frankfurter Universität für angewandte Wissenschaften / Joschka Fischer hält Festrede

Das „Center for Applied European Studies“ (CAES) an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) hat im Rahmen einer feierlichen Auftaktveranstaltung in Anwesenheit von Staatsminister Boris Rhein am 10. Juni 2016 seine Arbeit offiziell aufgenommen. Joschka Fischer, Vizekanzler und Außenminister der Bundesrepublik Deutschland a. D., hielt die Festrede mit dem Titel „Das undenkbare Denken – Europas Zukunft!“.

Ziel des interdisziplinär forschenden Zentrums ist es, das Thema Europa wissenschaftlich zu begleiten und anwendungsorientierte Lösungsvorschläge für europäische Fragen und Herausforderungen zu entwickeln. Das CAES soll eine Zugangsplattform für unterschiedliche Blickwinkel auf Europa darstellen und wird seine Angebote, wie Veranstaltungen und Publikationen, an die Öffentlichkeit richten.

„Mit dem ‚Center for Applied European Studies‘ übernimmt die Frankfurt University of Applied Sciences gesellschaftliche Verantwortung und bietet mit den geplanten öffentlichen Veranstaltungen und Fachtagungen sowie den geplanten Weiterbildungsbausteinen zum Thema Europa ihren kompetenten Beitrag an. Als international ausgerichtete Hochschule mit einer Vielzahl an Hochschulkooperationen in Europa ist die Frankfurt UAS mit dem CAES nun die anwendungsorientierte wissenschaftliche Adresse für das Thema Europa in dieser Stadt und Region“, sagt Boris Rhein, Minister des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst (HMWK). Das HMWK fördert das Center mit einer Anschubfinanzierung in Höhe von insgesamt 280.500 Euro aus dem Innovations- und Strukturentwicklungsbudget.

„Frankfurt ist eine europäische Hauptstadt; sie liegt im Herzen Europas und beheimatet neben ihrer internationalen Bevölkerung auch zahlreiche europäische Institutionen, allen voran die Europäische Zentralbank. Mit dem neuen Institut machen wir deutlich, dass wir nach innen in die Hochschule und nach außen in die Gesellschaft Beiträge für Europa liefern wollen – gerade in diesen Zeiten. Wir sehen es als unsere gesellschaftliche Verantwortung, einen Beitrag zu diesem Europa zu leisten, welches als großes Freiheits-, Demokratie- und Friedensprojekt angesehen werden kann“, so Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich, Präsident der Frankfurt University of Applied Sciences. „Das interdisziplinäre Zentrum soll ein kreativer Think Tank zum Thema Europa werden. Die breite Aufstellung von Forschung und Lehre an der Frankfurt UAS, die von der Architektur über die Ingenieurwissenschaften bis hin zu Wirtschaft, Recht und Sozialer Arbeit reicht, und die internationale Ausrichtung der Hochschule liefern dazu eine hervorragende Grundlage.“

Die Kooperation mit Unternehmen, Verbänden, Behörden und Hochschulen im In- und Ausland soll durch gemeinsame angewandte Forschungsvorhaben sowie Beratungsleistungen getragen werden; auch Weiterbildungsangebote wird es geben. Das Zentrum wird sich zudem mit der regelmäßigen Durchführung von Veranstaltungen wie Vortragsreihen, Streitgesprächen und Symposien sowie Veröffentlichungen von Forschungs- und Diskussionsergebnissen an die Öffentlichkeit wenden. Studierende werden in die Aktivitäten des Zentrums eingebunden.

Die Besetzung des Direktoriums des Zentrums spiegelt den interdisziplinären Charakter des CAES wider, das die wissenschaftliche Expertise der gesamten Hochschule bündelt: Prof. Dr. jur. Dr. phil. Michel Friedman, Professor für Immobilien- und Medienrecht, als Geschäftsführender Direktor, Prof. Dr. Martina Klärle, Professorin für Landmanagement und mehrfach ausgezeichnete Forscherin im Thema Erneuerbare Energien, als stellvertretende Geschäftsführende Direktorin, sowie Prof. Dr. Therese Neuer-Miebach, Professorin für Sozialpolitik, Behinderung, Internationales, und Prof. Dr. Susanne Koch, Professorin für Betriebswirtschaftslehre und Logistik.

„Europa ist Zukunft, mehr Europa ist mehr Zukunft. Das Center for Applied European Studies soll sich mit Fragen, Konzepten und Denkansätzen über Europas Zukunft aus nationaler, europäischer und internationaler Perspektive auseinandersetzen. Wie sich diese Zukunft neu entfaltet, neu erfunden, neu gedacht werden kann, soll interdisziplinär erforscht und im Austausch zwischen Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft und Politik diskutiert werden“, so Prof. Dr. jur. Dr. phil. Michel Friedman, Geschäftsführender Direktor des CAES. „Wie sich dieses Europa in einer modernen globalen Welt weiter entwickelt und in einem konstruktiven Verhältnis zu ihr steht, wie sich dieses Europa in Fragen der Migration, des technologischen Zeitalters, der grenzenlosen Wissens- und Warenströme zu positionieren hat, wie sich also Identität und Aufgaben Europas neu entwickeln, wird das Zentrum begleiten. Um zu verhindern, dass Europa in das 20. Jahrhundert zurück fällt, dass es zu einem nationalistischen, aggressiven, endsolidarisierten Kontinent wird, gilt es, die europäische Idee, die auf dem Fundament von Menschenrechten und Demokratie aufgebaut ist, in das 21. Jahrhundert weiter zu bestimmen und zu stärken. Die Leitung dieses Zentrums ist für mich eine biografische Verpflichtung. Als in Paris geborenes Kind jüdisch-polnischer Holocaustüberlebender und deutscher Staatsbürger ein europäisches Zentrum in einer Hochschule mit Studierenden aus über 100 Nationen leiten zu dürfen, ist eine herausfordernde Verantwortung.“

Zwei Forschungsprojekte des CAES sind bereits gestartet:

  • Prof. Dr. Susanne Koch (Fachbereich Wirtschaft und Recht) forscht interdisziplinär zu den Themen Logistik, Mobilität und Pflegemittel. Hintergrund ist die Sicherung der Lebensqualität von pflegebedürftigen Menschen, die eine wichtige sozial- und gesundheitspolitische Aufgabenstellung in Deutschland und Europa bildet. Die Heterogenität von Pflegeleistungen und individueller Hilfsdienste sowie die Vielzahl der in die Pflege involvierten Akteure schaffen ein komplexes Netzwerk, das von den Pflegebedürftigen und deren Angehörigen über die Erbringer von Pflegedienstleistungen bis zu den Herstellern von Pflegehilfsmitteln reicht. Zudem sind administrative Institutionen wie Krankenkassen und Sozialdienste sowie Transport- und Lieferdienste involviert. Ziel des Projektes ist die Analyse dieses Netzwerks unter dem Gesichtspunkt, ob durch eine Verbesserung der Informationsflüsse eine Vereinfachung der Abläufe möglich ist. Dabei werden die Informationsstrukturen in Deutschland mit denjenigen in ausgewählten europäischen Staaten verglichen und daraus Handlungsempfehlungen zu Prozessoptimierungen abgeleitet.
  • Prof. Dr. Martina Klärle (Fachbereich Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik) beginnt ein Forschungsprojekt zum Thema „Klimaschutz – Ländliche Räume in Europa“. Die EU wird im Zeitraum 2014 bis 2020 ländliche Räume in einer Höhe von 100 Milliarden Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) fördern. 30 Prozent davon sind für den Klimaschutz reserviert. Verursacher für den Klimawandel sind insbesondere die Ballungsräume; die ländlichen Räume haben großes Potenzial, dies zu kompensieren. Jedoch sind die ländlichen Räume innerhalb Europas sehr unterschiedlich geprägt: Im föderalen Deutschland hat der ländliche Raum im Stadt-Land-Spannungsfeld die Chance, eine Wertschöpfung für den ländlichen Raum zu generieren, während in den zentralistisch orientierten Staaten Europas der ländlichen Raum den Ballungsräumen eher unterworfen ist. Die Frage, wie sich ländliche Räume und Ballungsräume die Verantwortung für den Klimaschutz gerecht teilen können, soll in diesem Projekt untersucht werden.

Auf der ersten Mitgliederversammlung am 22. April 2016 wählten die aktuell 34 Mitglieder des Zentrums, Professorinnen und Professoren sowie wissenschaftliche Mitarbeitende der Hochschule, das Direktorium für eine Amtszeit von drei Jahren. Alle Mitglieder, die sich auf die vier Fachbereiche der Hochschule verteilen, weisen eine Forschungs-, Lehr- oder Publikationstätigkeit mit Bezug auf den Themenbereich Europa auf.

Im Rahmen der Auftaktveranstaltung verabschiedete Präsident Dievernich die beiden Rennradfahrer Johannes Rosenberger, Masterstudent an der Frankfurt UAS, und Thomas John auf die erste von vier Europa-Touren, die unter dem Motto „Weit genug, um ganz Europa zu verbinden, und trotzdem nur ein Wochenende entfernt“ ein symbolisches Zeichen für das grenzenlose Europa setzen. Rosenberger und John steuern vier Ziele im Westen, Osten, Norden und Süden Europas an. Jede der Strecken wird sie von Freitag bis Sonntag von Frankfurt am Main aus jeweils über 1.100 Kilometer durch insgesamt 12 verschiedene Länder führen. Das Projekt „EUride“ soll auf sportliche Weise die Einheit Europas verdeutlichen; es wird von der Frankfurt UAS unterstützt. Kurzfilme, Fotos und Berichte finden Sie auf der Website http://www.frankfurt-university.de/euride; nach Abschluss ist die Erstellung eines Dokumentarfilms geplant.

Die Deutsche Vermögensberatungs AG unterstützt die Auftaktveranstaltung des CAES.

Kontakt:

Frankfurt University of Applied Sciences
Center for Applied European Studies (CAES)

Prof. Dr. jur. Dr. phil. Michel Friedman
E-Mail: michel.friedman(at)fb1.fra-uas.de

Prof. Dr. Martina Klärle
E-Mail: martina.klaerle(at)fb1.fra-uas.de

Prof. Dr. Therese Neuer-Miebach
E-Mail: neuer(at)fb4.fra-uas.de

Prof. Dr. Susanne Koch
E-Mail: sukoch(at)fb3.fra-uas.de

Quelle: Frankfurt University of Applied Sciences / IDW Nachrichten Redaktion: Länder / Organisationen: EU Themen: Bildung und Hochschulen Geistes- und Sozialwiss. Infrastruktur

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