StartseiteLänderMultilateralesEuropäische Union (EU)EU investiert 10 Millionen Euro in Infrastruktur zur Erforschung von Aerosolen, Wolken und Spurengasen

EU investiert 10 Millionen Euro in Infrastruktur zur Erforschung von Aerosolen, Wolken und Spurengasen

Die Europäische Kommission wird die Forschungsinfrastruktur ACTRIS-2 bis 2019 mit insgesamt 9,5 Millionen Euro fördern. Damit kann das bereits bestehende Netzwerk an bodengestützten Langzeitobservatorien für Aerosole, Wolken und Spurengase weiter ausgebaut werden. ACTRIS-2 trägt mit Langzeitbeobachtungen so wesentlich dazu bei, den Klimawandel sowie die Wirkung von Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität zu untersuchen. Das Auftakttreffen zu ACTRIS-2 findet vom 3. bis 5. Juni in Rom beim Nationalen Forschungsrat (CNR) Italiens statt.

An der “Aerosols, Clouds, and Trace Gases Research Infrastructure” (ACTRIS-2) sind insgesamt 31 Partner aus 21 europäischen Ländern beteiligt. Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) übernimmt die Koordination für den Bereich Fernerkundung und wird in Leipzig künftig das Europäische Kalibrierzentrum für Aerosolphysik betreiben. Zudem wird die Forschungsstation Melpitz bei Leipzig künftig internationalen Wissenschaftlern für ihre Forschungsarbeiten zur Verfügung stehen. Mit knapp 800.000 Euro ist TROPOS das am stärksten geförderte Einzelinstitut im Verbund. Aus Deutschland sind auch die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Universität zu Köln und der Deutsche Wetterdienst (DWD) an ACTRIS-2 beteiligt. Aus der Schweiz sind mit dem Paul-Scherrer-Institut (PSI) und der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) ebenfalls renommierte Institute dabei.

Die Forschungsinfrastruktur ACTRIS-2 untersucht drei für Klimawandel und Luftqualität wesentliche Faktoren: Die Konzentrationen von natürlichen und anthropogenen Aerosolen (z.B. Feinstaub aus Verkehrs- und Industrieemissionen, Wüsten- und Bodenstaub, Rauch aus Waldbränden oder Vulkanasche) sind in Europa sehr unterschiedlich, spielen aber eine große Rolle beim Gesundheitsschutz sowie im Klimasystem der Erde. Gleiches gilt auch für Spurengase wie flüchtige organische Verbindungen (VOCs) oder Stickstoffoxide (NOx). Wolken sind noch immer einer der größten Unsicherheitsfaktoren in den Klimamodellen, da unklar ist, wie sich ihre Eigenschaften und ihr Auftreten in einem sich wandelnden Klima ändern werden. Gesundheitseffekte durch Luftverschmutzung und potenzielle Schäden durch den Klimawandel zählen zu den wichtigsten Umweltproblemen, vor denen die Europäische Union in den nächsten Jahrzehnten stehen wird. Deshalb ist die Beobachtung von Langzeitentwicklungen in der Atmosphäre entscheidend, um das Wissen über die Prozesse zu verbessern und geeignete Maßnahmen treffen zu können. ACTRIS-2 untersucht dies vom Boden bis in die obere Troposphäre in Höhen von über 10 Kilometern und bietet damit Einblicke, die in der europäischen Forschungslandschaft einmalig sind. Es ergänzt gleichzeitig drei andere Forschungsinfrastrukturen der EU im Bereich der Umweltwissenschaften: ICOS, das sich auf Kohlendioxid und andere Treibhausgase konzentriert, SIOS, das die Arktis von Spitzbergen aus untersucht, und IAGOS, das atmosphärische Gase und Partikel von Linienflugzeugen aus vermisst.

TROPOS als eines der weltweit führenden Institute bei der Aerosol- und Wolkenforschung war bereits an mehreren Vorgängerprojekten von ACTRIS entscheidend beteiligt: EARLINET (European Aerosol Research Lidar Network) wurde im Jahr 2000 als erstes Aerosol-Lidarnetzwerk gegründet, das Daten zur vertikalen Verteilung von optischen Aerosoleigenschaften auf kontinentaler Skala sammelt. Cloudnet widmet sich seit 2001 der kontinuierlichen Analyse von Wolkeneigenschaften durch Radar-Fernerkundung. Bodennahe Messungen von Aerosolen wurden seit 2006 im Projekt EUSAAR (European Supersites for Atmospheric Aerosol Research) europaweit koordiniert. Alle drei Netzwerke sind inzwischen Teil der europäischen Forschungsinfrastruktur ACTRIS, die mit der EU-Förderung 2015 in die zweite Phase tritt.

Ein wichtiges Element der internationalen Kooperation ist der so genannte trans-nationale Zugang (TNA) zu den Experimentalstationen, der es Forschenden aus anderen Ländern ermöglicht, an den Stationen des Netzwerkes Untersuchungen durchzuführen und dabei auf modernste Technik und langjährige Erfahrungen zurückzugreifen. Durch ACTRIS-2 rückt die TROPOS-Forschungsstation Melpitz nun in eine Reihe mit internationalen Stationen wie Jungfrauchjoch (Schweiz), Cabauw (Niederlande) oder Maïdo (Reunion). Neben Aerosol- und Spurengasmessungen, die in Melpitz erfolgen, steuert das Institut Messungen seiner mit modernsten Lidar- und Wolkenradar-Geräten ausgestatteten Fernmessstation in Leipzig sowie Daten des deutschlandweiten GUAN-Messnetzes für ultrafeine Partikel zu ACTRIS bei. Bisher betreiben die Leipziger Aerosolforscher bereits im Auftrag der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und mit Unterstützung durch das Umweltbundesamt (UBA) das Weltkalibrierzentrum für Aerosolphysik (WCCAP), in dem Messgeräte für Feinstaub aus aller Welt kalibriert werden. Künftig wird die Verantwortlichkeit im Rahmen des Europäischen Zentrums für Aerosol-Kalibrierung (ECAC) auf das gesamte europäische Messnetz ausgeweitet.

Autor: Tilo Arnhold

Kontakt:

Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)
Dr. Ulla Wandinger
Tel.: +49-341-2717-7082

Prof. Dr. Alfred Wiedensohler
Tel.: +49-341-2717-7062

Tilo Arnhold,
TROPOS-Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49-341-2717-7189

Weitere Informationen:

ACTRIS:
http://www.tropos.de/forschung/grossprojekte-infrastruktur-technologie/koordinie...

EARLINET:
http://www.tropos.de/forschung/grossprojekte-infrastruktur-technologie/koordinie...

Cloudnet:
http://www.tropos.de/forschung/grossprojekte-infrastruktur-technologie/koordinie...

GAW & Weltkalibrierzentrum für physikalische Aerosolmessungen (WCCAP)
http://www.tropos.de/forschung/grossprojekte-infrastruktur-technologie/koordinie...

TROPOS-Forschungsstation Melpitz
http://www.tropos.de/forschung/atmosphaerische-aerosole/langzeit-prozess-und-tre...

Europäische Forschungsinfrastrukturen helfen, Probleme mit der Luftqualität zu lösen (Pressemitteilung vom 15.05.2013):
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/details/europaeische-forschung...

Quelle: Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e. V. / IDW Nachrichten Redaktion: Länder / Organisationen: EU Themen: Förderung Geowissenschaften Infrastruktur Physik. u. chem. Techn. Umwelt u. Nachhaltigkeit

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