Unfälle in sensiblen Umgebungen, wie z. B. einem Kernkraftwerk, können verheerende Konsequenzen haben: Kernschmelze, Schäden an der Anlage und die daraus resultierende Freisetzung radioaktiver Stoffe in die Umwelt.
Der Störfall 2011 im Kernkraftwerk von Fukushima in Japan hat gezeigt, wie wichtig eine ständige Wachsamkeit in Bezug auf nukleare Sicherheit ist. Eine Möglichkeit, um diese in Europa zu fördern, ist das Netzwerk SARNET (Severe Accident Research Network of Excellence), das schwere Unfälle untersucht, Forschungsressourcen koordiniert sowie Daten verfügbar gemacht und verbreitet hat.
In den vergangenen Jahren haben europäische Endnutzer für die Durchführung von Sicherheitsbewertungen fast ausschließlich Integral-Code verwendet, der in den Vereinigten Staaten entwickelt wurde, was zu einer starken Abhängigkeit von US-amerikanischen Technologien geführt hat. Durch die Unterstützung der gemeinsamen Arbeit am ASTEC (Accident Source Term Evaluation Code) konnte SARNET Europas unabhängige Führungsrolle auf diesem Gebiet ausbauen.
Dieser Code kann auf jeglichen Störfallbetrieb eines wassergekühlten Atomkraftwerks angewendet werden. Er simuliert eine vollständige Sequenz eines schweren Unfalls in einem wassergekühlten Kernreaktor, vom auslösenden Ereignis bis hin zur Freisetzung radioaktiver Stoffe aus dem Sicherheitsbehälter.
Das Nachfolgeprojekt von SARNET, SARNET2, befasste sich mit einer Reihe wichtiger ungelöster Probleme und Ungewissheiten dazu, wie die Sicherheit vorhandener und zukünftiger wassergekühlter Atomkraftwerke verbessert werden kann. Erreicht wurde dies größtenteils durch die Optimierung der verfügbaren Ressourcen, den Erfahrungsaustausch und die Förderung neuer Formen der Partnerschaft. So konnte das Projekt beispielsweise die Fragmentierung verschiedener nationaler FuE-Programme verringern, insbesondere durch die Definition gemeinsamer Forschungsprogramme und die Entwicklung gemeinsamer Computertools und Methoden für die Sicherheitsbewertung von AKWs.
Das Projekt wird wahrscheinlich nicht nur Auswirkungen auf europäische Kernsicherheitsorganisationen haben, sondern auch auf die europäische Atomsicherheit insgesamt. Seine wichtigsten Ergebnisse - ASTEC, Sicherheitsmethodologien und Empfehlungen in Sachstandsberichten - können jetzt in der FuE sowie in einer Vielzahl industrieller Anwendungen genutzt werden. Das ist einer der Gründe, warum die europäische Industrie und Sicherheitsbehörden derart viel zu SARNET2 beigetragen haben.
Bleibt zu hoffen, dass die Rolle von SARNET als Referenz für Forschungsprioritäten auf dem Gebiet schwerer Störfälle ausgebaut werden kann und in nationalen Programmen und bei der zukünftigen Vergabe von Finanzmitteln berücksichtigt wird. Alle Forschungsaktivitäten auf diesem Gebiet können jetzt durch das SARNET-Netzwerk koordiniert werden, wodurch die Nutzung europäischer Ressourcen optimiert werden kann. Das Netzwerk bietet eine Vielfalt von Kompetenzen für die Unterstützung anderer Länder, um sicherzustellen, dass ihr Atomenergiepotenzial sicher ist und angemessen überwacht wird.
Das Projekt veröffentlichte außerdem ein Lehrbuch zur Phänomenologie schwerer Unfälle, führte eine Reihe von Lehr- und Schulungsprogrammen durch und nahm die Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen auf. Dadurch konnte diesem wichtigen Forschungszweig bei Studenten und jungen Forschern mehr Gewicht verliehen werden. Außerdem konnte durch eine regelmäßige Überprüfung der Prioritäten und eine gemeinsame Programmierung der teilnehmenden Organisationen auf budgetäre Erwägungen Einfluss genommen werden.
Weitere Informationen sind abrufbar unter:
SARNET
http://www.sar-net.eu