„Gesundheitskompetenz ist ein hochaktuelles Thema, das eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Europa 2020 Vision von ‘intelligentem, integrativem und nachhaltigem Wachstum‘ spielen kann. Investitionen in die Gesundheitskompetenz sind entscheidend, um die Leistungsfähigkeit der Gesundheitssysteme zu verbessern und das Empowerment der Bürger/-innen in allen Bereichen von Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitsversorgung zu stärken”, sagte Dr. Kristine Sorensen (Universität Maastricht) beim European Health Forum Gastein (EHFG).
„Resiliente und innovative Gesundheitssysteme in Europa“ ist das Motto des diesjährigen EHFG. Mehr als 550 Teilnehmer/-innen aus rund 45 Ländern nutzen Europas wichtigste gesundheitspolitische Konferenz in Bad Hofgastein zum Meinungsaustausch über zentrale Fragen europäischer Gesundheitssysteme.
Auf dem EHFG wurde ein neues Konsensuspapier zur Förderung der Gesundheitskompetenz in Europa präsentiert. Das Dokument wurde von einer breiten Koalition entwickelt, der das Europäische Patientenforum (EPF), der Ständige Ausschuss der Europäischen Ärztinnen und Ärzte (CPME), MSD und die Universität Maastricht /HLS-EU angehören. Die Unterzeichner/-innen des Papiers “Actions for the European Commission to advance health literacy” empfehlen der Europäischen Kommission prioritäre Aktivitäten in einer Reihe von Bereichen .
Menschen mit einer höheren Gesundheitskompetenz entwickeln weniger chronische Krankheiten, zeigen mehr Gesundheitsbewusstsein, haben eine höhere Therapietreue und leben länger. Eine hohe oder niedrige Gesundheitskompetenz hat aber auch Auswirkungen auf die Effizienz von Gesundheitssystemen. „Schätzungen zufolge könnte niedrige Gesundheitskompetenz für drei bis fünf Prozent der Ausgaben im Gesundheitssystem verantwortlich sein”, so Dr. Sorensen.
Allerdings gibt es in Europa erhebliche Lücken, was die Gesundheitskompetenz betrifft. Das zeigte das European Health Literacy Project (HLS-EU), das 2012 mit dem renommierten European Health Award des EHFG ausgezeichnet wurde. Durchschnittlich 47 Prozent der Menschen in den acht untersuchten Ländern haben eine unzureichende oder problematische Gesundheitskompetenz.
Nicht nur zwischen den Ländern, sondern auch innerhalb der Staaten verteilt sich Gesundheitskompetenz höchst ungleich. Bestimmte Gruppen haben ein höheres Risiko für fehlende Gesundheitskompetenz, zum Beispiel Senioren/-innen und Menschen mit niedrigem Bildungsniveau oder Sozialstatus, sowie Personen, die ihren eigenen Gesundheitszustand als schlecht beschreiben. Das Fehlen von Gesundheitskompetenz hat weitreichende Folgen: Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz werden öfter ins Krankenhaus eingewiesen, sind öfter mit Verschreibungs- oder Behandlungsfehlern konfrontiert, und betreiben seltener Vorsorge.
Die Unterzeichner des Konsensuspapiers “Actions for the European Commission to advance health literacy” empfehlen der EU-Kommission prioritäte Maßnahmen in folgenden Bereichen:
- Unterstützung für eine umfassende Bestandsaufnahme, um einen Überblick über den Stand des Wissens, bestehende Initiativen, vielversprechende Interventionen und deren Übertragbarkeit, sowie Lücken in der Evidenz, die es zu füllen gilt, zu erhalten. (Ausschreibung unter dem nächsten Arbeitsprogramm der Kommission).
- Erarbeitung einer Kommissions-Mitteilung über Gesundheitskompetenz, mit der ein Konsens über das Konzept, die Terminologie und die Definition in allen EU-Sprachen etabliert wird, auf der Grundlage aktueller Forschungsergebnisse; die Bedeutung von Gesundheitskompetenz für Patientensicherheit, Behandlungsqualität, Leistungsfähigkeit von Gesundheitssystemen, Vorbeugung von funktionalem Abbau und Anti-Diskriminierung im Gesundheitssektor betont wird; und künftige politische Optionen untersucht werden.
- Erweiterung des European Health Literacy Survey (HLS-EU) durch die Durchführung von Eurobarometer-Befragungen in allen 28 Mitgliedsstaaten, um eine Langzeit-Beobachtung der Entwicklung im Bereich Gesundheitskompetenz in der EU zu ermöglichen.
- Unterstützung spezifischer Forschungsprojekte auf der Basis der Ergebnisse der Bestandsaufnahme, um Lücken in der Evindez zu schließen.
- Kooperation zwischen den Generaldirektionen (SANCO, EMPL, EAC, CONNECT, EDUCATION etc.) zu einer EU-Strategie zu Gesundheitskompetenz, basierend auf dem Prinzip “Gesundheit in allen Politikbereichen”.
- Integration von Gesundheitskompetenz in die Entwicklung von Gesundheitspersonal im Rahmen des Aktionsplans für Fachkräfte im Gesundheitswesen.
- Förderung von Kooperation und Wissensaustausch zwischen den Weltregionen: eine ähnliche Studie wie HLS-EU wird etwa derzeit in Asien initiiert (HLS-Asia), in den USA gibt es einen Nationalen Aktionsplan.
- Förderung von Gesundheitskompetenz über e-Health, Internet und soziale Medien mit einem Schwerpunkt auf Qualitätskontrolle und Datenschutz.
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