StartseiteLänderMultilateralesEuropäische Union (EU)Frankreich: Das wissenschaftliche Komitee des "Haut Conseil des biotechnologies" (HCB) gibt eine positive Stellungnahme zum Anbau von Mais BT11 in Frankreich ab

Frankreich: Das wissenschaftliche Komitee des "Haut Conseil des biotechnologies" (HCB) gibt eine positive Stellungnahme zum Anbau von Mais BT11 in Frankreich ab

Nach positiven Stellungnahmen der bis zum Jahre 2007 bestehenden "Commission du génie biomoleculaire" in den Jahren 1996 und 2003 ist dies die dritte Stellungnahme eines offiziellen wissenschaftlichen Gremiums, die den Anbau von Mais BT11 unter bestimmten Bedingungen positiv ("acceptable") beurteilt.

Die schweizerische Firma Syngenta stellt das genetisch veränderte Saatgut des Mais BT11 her; sie ist Antragstellerin in dem vom französischen Landwirtschaftsministerium eingeleiteten Zulassungsverfahren, in dessen Rahmen das Ministerium die Stellungnahme des HCB erbeten hat.

Mais BT11 ist gegenüber der Pyral-Raupe und der "Sesamie", die beide die Blätter und die Stängel der Mais-Pflanze verzehren, resistent und tolerant gegenüber Herbiziden, die Phosphinothrizin als aktiven Bestandteil von Ammonium-Glufosinat enthalten.

Der HCB hat seine im Grundsatz positive Stellungnahme ("avis") vom 16. April 2010 an drei Empfehlungen geknüpft:

  1. Es ist darüber zu wachen, dass bei dem Anbau von BT11 die vorgeschriebenen Schutzflächen ("refuges") für genetisch nicht veränderten Mais-Anbau respektiert werden. So soll vermieden werden, dass insbesondere die beiden oben genannten Raupen nicht ihrerseits gegenüber dem insektentötenden Protein BT, das häufig in der konventionellen und biologischen Landwirtschaft Anwendung findet, resistent werden.
  2. Evaluierungs-Tests der Toxizität von genetisch veränderten Organismen bei Ratten sind künftig bei einer größeren Anzahl von Ratten durchzuführen, damit die durchgeführten Tests statistische Signifikanz erlangen.
    Bis zum Vorliegen der Ergebnisse dieser Tests soll verstärkt auf "unerwartete Auswirkungen auf die menschliche oder Tiergesundheit und die Umwelt" geachtet werden.
  3. Da BT11 die Besonderheit aufweist, gegenüber einem Herbizid resistent zu sein, das die Landwirte wegen eines nicht ausgeräumten Zweifels zzt. noch nicht verwenden dürfen, ist besondere Aufmerksamkeit geboten.
    Jean-Christophe Pagès, Vorsitzender des wissenschaftlichen Komitees des HCB bezeichnet die Situation als kompliziert. Das in BT11 enthaltene Protein diene nämlich als Marker und erlaube, die Kosten der Selektion zu senken.

Das "Komitee für wirtschaftliche, ethische und soziale Fragen" (CEES) des HCB legt in seiner Empfehlung, in der ausführlich Vor- und Nachteile von BT11 für die Pflanzen- und Tierwelt gegenübergestellt werden, den Finger auf die unter 3.) angesprochene Besonderheit. Es weist darauf hin, dass es  alternative Formen der Vorbeugung und Bekämpfung von Pflanzen verzehrenden Parasiten gibt, die noch während mehrerer Jahre mit der Verwendung von BT11 verglichen werden müssten.

Für den Fall, dass staatlicherseits eine positive Entscheidung zum Anbau von BT11 ergehen sollte, empfiehlt das CEES mehrere begleitende Maßnahmen betreffend die Frage

  • wie behördlicherseits die Resistenz gegenüber Glufosinat-Ammonium behandelt werden soll
  • der Koexistenz zischen BT11 und gentisch nicht verändertem Mais
  • der damit verbundenen Anpassung rechtlicher Vorschriften
  • der Ausgestaltung von Überwachungsmaßnahmen von BT11 - Kulturen.  

Nachdem es im Februar 2009 dem zuständigen Sachverständigenkomitee der EU nicht gelungen ist, sich auf den Anbau von BT11 zu einigen, obliegt es jetzt dem demnächst zusammentretenden EU-Umweltministerrat, eine Entscheidung über die Zulassung von BT11 zum Anbau innerhalb der EU zu treffen.

Umweltminister Jean-Louis Borloo, Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire und Umweltstaatssekretärin Chantal Jouanno haben in einem gemeinsamen Kommuniqué vom 23.4.2010 erklärt, sie hätten von der Stellungnahme des HCB Kenntnis genommen. Sie weisen auch ihrerseits auf die Notwendigkeit einer Entscheidung durch den EU-Umweltministerrat hin. Weiter erinnern sie an die Umsetzung der einstimmigen Schlussfolgerungen des EU-Umweltministerrates vom Dezember 2008 betreffend die vorgängige Verstärkung der Umwelt- und sozioökonomischen Evaluierung auf Gemeinschaftsebene; sie erwarten die baldige Vorlage einer diesbezüglichen Bilanz an die Mitgliedstaaten. Hierzu habe die EU-Kommission angekündigt, dass sie vor jeder neuen Zulassungsentscheidung ein neues Verfahren vorschlagen werde, das der Verschiedenartigkeit der Mitgliedstaaten angepasst sei.

Die drei Minister bezeichnen die wissenschaftliche und sozio-ökonomische Arbeit der beiden HCB-Komitees als "von großer Qualität". Die französische Regierung werde sich vor jeglicher Entscheidung betreffend den Mais BT11 auf die Analysen der beiden HCB-Komitees stützen.

Die Empfehlungen des "Comité scientifique" sowie des "Comité économique, éthique et social" des HCB - beide vom 16. April 2010 - stehen unter der oben angegebenen Internetanschrift zur Verfügung.

Quelle: Le Figaro vom 27.4.2010 Redaktion: Länder / Organisationen: EU Frankreich Themen: Lebenswissenschaften

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