Die Konferenz wird Experten, die zu Europarepräsentationen in Russland, Persien, dem Maghreb und Ägypten arbeiten, mit Forschern zusammenbringen, die sich mit der türkischen Republik und ihrem Vorgängerstaat, dem Osmanischen Reich, beschäftigen, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Vergleich zu erarbeiten.
Das Verhältnis der Türkei zum restlichen Europa wird in der Politik und in verschiedenen Feldern der Wissenschaft ausführlich diskutiert. Dabei wird von vielen Seiten die These Edward Saids mitberücksichtigt, dass Europa spätestens ab dem 19. Jahrhundert ein System der Repräsentationen des "Anderen", nämlich des Orients, in Kunst, Literatur, Journalismus und Politik etabliert hatte, das auf bestimmte Aspekte fokussierte und ein verengtes Bild seines Gegenstandes produzierte. Selten ist jedoch bisher die Frage beantwortet worden, wie das Europa-Bild in der Türkei geprägt wurde und welche Grundlagen und welche Auswirkungen es hat. Ferner wurde auch unzureichend berücksichtigt, inwiefern die Türkei hier einen Sonderfall darstellt oder ob sie ähnlichen Dynamiken unterliegt wie andere Regionen, die im allgemeinen Verständnis an Europas Rändern oder im weiteren Umfeld liegen.
Das Orient-Institut Istanbul, der Sonderforschungsbereich 640 an der Humboldt-Universität und das Zentrum Moderner Orient widmen deswegen den Repräsentationen Europas eine eigene Konferenz, die sich schwerpunktmäßig, aber nicht ausschließlich mit der Türkei befasst. Die Konferenz wird Experten, die zu Europarepräsentationen in Russland, Persien, dem Maghreb und Ägypten arbeiten, mit Forschern zusammenbringen, die sich mit der türkischen Republik und ihrem Vorgängerstaat, dem Osmanischen Reich, beschäftigen, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Vergleich zu erarbeiten. Die Zugänge sind dabei breit gestreut und erfolgen über die Analyse von politischen Ideologien, Zeitungsdebatten, Reiseberichten, Architekturgeschichte, Konsumverhalten und Meinungsumfragen. Zeitlich konzentrieren sich die Beiträge auf zwei Epochen: die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, die als entscheidend für die Formierung eines Bildes des Anderen in der Moderne gilt, und auf die nähere Vergangenheit, um so Kontinuität und Umbrüche im Europa-Bild genauer ausmachen zu können. Die Teilnehmer aus Deutschland, der Türkei, Ägypten und den Niederlanden erhoffen sich so eine Kontextualisierung des türkischen Falls aus einer globaleren Perspektive und zugleich eine stärkere Berücksichtigung der Türkei in der Debatte um Europarepräsentationen, die durch interdisziplinäre und epochenübergreifende Zusammenarbeit an Aussagekraft gewinnt.