Sylvia Thun, Professorin für Informations- und Kommunikationstechnologie im Gesundheitswesen, erhielt jetzt die Zusage für das Projekt, das mit insgesamt einer Million Euro von der Europäischen Union gefördert wird. Das Projekt läuft innerhalb des EU-Forschungsrahmenprogramms Horizon 2020.
Schon seit einigen Monaten arbeiten Wissenschaftler am Fachbereich Gesundheitswesen der Hochschule Niederrhein daran, eine einheitliche Sprache in der Medizin zu etablieren. „Im medizinischen Alltag kommt es immer wieder zu Fehlern oder Missverständnissen, weil die Sprache nicht genau ist und einzelne Begriffe bei den Akteuren unterschiedlich definiert sind“, sagt Sylvia Thun. Was versteht der Arzt unter dem Begriff Ebola? Ist die Allergie, die bei dem Patienten diagnostiziert wird, eindeutig benannt? Diese Probleme gäbe es nicht, wenn die Begriffe klar codiert sind.
Bei dem EU-Projekt „Assessing SNOMED CT for Large Scale eHealth Deployments in the EU“ geht es um die Frage, ob es aus ökonomischer Sicht sinnvoll ist, europaweit eine einheitliche Medizinsprache einzuführen. Die Hochschule Niederrhein führt dazu ein Konsortium von 15 internationalen Partnern an, die sich im Rahmen verschiedener Arbeitspakete mit dem Thema beschäftigen. Grundlage ist die Medizinsprache „Snomed CT“, die von der Organisation IHTSDO (International Standards Development Organisation) herausgegeben wird. Von den 28 EU-Mitgliedsstaaten sind derzeit 14 dieser Organisation beigetreten. Ziel der Sprache „Systematisierte Nomenklatur der Medizin (SNOMED)“ ist es, Ungenauigkeiten oder Verständnisfehler in der Medizin zu unterbinden.
Die einheitliche Sprache sorgt für eine hohe Präzision und soll auch elektronisch gelesen werden können. Weitere Vorteile sind die Entscheidungsunterstützung zum weiteren klinischen Vorgehen, der Grad der hohen Detaillierung und deren Sprachunabhängigkeit. Als Partner des Projekts, das im Rahmen von Horizon 2020 laufen wird, fungiert unter anderem die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Warum die Hochschule Niederrhein die Lead-Position bei diesem internationalen Renommee-Projekt einnimmt, erklärt Sylvia Thun: „Wir haben uns in der jüngsten Zeit im Rahmen von drei großen Forschungsprojekten mit der Frage beschäftigt, wie eine einheitliche, international gültige und auf Codierungen aufbauende Medizin-Sprache etabliert werden kann. Das ist auch bei den Entscheidern in Brüssel registriert worden. Darüber freuen wir uns sehr.“
Hochschulpräsident Prof. Dr. Hans-Hennig von Grünberg: „Horizont 2020 bietet durch die Ausschreibung mittelstandsnaher Forschungsprogramme den Fachhochschulen größere Chancen als bisher, an europäischen Forschungsprogrammen teilzunehmen. Für die Hochschule Niederrhein ist es ein toller Erfolg, dass wir bereits in einer so frühen Phase von Horizont 2020 im Wettbewerb erfolgreich sind und dabei sogar die Rolle des Lead-Partners einnehmen.“
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