Entdeckungen in der Gesundheitsforschung ermöglichen, innovative Lösungen finden und Forschungsinfrastrukturen auf höchstem Niveau halten – das sind Ziele des Clusters Gesundheit im Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe. Gemeinsam mit ihren europäischen Partnern können die Forschenden in den kommenden vier bis fünf Jahren nun ihre Ideen voranbringen.
Die neuen EU-Verbünde unter Leitung der Charité sind:
- environMENTAL: Herausforderungen der Umwelt und ihren Auswirkungen auf die psychische Gesundheit begegnen
Laufzeit: 5 Jahre ab 1. Juni 2022
Gesamtfördersumme: rund 9 Mio. EUR
Klimawandel, Urbanisierung und psychosozialer Stress im Zuge der COVID-19-Pandemie sind drei der derzeit größten globalen Umweltherausforderungen. Wie sie sich langfristig auf die Gesundheit des Gehirns auswirken, dem wollen Forschende des Forschungsbereichs Neurowissenschaftliche Populationswissenschaft (PONS) an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Campus Charite Mitte und der Fudan Universität Shanghai, nachgehen. Ziel ist es, Interventionen zu entwickeln, die helfen, Erkrankungen vorzubeugen oder aber frühzeitig einzugreifen. Um die Behandlung umweltbedingter psychischer Erkrankungen zu erleichtern, sollen zudem gezielt Wirkstoffe identifiziert werden, die zum jeweiligen Auslöser einer Erkrankung passen und digitale Gesundheitslösungen mit Elementen der virtuellen Realität zum Einsatz kommen.
- geneTIGA: Entwicklung einer spezifischen Zelltherapie für eine Form der chronischen Nierenerkrankung (IgA-Nephropathie)
Laufzeit: 4 Jahre ab 1. Juli 2022
Gesamtfördersumme: rund 5,7 Mio. EUR
Chronische Nierenerkrankungen, ausgelöst durch unerwünschte Immunreaktionen, nehmen deutlich zu. Sie belasten nicht nur die Betroffenen, sondern immer stärker auch Gesellschaft und Gesundheitssystem. Bei der sogenannten IgA-Nephropathie (IgAN) handelt es sich um eine Form der Nierenerkrankung, bei der es zu einer dauerhaften Entzündung der Filterteilchen, der Glomerula, in der Niere kommt, einhergehend mit voranschreitender Einschränkung der Nierenfunktion. Derzeitige Therapieformen sind nur begrenzt wirksam, unter anderem, weil sie das bei der Erkrankung gestörte Immungleichgewicht nicht nachhaltig beeinflussen. Das Ziel ist eine sichere und effiziente Zelltherapie, basierend auf genom-editierten, also zielgerichtet genetisch veränderten, Abwehrzellen (T-Zellen) zu entwickeln. Darüber hinaus könnte der spezifische Therapieansatz auch bei anderen Erkrankungen mit ähnlichen Entstehungsmechanismen wirksam sein und die Entwicklung von Gen- und Zellprodukten der nächsten Generation beschleunigen.
- VALIDATE: Künstliche Intelligenz hilft Prognosen und Behandlung bei akutem Schlaganfall zu verbessern
Laufzeit: 4 Jahre seit 1. Mai 2022
Gesamtfördersumme: rund 5,9 Mio. EUR
Methoden des maschinellen Lernens (ML) und der Künstlichen Intelligenz (KI) werden in der Medizin zunehmend eingesetzt. Sie ermöglichen beispielsweise Prognosen für Krankheitsverläufe oder erleichtern klinische Entscheidungen wie die Wahl der optimalen Behandlung für den jeweiligen Patienten oder die Patientin. Der Einsatz entsprechender Tools führt zu verbesserten Behandlungsergebnissen, gleichzeitig können die vorhandenen Ressourcen im Gesundheitswesen bestmöglich genutzt und verteilt werden. Im Projekt VALIDATE werden auf künstlicher Intelligenz basierende Prognoseinstrumente für die Schlaganfallversorgung entwickelt, erprobt und die Ergebnisse anschließend überprüft. Die Forschenden erwarten, dass die auf großen Datenmengen beruhenden Behandlungsentscheidungen bei akutem Schlaganfall sicherer, schneller und genauer sind und in der klinischen Praxis zu besseren Ergebnissen für Patientinnen und Patienten führen.
Ein umfassendes europäisches Infrastrukturprojekt werden Forschende des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und der Charité ebenfalls künftig koordinieren:
- eBRAIN-Health: Forschungsplattform für das Modellieren und Simulieren komplexer neurobiologischer Vorgänge
Laufzeit: 4 Jahre ab 1. Juli 2022
Gesamtfördersumme: rund 13 Mio. EUR
Das Projekt eBrain-Health hat das Ziel, eine dezentrale, datenschutzkonforme Forschungsplattform zu entwickeln, die komplexe neurobiologische Phänomene des Gehirns simuliert. Vielfältige Informationen werden zu diesem Zweck zusammengeführt, beispielsweise aus PET-, EEG- oder MRT-Untersuchungen, aber auch aus Verhaltensstudien und Lifestyle-Erhebungen sowie klinische Daten von tausenden Patientinnen und Patienten sowie von gesunden Kontrollpersonen. Diese werden mit biologischen Informationen aus Wissensdatenbanken kombiniert und für Forschungszwecke bereitgestellt. Die dabei entstehenden digitalen Zwillinge des Gehirns erlauben es einer Vielzahl von Forscherinnen und Forschern, innerhalb einer leistungsfähigen, digitalen Plattform innovative Forschung zu betreiben.Die komplexen, individualisierten Gehirnsimulationen unter Berücksichtigung vieler Daten wiederum haben das Potenzial, Mechanismen von Gehirnfunktion und Erkrankungen besser zu verstehen, Diagnose und Vorhersage von Erkrankungen zu verbessern und Therapien anhand des virtuellen Gehirns zu optimieren.
An zwei weiteren europäischen Verbundprojekten ist die Charité als Konsortialpartner in den kommenden fünf Jahren beteiligt:
- 4DPicture: Ziel des Projektes unter Federführung des ERASMUS Universitair Medisch Centrum Rotterdam ist es, die komplexen Entscheidungsprozesse in der Onkologie umzugestalten und datengestützte Entscheidungshilfen in die Behandlungspfade von Patientinnen und Patienten zu integrieren.
- psychSTRATA: Das Vorhaben unter der Leitung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster strebt eine verbesserte Therapie von Depression, Bipolarer Störung und Schizophrenie an.