Eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger im Auftrag der Unternehmervereinigung France Digitale hat verglichen, welche europäischen Staaten im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) am leistungsfähigsten sind. Hierfür wurden 2.261 Startups, 383 öffentliche und privatwirtschaftliche Forschungslabore sowie 3.801 KI-Communities in 30 Ländern untersucht.
Die drei erfolgreichsten Länder in Europa sind hierbei Großbritannien, Deutschland und Frankreich. Großbritannien hat die meisten Startups (34 Prozent) und die größte KI-Community (19 Prozent). Frankreich liegt mit 21 Prozent der Forschungslabore bei der Forschungsleistung mit Abstand an der europäischen Spitze. Dies ist laut der Studie einerseits der leistungsstarken öffentlichen Forschung zu verdanken, insbesondere den beiden außeruniversitären Forschungseinrichtungen Nationales Zentrum für wissenschaftliche Forschung CNRS (Centre national de la recherche scientifique) und Nationales Forschungsinstitut für Informatik und Automatik INRIA (Institut national de recherche en informatique et en automatique). Andererseits tragen auch immer mehr privatwirtschaftliche KI-Strukturen zur Führungsposition bei. In Deutschland gibt es ähnlich viele Startups wie in Frankreich, die Community ist dort allerdings aktiver.
Die Studie vergleicht auch die Leistungsfähigkeit der KI-Akteure im Verhältnis zur Einwohnerzahl es jeweiligen Landes. Die größten Länder haben naturgemäß einen Standortvorteil, weil sie schneller eine kritische Masse erreichen, aber in den nordischen und baltischen Ländern beispielsweise ist die Dichte an Startups und Communities höher als in Deutschland oder Frankreich. Sie gelten als im KI-Bereich aufsteigend.
Der Bericht weist weiterhin darauf hin, dass die fragmentierte europäische KI-Landschaft im Vergleich zu den USA und China einen Nachteil darstellt. „Einige Länder haben Entwicklungspläne für künstliche Intelligenz, aber das bleibt sehr segmentiert und sehr lokal. Es stellt eine wirkliche Herausforderung dar, eine europäische Community für künstliche Intelligenz zu schaffen.“, stellt Anne Bioulac, co-Managing Partner im Pariser Büro von Roland Berger, gegenüber der französischen Tageszeitung Les Echos fest. Wie der Vize-Präsident von France Digitale und Gründer des Startups BlaBlaCar weiter ausführt, müssten die europäischen Akteure endlich beginnen, große Datensätze selbst zu produzieren und sie sich gegenseitig zur Verfügung zu stellen. Auch Finanzierungsrunden von 100 Millionen Dollars oder mehr müssten durch europäische Akteure darstellbar werden um wettbewerbsfähig zu sein. Auf Ebene der Europäischen Union (EU) wird nun von einer 52-köpfigen Expertenrunde an entsprechenden Vorschlägen gearbeitet. Und im Rahmen des EU-Förderprogramms Horizont 2020 hat die Entwicklung einer europäischen KI-Plattform unter dem Titel „AI4EU“ mit 90 Mitgliedern und der Steuerung des Thales Gruppe begonnen. Sie soll KI-Instrumente und Algorithmen für Unternehmen auf Abruf bereitstellen.
Zum Nachlesen
- Les Echos (16.10.2018): L'Europe de l'intelligence artificielle reste trop fragmentée (Französisch)
- France Digitale: Joining the dots : the first map of Europe’s AI ecosystem
- The New York Times (18.10.2018): The World of A.I.