Eine seiner vordringlichsten Aufgaben sieht die neue Führungsmannschaft darin, die Neutronennutzergemeinde auf konstant hohem Niveau zu halten und die experimentellen Möglichkeiten den sich ständig wandelnden, wissenschaftlichen Herausforderungen anzupassen. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit mit bestehenden und zukünftigen Neutronenquellen unabdingbar. Die kürzlich unterzeichnete Kooperationsabsichtserklärung mit der zukünftigen Europäischen Spallationsneutronenquelle ESS in Lund, Schweden ist dabei ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Aus deutscher Sicht ist die enge Zusammenarbeit mit dem FRM-II sowie den Helmholzzentren in Jülich, Berlin und Geesthacht besonders wichtig.
„Ich freue mich über die Berufung zum Generaldirektor des weltweit führenden Zentrums für Neutronenforschung“, erklärt Andrew Harrison. „Die letzten zehn Jahre waren gekennzeichnet von der Erneuerung unserer experimentellen Einrichtungen. Die dabei erzielten Leistungssteigerungen haben der wissenschaftlichen Nutzung einen starken Schub verliehen. Das ILL beschäftigt viele der weltweit besten Neutronenforscher und Entwicklungsingenieure. Wir erwarten in den kommenden Jahren echte Durchbrüche bei vielen der mit Neutronen bearbeiteten Fragestellungen. Als Beispiele seien die Hochtemperatursupraleitung sowie Struktur und Dynamik von biologischen Membranen erwähnt. Wir werden alles unternehmen, um auch in Zukunft kreative Wege zu beschreiten, mit denen wir unseren Nutzern den Weg zu aktuellen Forschungsergebnissen ebnen. Die dazu notwendigen Ressourcen haben ein derartiges Volumen, dass die enge Kooperation mit anderen Neutronenforschungsinstituten ein Imperativ der Vernunft ist.”
Am ILL sind im letzten Forschungsjahr über 700 Forschungsanträge für Strahlzeit eingegangen. Dabei wird die Nutzung des ILL von über 4.500 Wissenschaftlern aus ganz Europa sichergestellt. Der neue wissenschaftliche Direktor Prof. Schober geht davon aus, dass weiteres Wachstumspotenzial besteht: „Wir arbeiten daran, die Nutzung der Neutronenstreuung auszuweiten, und setzen dabei unter anderem auf die Zusammenarbeit mit den Lebens- und Umweltwissenschaften. Es gibt unseres Erachtens ein breites noch nicht vollständig ausgeschöpftes Reservoir von wissenschaftlichen Anwendungen der Neutronensonde. Dabei stellt die optimale Betreuung von Gelegenheitsnutzern – wir können nicht erwarten, dass all unsere Nutzer Vollblutphysiker sind – eine besondere Herausforderung dar. Allerdings ist bei dem Wunsch zur Breite unbedingt darauf zu achten, dass die klassischen Kerngebiete der Neutronenstreuung, wie z.B. der Magnetismus, nicht vernachlässigt werden, da dort die Neutronen eine einzigartige Sonde darstellen.“
Prof. Jose-Luis Martinez, Direktor der Abteilung für Projekte und Technik, geht davon aus, dass das ILL auch seine Nutzergemeinde in angewandter Forschung ausbauen wird. „Grundlagenforschung wird immer der Grundpfeiler dessen sein, was wir hier am ILL tun. Aber im Zuge der Ausweitung unserer Nutzergemeinde halte ich es für durchaus wahrscheinlich, dass die Industrie vermehrt auf unsere Untersuchungsmethoden zurückgreifen wird.“
„Ich kenne Andrew Harrison schon sehr lange und bin davon überzeugt, dass er das ILL weiter voranbringen wird“, erklärt Dr. Andrew Taylor, Direktor der britischen Neutronenquelle ISIS. „Die Neutronenforscher-Community wächst ständig. Dabei tun sich ständig neue Möglichkeiten für den Einsatz der Neutronen auf. Die Probleme, die wir dabei angehen, stehen im engen Zusammenhang mit den großen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Andrew, Helmut und Jose-Luis sind das ideale Team für die Community. Ich freue mich darauf, mit ihnen in ihren neuen Aufgabengebieten zusammenzuarbeiten.“
Das neue Führungsteam hat die Arbeit bereits aufgenommen.
Über Andrew Harrison
Andrew Harrison wuchs in Keele, Großbritannien auf. Sein Studium an der Universität von Oxford schloss er mit einem Doktor in Chemie ab. Zunächst arbeitete er als Forschungsstipendiat der Royal Society, bevor er 1992 an die Universität von Edinburgh übersiedelte, wo er im Jahr 2000 eine Professur in Festkörperchemie erhielt.
2001 war Andrew Gründungsdirektor des Centre for Science at Extreme Conditions. Er wechselte im Jahr 2006 zum ILL, wo er seitdem die Position des wissenschaftlichen Direktors bekleidete.
Über Helmut Schober
Helmut Schober wuchs in Wernberg im Landkreis Schwandorf in Bayern auf. Er studierte an der Universität Regensburg. Am ILL arbeitet er seit 1994 und war dort zuletzt verantwortlich für die Time-of-Flight and High-Resolution Group. Er ist Koordinator der integrierten Infrastrukturinitiative NMI3-FP7. Dabei handelt es sich um ein Projekt innerhalb des siebten Forschungsrahmenprogramms der Europäischen Kommission. Derzeit ist er zudem Professeur Associé an der Universität Joseph Fourier in Grenoble. Zuvor lehrte er an der TU München.
Über Jose-Luis Martinez
Jose-Luis Martinez wuchs in Madrid auf und studierte an der dortigen Autonomen Universität und am Nagoya Institut of Technology in Japan. Seitdem arbeitete er als
- Wissenschaftlicher Mitarbeiter in Brookhaven Nat. Lab. (New York, USA) und als Dozent an der Autonomen Universität von Madrid.
- Ordentlicher Professor am obersten Forschungsrat von Spanien (Higher Research Council).
- Stellvertretender Generaldirektor für Forschung am spanischen Forschungsministerium und als stellvertretender Direktor am Institut Laue-Langevin.
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Arno Laxy
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