Die kognitive Entwicklung von Menschenaffen aus einer vergleichenden Perspektive heraus zu untersuchen, ist ein wichtiger Forschungsschwerpunkt der Abteilung. Hier bieten Langzeitkooperationen mit Zoos eine einzigartige Gelegenheit, systematisch die Faktoren zu untersuchen, die die Entwicklung und Vielfalt kognitiver Fähigkeiten und Verhaltensweisen beeinflussen. Unter Anwendung modernster wissenschaftlicher Methoden können Forscherinnen und Forscher umfangreiche, viefältige Daten erheben, die zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen führen und vorhandene Ergebnisse aus der Freilandforschung ergänzen können. Darüber hinaus stellt das Forschungsnetzwerk sicher, dass die mitwirkenden Einrichtungen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse nutzen können, um die Pflege von Menschenaffen in Zoos und Auffangstationen immer weiter zu optimieren.
Daniel Haun, Direktor der Abteilung für Vergleichende Kulturpsychologie am MPI-EVA und Initiator des Projekts sagt:
"Unser Ziel ist es, eine nachhaltige zooübergreifende Kooperationsstruktur aufzubauen, die es uns ermöglicht, Innovationen bei der Erforschung von Kognition und Verhalten nichtmenschlicher Menschenaffen gemeinsam voranzutreiben. Erst wenn wir die Expertise von Zoos und anderen Forschungseinrichtungen bündeln, kann es uns gelingen, fundamentalen wissenschaftlichen Fragestellungen zum menschlichen und nicht-menschlichen Denken auf den Grund zu gehen."
14 europäische Zoos haben sich der Initiative bereits angeschlossen. Darüber hinaus unterstützen der Verband der Zoologischen Gärten e.V. und die EAZA Great Ape TAG (Great Ape Taxon Advisory Group of the European Association of Zoos and Aquaria) das GrApeNet Forschungsnetzwerk.
In Kooperation mit dem Zoo Leipzig erforscht das MPI-EVA seit 2001 das Verhalten von Menschenaffen am Wolfgang-Köhler-Primatenforschungszentrum ("Pongoland"). Besonderes Interesse liegt dabei auf den psychologischen Entwicklungsverläufen der einzelnen Individuen sowie den sich daraus ergebenden Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen den Arten. Das WKPFZ arbeitet Hand in Hand mit Tierpflegenden des Zoos Leipzig, auf dessen Gelände es integriert ist. Vier Menschenaffenarten: Bonobos, Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans leben in großzügigen Innen- und Außenanlagen, die viel Beschäftigungsmöglichkeit bieten. Zoobesucher können die Primaten in ihren Gehegen und den angrenzenden Studienräumen beobachten.