Krankheitsausbrüche sind unvermeidbar und oftmals nicht vorhersagbar. Sie sind häufig durch Ungewissheit, Durcheinander und Dringlichkeit gekennzeichnet. Die Kommunikation erfolgt normalerweise über die Medien und hat bei einem Krankheitsausbruch eine wichtige Funktion. Leider gibt es zahlreiche Beispiele für Kommunikationsfehler, durch die das Krankheitsmanagement verzögert, das Vertrauen der Öffentlichkeit untergraben und wirtschaftliche, soziale und politische Unruhen unnötig verlängert wurden.
Bei den jüngsten Infektionsausbrüchen bestand eines der Hauptprobleme immer wieder in der Kommunikation mit der Bevölkerung, um deren Verhalten zu beeinflussen, die Ausbreitung der Krankheit zu verringern und Panik zu vermeiden. Jahrhunderte lang basierten die von den Behörden eingesetzten Strategien beim Umgang mit Infektionsausbrüchen hauptsächlich auf Dementi und verbalen Beschwichtigungen, worauf in einer nächsten Phase restriktive Maßnahmen (Quarantäne, Isolierung, Zwangseinweisungen) und Sanktionen für nicht kooperationsbereite Personen folgten. Forscher und jüngste Ereignisse haben gezeigt, dass das menschliche Verhalten großen Einfluss auf die Übertragung von Infektionskrankheiten hat, was dazu führte, den Schwerpunkt auf Aufklärung und verordnende Mitteilungen zu legen.
Daher untersucht das Projekt "Transparent Communication in Epidemics" (TELL ME) die Kommunikation im Fall von Epidemien. Im Rahmen dieses Verbundprojekts sollen innovative Kommunikationsstrategien entwickelt werden, die während eines Krankheitsausbruchs anzuwenden sind. Das Projekt umfasst öffentliche Gesundheit, Sozialwissenschaften, Verhaltenswissenschaften, Politikwissenschaften, Recht, Ethik, Kommunikation und Medien, um innovative Kommunikationsstrategien für komplizierte Mitteilungen und Ratschläge, die mit Unsicherheiten behaftet sind, zu entwickeln. Das Projekt befasst sich auch mit Impfgegnern.
Das im November 2012 gestartete Projekt wird sich erst einmal damit beschäftigen, wie Sprecher für öffentliche Gesundheit die Bevölkerung über wirksame präventive Maßnahmen, wie z. B. Hygienenormen und Impfungen, informieren. Das Projekt soll die transparente Kommunikation fördern, indem es evidenzbasierte Mitteilungen entwickelt und sowohl die Bürger als auch Heilberufler in den Entscheidungsprozess einbezieht.
Es wird gewonnene Erfahrungen untersuchen und hierfür Informationen über Verhaltensreaktion der Bevölkerung auf Ausbrüche von Infektionskrankheiten in der Vergangenheit erfassen und bewerten. Die Untersuchung vergangener Fälle von epidemischen und pandemischen Krankheitsausbrüchen zur Analyse des Verhaltens der Bevölkerung ist ein erster notwendiger Schritt, um alle diese Ziele des Projekts zu erreichen. Gleichzeitig wird es untersuchen, wie die Kommunikation Verhaltensweisen verändern kann und wie die neuen Probleme und Methoden der Kommunikation von Krankheitsausbrüchen aussehen.
Als Nächstes wird das Projekt die Rolle der Interessengruppen, sozialen Medien und Gesundheitsdienstleister sowie die Rolle digitaler Ressourcen bewerten. Besonderes Augenmerk wird der Förderung einer Ausweitung von Impfungen gelten; unstetige bzw. bösartige Informationen und Fehlalarme können zu einem Misstrauen gegenüber Impfungen führen, das sich in den letzten Jahren verstärkt hat. Gleichzeitig werden Nachrichten in Bezug auf Epidemien und Pandemien verfolgt, sämtliche Informationen über neue Fälle von Infektionskrankheiten umgehend gemeldet und Fortschritte der medizinischen Forschung hervorgehoben.
Das Projekt wird schließlich ein integriertes Kommunikationsset für die Kommunikation von Krankheitsausbrüchen sowie Simulationssoftware für die Bewertung alternativer Kommunikationsstrategien erarbeiten. Dieser Prototyp wird die Maßnahmen und Wechselwirkungen autonomer Entscheidungsinstanzen während eines epidemischen Krankheitsausbruchs in einer virtuellen Umgebung simulieren, um die auftretenden Auswirkungen auf Makroebene zu beobachten.
Die effiziente Kommunikation von evidenzbasierten Informationen wird dafür sorgen, dass die Öffentlichkeit auch weiterhin Unternehmen, Behörden und der Regierung vertraut. Die Kommunikation während eines Krankheitsausbruchs erfordert Transparenz - die Kommunikation muss aufrichtig, verständlich, umfassend und sachlich konkret erfolgen. Die Transparenz sollte sich auf jeden Aspekt der Beziehung zwischen dem Kommunikationsmanager und der Öffentlichkeit erstrecken, da sie es der Öffentlichkeit ermöglicht, die Informationserfassung, die Risikobewertung und den Entscheidungsprozess in Verbindung mit dem Krankheitsmanagement zu "verstehen". Das Projekt wird die Kommunikationsmanager dazu in die Lage versetzen, nicht nur für Transparenz zu sorgen, sondern auch die Bedingungen zu schaffen, unter denen sich das riesige Potenzial nutzen lässt, das die Informationsgesellschaft hinsichtlich partizipatorischer Kommunikation bei Epidemien und Vorbereitung auf Epidemien bietet.
Weitere Informationen unter
TELL ME-Projekt: http://www.tellmeproject.eu