Personen werden Smartphones bei sich tragen, die mit Sensoren ausgestattet sind, um die Umweltbelastung zu messen. Weiterhin wird ihr Blut analysiert, um molekulare Veränderungen zu überwachen. Die Forscher wollen wissen, ob die Biomarker von Menschen, die sich in Gebieten mit geringer Luftverschmutzung aufhalten und jenen, die städtischer Luftverschmutzung ausgesetzt sind, unterschiedlich sind. Mit diesen Erkenntnissen wollen die Forscher die Auslöser von Herzkrankheiten, Lungenkrebs und Asthma verstehen.
Die Auslöser dieser Krankheiten zu verstehen, könnte in vielen Fällen zur Prävention führen. Deshalb ist diese Studie besonders wichtig. Schlechte Luftqualität wird als ein entscheidender Faktor für viele gesundheitliche Probleme angesehen. Dem European Heart Network zufolge, sind kardiovaskuläre Erkrankungen jedes Jahr die Haupttodesursache in Europa. Nicht nur Raucher erkranken an Lungenkrebs. Auch Personen, die nie geraucht haben, können davon betroffen sein, wenn sie einer hohen Luftverschmutzung oder Chemikalien ausgesetzt waren. Asthma ist eine weitere Krankheit, die in ganz Europa zunimmt und häufig durch eine allergische Reaktion auf Stoffe in der Luft ausgelöst wird.
Zu verstehen, was diese Erkrankungen auslöst, die Chemikalien, denen die Menschen ausgesetzt sind und die Auswirkungen auf den Körper, ist das Hauptziel der beiden Großprojekte, die eine gemiensame Finanzierung von 17,3 Mio. Euro von der Europäischen Kommission erhalten haben. Das Studium der Exposome - den Auswirkungen der Umweltfaktoren auf die Gesundheit - wird den Wissenschaftlern helfen, sich ein vollständiges Bild davon zu machen, wie sich Umweltgifte auf die Gesundheit auswirken. Die Forscher hoffen, dass die Vier-Jahres-Studie der öffentlichen Gesundheit in einer Weise zugutekommen wird, wie es der Genomforschung bisher nicht gelungen ist.
Das erste der beiden Projekte ist Exposomics, an dem 12 Partnerinstitutionen unter der Leitung des Imperial College London und unter Beteiligung der Internationalen Agentur für Krebsforschung (International Agency for Research on Cancer, IARC) teilnehmen. Das andere ist das HELIX-Projekt, das von der Forschungsstelle für Umwelt-Epidemiologie (Centre for Research in Environmental Epidemiology, CREAL) geleitet wird und 13 Partnerinstitutionen umfasst.
Die Projekte entwickeln High-Tech-Werkzeuge, um die Fähigkeit zu verbessern, Exposome (definiert als ökologische Komponenten) zu messen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf multiplen chemischen Belastungen aus Nahrung, Luft und Wasser während der kritischen Phasen des menschlichen Lebens.
Der Forschungsleiter des Exposomics-Projekts, Professor Paolo Vineis von der School of Public Health am Imperial College London, fügt hinzu: "Die Sequenzierung des menschlichen Genoms hat eine Fülle von Informationen über genetische Krankheitsanfälligkeit geliefert, aber es ist deutlich geworden, dass die Krankheiten, die mit der größten Belastung einhergehen, wie Krebs, Diabetes, Herzkrankheiten, und neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer, vor allem durch nicht genetische Faktoren verursacht werden. Dazu gehören wahrscheinlich Aspekte des Lebensstils und der Umwelt, aber man hat die genaue Rolle der verschiedenen Faktoren bei der Entstehung von Krankheiten noch nicht richtig verstanden."
Das zweite Projekt ist HELIX, das auf Exposome im frühen Leben aufbaut und sich besonders mit Kindern und schwangeren Frauen befasst, die für Umwelteinflüsse anfälliger sind, weil sich ihre Organe noch entwickeln. Forscher verfolgen die Biomarker der Krankheit, sodass sie die Auswirkungen der Exposition gegenüber Umweltschadstoffen auf Wachstum, Fettleibigkeit, Entwicklung des Immunsystems und Asthma bewerten können.
Das Projekt wird mithilfe technischer Geräte die Exposition gegenüber Umweltschadstoffen (wie Pestiziden, Dieselabgasen und Tabakrauch) und die allgemeine Wirkung auf den Körper messen und wie diese das Risiko einer Erkrankung beeinflussen.
Dr. Vrijheid, Koordinator von HELIX, erläutert: "Mithilfe der Projektergebnisse erhalten wir eine globale Sicht auf die Frage, wie die verschiedenen Belastungsarten koexistieren und zusammen unsere Gesundheit beeinflussen."
Die ersten Ergebnisse werden voraussichtlich innerhalb von zwei Jahren vorliegen.
Projekte Exposomics und HELIX: Europäische Union finanziert Forschungen zur Umweltschadstoffbelastung
Die Verbesserung der Luftqualität gehört zu den Arbeitsbereichen, in denen die Europäische Union besonders aktiv ist, durch Verminderung der Schadstoffemissionen, die Verbesserung der Kraftstoffqualität und durch die Integration der Erfordernisse des Umweltschutzes in die Bereiche Verkehr und Energie. Jetzt finanziert die EU ihre bisher größte Investition in Umwelt und Gesundheit in einem einzigartigen Unternehmen.
Quelle:
CORDIS - Nachrichten
Redaktion:
von Tim Mörsch, VDI Technologiezentrum GmbH
Länder / Organisationen:
EU
Themen:
Umwelt u. Nachhaltigkeit
Lebenswissenschaften
Förderung