Die Europäische Union hat das Gemeinschaftsprojekt "SmartCow" bewilligt, an dem das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie Dummerstorf beteiligt ist. Neu für die Agrarforschung ist, dass diese ihre Forschungsstätten, ihre experimentelle Infrastruktur und ihr Know-how anderen zur Verfügung stellen. Naturwissenschaftler aus allen europäischen Ländern sowie Wirtschaftspartner können diese für ihre eigenen Forschungsaktivitäten nutzen. Das französische Institut für Agrarforschung (INRA) koordiniert das Projekt federführend.
Durch die Abdeckung aller physiologisch relevanten Themen zur Vielfalt von Rinderrassen und Produktionssystemen bietet SmartCow akademischen und privaten Forschungseinrichtungen künftig einen Zugang zu elf großen Forschungseinrichtungen mit hochwertigen Dienstleistungen und Anlagen. Diese werden benötigt, um innovative Lösungen für die effiziente und ethische Nutzung von Tier- und Futterressourcen zu entwickeln, die den Tierschutz und gesunde Tiere sowie eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit fördern.
Im Rahmen von SmartCow spielen hauptsächlich wissenschaftliche und technische Fragestellungen in der Tierernährung zur Nährstoffverwertung und Emissionsmessung, in der Genetik zur Verbesserung der Ressourceneffizienz sowie in der Ethologie zur automatischen Aufzeichnung von Verhaltensmerkmalen eine Rolle.
Attraktiv für Wissenschaftler und Forschungsinstitute
Mit dem EU-SmartCow-Projekt wird auf die immer weiter spezialisierte Nutztierforschung reagiert. „Es ist gar nicht mehr möglich, die Ausstattung für eine komplette Spitzenforschung an einem Standort vorzuhalten“, erklärte der Teilprojektleiter Dr. Björn Kuhla vom Institut für Ernährungsphysiologie am FBN. „Zudem wachsen die Herausforderungen für eine nachhaltige Rinderproduktion, so dass die intensivere Vernetzung europäischer Forschungsinfrastrukturen einen folgerichtigen Schritt darstellt und unnötige Mehrfachförderung vermieden wird.“ Insgesamt erhält das Dummerstorfer Leibniz-Institut 400.000 Euro für die kommenden vier Jahre.
Über ein Koordinierungsbüro können sich Wissenschaftler aus allen EU-Ländern um Forschungsaufenthalte zu konkreten Fragen der Rinderproduktion in den SmartCow-Einrichtungen bewerben. Die Kosten für Forschungsaufenthalte am FBN werden vom SmartCow-Projekt getragen. 180.000 Euro stehen dafür bis 2022 bereit.
Ein britischer Industriepartner ist für den Aufbau einer cloudbasierten Datenplattform verantwortlich, in der alle Netzwerkaktivitäten, vor allem bei der Tierhaltung und -messung, der Versuchsplanung, der Datenerfassung und -analyse standardisiert erfasst werden. Die Ergebnisse sollen nicht nur den europäischen Wissenschaftlern zur Verfügung gestellt werden, sondern auch Agrarverbänden und der Wirtschaft, Naturschutzorganisationen und politischen Entscheidungsträgern.