Die Idee eines Parlaments bei den Vereinten Nationen ist nicht neu: Seit Längerem wirbt die UNPA-Kampagne dafür, dass ein solches Gremium eingerichtet wird. "Den Vereinten Nationen wird immer wieder ein Demokratiedefizit attestiert, weil die dort handelnden Akteure weder direkt noch indirekt gewählt werden", erläutert der Politikwissenschaftler Christian Stock von der MLU. Die Vereinten Nationen seien aber zunächst auch nicht als demokratische Institution konzipiert worden. Stattdessen handelt es sich um eine Versammlung von Staaten und deren Diplomaten, die direkt von der Regierung in die Gremien entsendet werden.
Die Konferenz in Halle ist die erste ihrer Art: Zwar gibt es schon zahlreiche Modelle für UN-Planspiele, wie Simulationen einer Sitzung des Weltsicherheitsrates. Vorgaben oder Beschlüsse, wie ein UN-Parlament aussehen könnte, fehlen bisher aber noch. Die Teilnehmer schlüpfen deshalb während des Planspiels in die Rolle von 47 Diplomaten der UN-Mitgliedsnationen und verhandeln die möglichen Statuten eines möglichen UN-Parlaments.
"Dazu gehört auch die Frage, wie das Parlament seine Mitglieder rekrutiert", erläutert Stock weiter. Dies könne beispielsweise, wie im Falle des Europäischen Parlaments, durch direkte Wahlen geschehen - im Unterschied zu den normalen UN-Gremien. Weitere Themen sind zum Beispiel die Zuständigkeiten des Parlaments und die Regeln, nach denen es tagt. "In Halle soll damit die Grundlage für zukünftige Planspiele zu einem Parlament der Vereinten Nationen gelegt werden", fasst Stock zusammen.
Zudem fließen die Einsichten aus der Konferenz in die praktische politische Arbeit der UNPA-Kampagne mit ein. Die Ergebnisse des Planspiels werden dann am Sonntag, 24. April, ab 16 Uhr bei einer öffentlichen Podiumsdiskussion präsentiert und diskutiert.
Die Veranstaltung wird unterstützt durch die Philosophische Fakultät I der MLU und dem Lehrbereich für Internationale Beziehungen und europäische Politik, finanziell gefördert von der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN), der Vereinigung der Freunde und Förderer der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg e. V., dem Studierendenrat der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Stadt Halle und dem Stadtverband Halle der Partei Die Linke.