Berlin (gtai) - Die Marke "Made in Germany" wandelt sich zu "Invented in Germany". Auch ausländische Unternehmen entscheiden sich vermehrt für den Aufbau von Forschungs- und Entwicklungszentren in Deutschland. Die Bundesrepublik verfügt über Europas höchste Forschungsausgaben. Zahlreiche Netzwerke, forschungsstarke Industrieunternehmen und ein effizientes Patentsystem zum Schutz geistigen Eigentums schärfen das Profil des weltweit geschätzten deutschen Innovationssystems.
Ausländische Unternehmer entscheiden sich immer häufiger in Forschung und Entwicklung (FuE) in Deutschland zu investieren. Die Unternehmen stammen aus zahlreichen Industrien und unterstreichen damit die Vielseitigkeit des deutschen Innovationssystems: Der chinesische Baumaschinenhersteller Sany investiert ca. 100 Mio. Euro in Produktion, Vertrieb und auch Forschung und Entwicklung am Standort Bedburg bei Köln. Der amerikanische Suchmaschinenriese Google finanziert mit 4,5 Mio. Euro bis 2013 die Gründung eines Instituts in Berlin zur Erforschung von Internet und Gesellschaft. Das chinesische Telekommunikationsunternehmen ZTE gründet mit der TU Dresden in der Nähe des Campus ein Forschungszentrum zur Weiterentwicklung eines Mobilfunkstandards.
Besonders bemerkenswert waren in der letzten Zeit zwei umfangreiche Investitionen in FuE der Firmen Clariant und General Electric. Laut R&D Investment Scoreboard der EU investierte das Spezialchemieunternehmen Clariant im Jahr 2009 mehr als 100 Mio. Euro in Forschung und Entwicklung. Der Schweizer Chemiekonzern kündigte an, bis 2012 über 50 Mio. Euro für ein "Clariant Innovation Center" in Frankfurt-Höchst bereitzustellen. Frankfurt-Höchst ist bereits jetzt Clariants weltweit wichtigster Produktions- und Forschungsstandort.
Mit einem Forschungsbudget von mehr als 2 Mrd. Euro (2009) rangiert General Electric auf Platz 38 der Unternehmen mit den weltweit größten FuE-Budgets. Die Tochter GE Energy investiert nun bis 2016 etwa 105 Mio. Euro in den Standort Deutschland. Neben seinen bisherigen Forschungsstandorten in Salzbergen und München gründet das Unternehmen ein neues Technologiezentrum mit 30 Mitarbeitern in Hamburg. Die Investitionen für FuE-Aktivitäten im Bereich Offshore-Windenergie schaffen insgesamt 100 Arbeitsplätze. Die Entscheidung für einen Ausbau der Kapazitäten in Deutschland begründet GE auch mit der Unterstützung der Bundesregierung von Offshore-Windanlagen. Diese Beispiele belegen eindrucksvoll, dass Deutschland ein äußerst attraktiver Standort für FuE-Aktivitäten ist. "Made in Germany" und Innovation verschmelzen somit zu "Innovation made in Germany".
Diese Entwicklung hat gute Gründe. Deutschland gibt in Europa das meiste Geld für FuE aus. Mit Ausgaben von fast 68 Mrd. Euro (2009) entsprechen die deutschen Forschungsausgaben laut Eurostat nahezu dem kombinierten FuE-Budget von Frankreich und dem Vereinigten Königreich. Noch deutlicher wird die Stellung bei einem Vergleich der regionalen Forschungsausgaben mit den Ausgaben der einzelnen Staaten auf der Basis von Eurostat-Daten und dem Statistischen Bundesamt. Allein das bayerische FuE-Budget (13 Mrd. Euro) übersteigt die russischen Ausgaben (11 Mrd. Euro). Auch Nordrhein-Westfalen übertrifft seinen niederländischen Konkurrenten.
Doch maßgeblich ist nicht nur die Höhe des Budgets: Auch bei Betrachtung der Forschungsintensität (FuE-Ausgaben/BIP) schneidet Deutschland laut Statistischem Bundesamt positiv ab. Die FuE-Ausgaben wachsen seit 2005 jedes Jahr um etwa 4,6%. So gelangten etwa 2,8% des deutschen BIP im Jahr 2009 in die Entwicklung wegweisender Technologien. Damit nähert sich die Regierung engagiert dem gemeinsamen 3%-Ziel für ein weltweit wettbewerbsfähiges Europa 2020. Eurostat zufolge ist Deutschland den traditionell forschungsorientierten skandinavischen Ländern Finnland (3,9%), Schweden (3,6%) und Dänemark (3%) dicht auf den Fersen. Die Europäische Kommission erwartet, dass die Bundesrepublik die 3%-Marke bereits in den kommenden Jahren durchbricht.
Mit mehr als zwei Dritteln des nationalen Forschungsbudgets war die Industrie 2009 das innovative Herzstück. Im globalen Wettbewerb um technologische Überlegenheit investierten Unternehmen 45 Mrd. Euro in den Standort Deutschland, wie das Statistische Bundesamt ausweist. Das verarbeitende Gewerbe ist mit 85% des gesamten Forschungspersonals der nationale Innovationsmotor in den klassischen Industrien Fahrzeugbau, Elektronik und Maschinenbau. Allein in der Automobilindustrie tüfteln laut Stifterverband fast 90.000 "kluge Köpfe" an neuen Technologien.
Deutsche Konzerne gehören - gemessen an den FuE-Budgets - innerhalb Europas zu den größten High-Tech Firmen, allen voran Volkswagen. Der Automobilkonzern investierte im Jahr 2009 mit fast 5,8 Mrd. Euro das höchste industrielle Forschungsbudget in der EU - damit ist das weltweite FuE-Volumen Volkswagens umfangreicher als die Innovationsinvestitionen in Norwegen. Das 2010 EU Industrial R&D Investment Scoreboard der EU-Kommission listet in den Top 10 der europäischen Industrieforschungsriesen vier weitere deutsche Unternehmen: Siemens, Daimler, Robert Bosch und Bayer. Forschungsstarke deutsche Unternehmen erzeugen damit weltweit nicht mehr nur als sichtbares "Made in Germany", sondern verbreiten auch ein innovatives Image des Standorts Deutschland.
Rang EU-27 | Unternehmen | FuE-Ausgaben(in Mio. EUR) |
1 | Volkswagen | 5.790 |
2 | Nokia (Finnland) | 4.997 |
3 | Sanofi-Aventis (Frankreich) | 4.569 |
4 | Siemens | 4.282 |
5 | Daimler | 4.164 |
6 | GlaxoSmithKline (Großbritannien) | 4.084 |
7 | Robert Bosch | 3.578 |
8 | AstraZeneca (Großbritannien) | 3.090 |
9 | Bayer | 2.964 |
10 | EADS (Niederlande) | 2.878 |
12 | BMW | 2.448 |
15 | Boehringer Ingelheim | 2.215 |
21 | SAP | 1.543 |
23 | BASF | 1.410 |
24 | Continental | 1.405 |
25 | Merck | 1.345 |
Summe | 68.227 | |
Anteil der Budgets der elf größten deutschen FuE-Unternehmen am gesamten FuE-Budget der europäischen Top 25 (in %) | 46 |
Quelle: EU-Kommission "The 2010 EU Industrial R&D Investment Scoreboard" 2011
Auch in Frankreich blickt man interessiert auf die Stärken des deutschen Innovationssystems: Das französische Wirtschaftsforschungsinstitut COE-Rexecode untersuchte im Regierungsauftrag, was die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Systems gegenüber dem französischen auszeichnet. Der Bericht unter dem Namen "Compétitivité France-Allemagne: le grand écart" nennt vor allem die ausgeprägte Kooperationsfähigkeit der Industrie sowie die Nähe von Forschung und Industrie. Die Vernetzung zur Nutzung von Synergieeffekten bringt Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen zusammen.
Die Initiative "Kompetenznetze Deutschland" des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie vereint die stärksten Cluster unter einem Dach. Die Initiative zeigt etwa 100 Netzwerke als "best practice"-Beispiele auf, die sich vor allem durch ihre hohe Interaktion und die Mitgliedervielfalt auszeichnet. Die hohe Forschungsaktivität der deutschen Unternehmen attestiert auch das World Economic Forum im Global Competitiveness Report 2010-2011. Darin schätzen Top-Manager am Standort Deutschland vor allem, die Innovationskapazität der deutschen Unternehmen, die vor allem auf eigene Forschung setzen anstatt "fertige" Innovationen über Lizenzierungen einzukaufen. Damit liegt Deutschland im Ranking auf dem ersten Platz vor Japan und Schweden.Als Innovationspartner der Industrie wirken sowohl Hochschulen als auch die außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Hochschulen investierten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2009 etwa 11,7 Mrd. Euro. Auch die vier bekannten Forschungsgemeinschaften Max Planck, Fraunhofer, Helmholtz und Leibnitz verfügten 2009 über ein Gesamtforschungsbudget von etwa 7,4 Mrd. Euro (Statistisches Bundesamt). Mit einem Personalstock von mehr als 60.000 Forschern in etwa 240 Instituten decken sie eine breite Forschungspalette von den Grundlagen bis hin zu angewandten Fragestellungen ab.
FuE ist für die außeruniversitären Einrichtungen nicht mehr auf nationale Grenzen beschränkt. So wirbt zum Beispiel die Max Planck Gesellschaft mit ihrer Beteiligung an 2.500 internationalen Projekten in 123 Ländern. Die Fraunhofer Gesellschaft vermarktet ihre Innovationen erfolgreich durch die Lizenzabkommen mit der Industrie und erzielten dadurch laut Jahresbericht für das Jahr 2009 Einnahmen in Höhe von 78 Mio. Euro. Daher gehört die Anwendungsforschung der Fraunhofer Institute auch zu den bedeutendsten Patentquellen Deutschlands. Mit 522 Erfindungen erzielten die Patentanmeldungen der Fraunhofer-Institute beim Deutschen Patent- und Markenamt einen neuen Rekord.
Patentsysteme ermöglichen es Unternehmen, ihr geistiges Eigentum vor kommerziellem Missbrauch anderer zu schützen. Die renommierte Anwaltskanzlei Taylor Wessing ermittelte im Rahmen ihres dritten Global Intellectual Property Index 2011 die besten nationalen Systeme zum Schutz geistigen Eigentums. Dabei schneidet Deutschland im Gesamtranking sowie den Unterkategorien Marken- und Patentschutz auf Platz eins ab.
Der Schutz geistigen Eigentums ist in Deutschland insbesondere durch den einfachen, schnellen und kosteneffizienten Zugang zu Gerichten mit spezialisierten Richtern garantiert, so das Taylor Wessing Ranking. Folglich bietet der Forschungsstandort Deutschland im internationalen Vergleich nicht nur eine breit aufgestellte Forschungslandschaft mit engen Kooperationen zwischen Industrie und Forschung. Der hohe Schutz geistigen Eigentums garantiert auch Rechtssicherheit im Zuge der erfolgreichen Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen.
Germany Trade & Invest ist die Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing der Bundesrepublik Deutschland. Die Gesellschaft berät ausländische Unternehmen, die ihre Geschäftstätigkeit auf den deutschen Markt ausdehnen wollen. Sie unterstützt deutsche Unternehmen, die ausländische Märkte erschließen wollen, mit Außenwirtschaftsinformationen.
Weitere Informationen zum Innovationsstandort Deutschland finden Sie unter:
http://www.gtai.com/startseite/investitionsstandort-deutschland/forschung-entwicklung/www.gtai.com/startseite/investitionsstandort-deutschland/forschung-entwicklung/<//a>
(Ma.Le.)