StartseiteLänderMultilateralesEuropäische Union (EU)Zwischenbewertung des 7. Forschungsrahmenprogramms veröffentlicht

Zwischenbewertung des 7. Forschungsrahmenprogramms veröffentlicht

Der Beschluss von Europäischem Rat und Europäischem Parlament zum 7. Forschungsrahmenprogramm sieht vor, dass die Kommission 'spätestens 2010 mit Unterstützung externer Sachverständiger auf der Grundlage der nachträglichen Evaluierung des Sechsten Rahmenprogramms eine nachweisgestützte Zwischenbewertung ('Interim Evaluation') dieses Rahmenprogramms und seiner Spezifischen Programme' vornimmt. Die Bewertung sollte sich sowohl auf die Qualität der laufenden Forschungsmaßnahmen als auch auf die Durchführung und die Verwaltung sowie auf die Fortschritte bei der Verwirklichung der Ziele beziehen.

Die für die Zwischenevaluierung des FP7 ernannte Expertengruppe, unter Vorsitz von Rolf Annerberg, hat nun ihren Bericht veröffentlicht. Die Empfehlungen des Expertenberichts gelten als wegweisend für die Ausgestaltung des kommenden 8. Rahmenprogramms (FP8).

Einleitend wird hervorgehoben, dass das Rahmenprogramm trotz deutlicher Schwierigkeiten in einigen Bereichen seiner Umsetzung auf dem rechten Wege sei und einen bedeutenden Beitrag für die europäische Wissenschaft sowie zur Entwicklung des Europäischen Forschungsraumes leiste.

Als besondere Stärke von FP7 führt der Bericht an erster Stelle das Prinzip der Exzellenzförderung an, dass bei der Auswahl der Projekte im Spezifischen Programm 'Cooperation' sowie beim Spezifischen Programm 'Ideas' ('European Research Council', ERC) zur Anwendung komme. Im Bereich der Forschermobilität / Marie Curie könne sich aufgrund niedriger Erfolgsraten in einigen Bereichen eine Neuausrichtung von Ressourcen als  förderlich erweisen. Betont werden weiterhin die positiven Auswirkungen von FP7 auf dem Gebiet der Forschungsinfrastrukturen sowie mit der Einführung der 'Risk Sharing Finance Facility' (RSFF). Darüber hinaus seien auch positive 'Leverage'-Effekte auf die nationalen Forschungsaktivitäten sowie auf die Innovationsfähigkeit der Industrie zu erwarten.

Die Expertengruppe weist unterdessen auf eine Reihe noch verbesserungsbedürftiger Punkte hin. Diese betreffen unter anderem den Bereich der Vereinfachung der Verfahren. Obwohl im Verhältnis zum vorherigen Rahmenprogramm nennenswerte Änderungen erreicht worden seien, bedürfe es eines viel radikaleren Ansatzes, um einen Durchbruch im Bereich 'Simplification' zu erzielen. Weitere Fortschritte müssten bezüglich der Erhöhung des Anteils weiblicher Teilnehmer am Rahmenprogramm angestrebt werden.

Die Experten sprechen sich außerdem für verstärkte Anstrengungen in Richtung einer wirksameren Forschungskoordinierung zwischen EU und Mitgliedstaaten aus, insbesondere hinsichtlich der Entwicklung weiterer Initiativen der 'Gemeinsamen Programmplanung' ('Joint Programming Initiatives', JPI).

Neben Problemen in der Umsetzung der neuen Förderinstrumente wie u.a. der Gemeinsamen Technologieinitiativen (Joint Technology Initiatives, JTIs), werden die  Frage der niedrigen Erfolgsquoten der 2004 und 2007 der neuen  Mitgliedstaaten sowie das Ungleichgewicht der Erfolgsquoten zwischen einzelnen Programmen innerhalb des FP7 und die nötige Vereinheitlichung von unterschiedlich langen 'Time to Grant'-Wartezeiten im Rahmenprogramm aufgeführt.

Auf dieser Grundlage empfehlen die Experten, Forschungsbemühungen künftig zunehmend an den bedeutenden gesellschaftlichen Herausforderungen der EU ('Grand Societal Challenges') auszurichten. Gleichzeitig sollten die Stärkung und Verbesserung der Verbindungen zwischen den Akteuren des Wissensdreiecks angestrebt werden, wobei in den kommenden Jahren bis zum Ende von FP7 sowie unter FP8 eine Reihe von strategischen Neuausrichtungen umzusetzen seien. Auch die Integration nationaler und europäischer Forschungspolitiken, sei es im Zusammenhang mit dem Europäischen Forschungsraum oder mit der 'Innovation Union', erfordere in diesem Zusammenhang neue Herangehensweisen. Des Weiteren unterstreicht der Bericht eine notwendige Reorientierung der internationalen Kooperation sowie die Bedeutung der Industrie in ihrer Brückenfunktion zwischen Forschung und Markt.

Aus ihren Beobachtungen leitet die Evaluierungskommission zehn Empfehlungen für das laufende und das kommende Rahmenprogramm ab; diese betreffen im Einzelnen:

  1. das Voranbringen des Europäischen Forschungsraums und der Zielsetzungen der Innovationsunion, Überwinden von Fragmentierung im Bereich der Forschung und Konzentration auf die 'Grand Challenges'
  2. die Entwicklung von hochqualitativen Forschungsinfrastrukturen
  3. die Aufrechterhaltung der Fördervolumina
  4. eine klar formulierte Innovationsstrategie
  5. Fortschritte im Bereich 'Simplification'
  6. ein ausgeglichenes Instrumenten-Portfolio
  7. das Möglichkeit eines 'Moratoriums' bezüglich der Einführung neuer Instrumente
  8. eine weitere Steigerung des Anteils von Forscherinnen am Rahmenprogramm
  9. die Erhöhung des Anteils von im Rahmenprogramm bisher unterrepräsentierten Mitgliedstaaten
  10. die Öffnung des Rahmenprogramms hinsichtlich internationaler Kooperationen

Mit der offiziellen Stellungnahme der Europäischen Kommission zum Evaluierungsbericht wird bis Ende 2010 oder spätestens Anfang 2011 gerechnet. Für Februar 2011 hat die Kommission ein erstes Orientierungspapier zum kommenden Rahmenprogramm geplant.

Quelle: KoWi (s. Link) Redaktion: Länder / Organisationen: EU Themen: Förderung

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