StartseiteLänderMultilateralesEuropäische Union (EU)Tagung zur Arbeitspolitik: Was wir jetzt von den Schwellenländern lernen sollten

Tagung zur Arbeitspolitik: Was wir jetzt von den Schwellenländern lernen sollten

Zeitraum: 22.11.2012 - 23.11.2013 Ort: Kassel Land: Deutschland

Parallel zum Finanz-Gipfel der EU in Brüssel diskutiert eine Tagung an der Uni Kassel Arbeitspolitik aus globaler Sicht. Tenor der Referenten: Die kriselnde EU kann sich Schwellenländer zum Vorbild nehmen.

Am 22. und 23. November 2012 treffen sich die Regierungschefs der EU-Mitgliedsstaaten in Brüssel, um über den Finanzrahmen für die nächsten sieben Jahre zu verhandeln. Wie man öffentliche Gelder sinnvoll für aktive Arbeitsmarktpolitik verwendet, könnte Bundeskanzlerin Angela Merkel – wäre sie nicht in Brüssel – auf einer zeitgleich an der Universität Kassel stattfindenden Tagung lernen, meint Prof. Dr. Hans-Jürgen Burchardt, Leiter des Fachgebiets Internationale und intergesellschaftliche Beziehungen an der Universität Kassel. „Frau Merkel könnte sich hier abschauen: Eine gezielte Ausgabenpolitik auf der Basis frischer Ideen ist erfolgreicher als reine Sparpolitik.“

Als Vorbild dienen Staaten, die eher selten im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. „Wir vergleichen uns immer nur mit den USA. Dabei könnten Länder wie Brasilien, Indien oder Südafrika für Europa inzwischen viel größere Anregungen in Sachen aktiver Arbeitsmarktpolitik liefern“, beschreibt Prof. Burchardt die Ausrichtung der Tagung. Zwei Tage lang beleuchten Wissenschaftler verschiedener Disziplinen Konzepte, Befunde und Herausforderungen der Wirtschaftspolitik in Schwellenländern.

So habe Brasilien mit vergleichsweise geringen öffentlichen Mitteln in den letzten Jahren Armut und Arbeitslosigkeit halbiert und rund 20 Millionen neue Jobs geschaffen. Erreicht habe das die Regierung durch Mindestlöhne, die teilweise Entkoppelung der Sozialleistungen von Beschäftigungsverhältnissen und durch Instrumente wie die „bolsa familia“; bei diesem Sozialprogramm werden Transferleistungen für Familien an Bedingungen wie den Schulbesuch der Kinder geknüpft.

„Die Schwellenländer kommen vergleichsweise gut durch die aktuelle Wirtschaftskrise; in vielen Ländern Europas sorgt die Krise hingegen für Massenarbeitslosigkeit“, stellt Prof. Burchardt fest. In Deutschland entwickle sich die Wirtschaft zwar robust, doch „hier haben befristete Beschäftigungsverhältnisse, Leih- oder Zeitarbeit zugenommen“. Die Politik spiele bei Trendverschiebungen dieser Art eine zentrale Rolle, sei es in Form von Arbeitsmarktpolitiken, von Krisenpolitik oder dem Umbau des Sozialstaats.

Vor diesem Hintergrund laden das Fachgebiet „Internationale und intergesellschaftliche Beziehungen“ und das Promotionskolleg „Global Social Policies and Governance“ an die Universität Kassel ein, um die Beziehung zwischen Arbeit und Politik neu zu bestimmen. „In Afrika, Asien und Lateinamerika herrschen zwar oft Arbeitsverhältnisse vor, die als unsicher, heikel oder prekär gelten können. Es sind aber gleichzeitig auch neue Politiken zu beobachten, die sich durch hohe Innovationen auszeichnen, Millionen von Menschen zu Arbeit und Auskommen gebracht haben und von denen wir in Europa lernen können“, meint Prof. Burchardt.

Burchardt erwartet neben internationalen Referenten rund 70 Teilnehmer aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.

Die Tagung im Gießhaus, Mönchebergstraße 5, beginnt am Donnerstag, 22. November, um 14 Uhr und dauert bis zum Samstag, 23. November, 17 Uhr.

Anmeldung und das komplette Programm unter: http://www.social-globalization.uni-kassel.de/arbeitspolitik-tagung

Quelle: Universität Kassel Redaktion: von Tim Mörsch, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: EU Themen: Bildung und Hochschulen Geistes- und Sozialwiss. Ethik, Recht, Gesellschaft Wirtschaft, Märkte Fachkräfte

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