Liebe Leserinnen, liebe Leser,
eine neue Dekade hat begonnen und die Vereinten Nationen (UN) nutzen die Gelegenheit, eine ehrgeizige Forschungsagenda unter der UN-Dekade der Ozeanforschung für Nachhaltige Entwicklung (2021-2030) zu lancieren. Allerdings sind die UN bei der praktischen Umsetzung überwiegend auf nationale Mittel angewiesen und der zweite Weltbericht der Ozeanforschung weist aktuell auf große Defizite hin.
Im Gegensatz zu den Vereinten Nationen verfügt die Europäische Union insbesondere mit den Rahmenprogrammen für Forschung und Innovation über umfangreiche Fördermittel in Milliardenhöhe. Eine vorläufige Bilanz des Wissenschaftsmagazins Nature zu dem Ende 2020 beendeten Programm Horizont 2020 zeigt, dass die Verteilung der Fördermittel in Höhe von etwa 60 Milliarden Euro sehr unausgewogen war. Polen, die Slowakei, Rumänien und Bulgarien erhielten zusammen genommen nur etwas mehr als 1 Milliarde Euro. Dagegen lag Großbritannien mit mehr als 7 Milliarden Euro an zweiter Stelle hinter Deutschland. Das ausgehandelte Brexit-Abkommen ermöglicht es Großbritannien auch, sich mit dem gerade gestarteten Rahmenprogramm Horizont Europa (2021-2027) zu assoziieren. Und dass assoziierte Länder bei der Einwerbung von Fördermitteln höchst erfolgreich sein können, zeigt das Beispiel der Schweiz: Die führenden Technischen Hochschulen in Zürich und Lausanne gehören unter Horizont 2020 zu den Top 10 der Fördermittelempfänger.
Portugal hat im Januar die EU-Ratspräsidentschaft übernommen. Im Bereich Forschungs- und Innovationspolitik sieht das Land die Notwendigkeit, die Forschungstätigkeit zu professionalisieren und die Bedingungen für Forschende in der EU zu verbessern, auch mit Hilfe des Europäischen Forschungsrates.
Die OECD hat ebenfalls das Thema Forschungslaufbahnen in ihrer Flaggschiffpublikation, dem OECD Science, Technology and Innovation Outlook 2021, aufgegriffen. Thematisiert wird die Befristung von Arbeitsverhältnissen für Promovierte, aber auch neue Erwartungen an Forschende, über disziplinäre Grenzen hinweg Lösungen für gesellschaftliche und globale Herausforderungen zu finden. Gerade für letzteres ist COVID-19 ein gutes Beispiel. Beim Kampf gegen die Pandemie hat auch das Thema Open Science eine wichtige Rolle gespielt: Mehr als Dreiviertel der Publikationen zu COVID-19 waren dank der Kooperation der wissenschaftlichen Verlage im Open Access-Modus zugänglich. Teilweise fehlte es jedoch an Synthesearbeit für die Ergebnisflut. Die OECD dringt vor dem Hintergrund der Krise darauf, die internationale Forschungskooperation insgesamt stärker auf globale Herausforderungen hin auszurichten und dafür neue Finanzierungs- und Steuerungsmechanismen zu entwickeln.
Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben.
Ihre Sonja Bugdahn und Andreas Ratajczak
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