Liebe Leserinnen, liebe Leser,
in diesem Monat hat der strategische Blick in die Zukunft sowohl für den Westbalkan als auch für die gesamte EU eine hohe Aufmerksamkeit erfahren. Neben der Internationalisierung des Hochschulsektors in Australien und den Niederlanden steht außerdem erneut die Wissenschaftsdiplomatie im Mittelpunkt.
Foresight für den Westbalkan und die EU
Die im Februar 2024 publizierte Foresight-Studie „Unleashing the Potential for Competitiveness: Trends in the Western Balkans“ beleuchtet aktuelle Entwicklungen in den vier Bereichen Rahmenbedingungen für Innovation, Humankapital, Märkte und Innovationsökosysteme in den Westbalkanländern Republik Albanien, Bosnien und Herzegowina, Republik Kosovo, Montenegro, Republik Nordmazedonien sowie Republik Serbien. Unter Rückgriff auf Methoden der Strategischen Vorausschau liefert die Studie evidenzbasierte Erkenntnisse zur Wettbewerbsfähigkeit der Region, die es Regierungen und Unternehmen ermöglichen, sich auf zukünftige Entwicklungen vorzubereiten und hierzu politische Optionen und Strategien zu formulieren.
Zur Stärkung des Engagements für strategische Foresight-Aktivitäten in Europa und zum Aufbau einer europäischen Foresight-Community im Forschungs- und Innovationsbereich hat die EU-Kommission am 19. Februar 2024 die Plattform „futures4europe“ gestartet. Die Plattform zielt darauf, eine Datenbank zu Foresight-Expertisen (Projekte, Methoden, Ergebnisse) und existierenden Foresight-Verfahren in Europa aufzubauen sowie den Erfahrungsaustausch und Kompetenzen der strategischen Vorausschau zu stärken.
Internationalisierung im Hochschulsektor
Der australische Bildungsminister Jason Clare hat am 25. Februar 2024 den Abschlussbericht des „Australian Universities Accord“ veröffentlicht, der ersten umfassenden Überprüfung des Hochschulsektors seit 2008. Der Bericht enthält 47 Empfehlungen und zielt darauf ab, einen langfristigen Reformplan für den Hochschulsektor zu erstellen, um den künftigen Qualifikationsbedarf Australiens zu decken. In Bezug auf die internationale Ausrichtung schlägt der Bericht eine stärkere Diversifizierung bei der Anwerbung internationaler Studierender sowie eine stärkere Ausrichtung auf bestehende Qualifikationsbedarfe vor.
Eine andere Richtung schlagen hingegen Hochschulen in den Niederlanden ein. 14 niederländische Universitäten haben ein Maßnahmenpaket verabschiedet, das die Aufnahme internationaler Studierender steuern und die niederländischen Sprache in der Lehre stärken soll. Es enthält u.a. Selbstverpflichtungen zur Reduktion der Zahl internationaler Studierender und einen Stopp für neue englischsprachige Bachelor-Studiengänge. Neben den einschränkenden Regulierungen soll aber auch die Bleiberate internationaler Studierender nach ihrem Abschluss erhöht werden.
Science Diplomacy
In der politischen Diskussion gewinnt die Wissenschaftsdiplomatie angesichts wachsender geopolitischer Spannungen zunehmend an Bedeutung. Die Europäische Allianz für Wissenschaftsdiplomatie hat Maßnahmen zur Förderung der europäischen Science Diplomacy im Arbeitsprogramm 2025-2027 des EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation „Horizont Europa“ vorgeschlagen und Leitprinzipien hierfür formuliert. Im Rahmen einer internationalen Ministerkonferenz der belgischen EU-Ratspräsidentschaft wurde am 16. Februar 2024 zudem die „Brüsseler Erklärung“ angenommen. Die Erklärung betont die Bedeutung gemeinsamer Prinzipien und Werte für die internationale Zusammenarbeit in Forschung und Innovation, die wiederum zentral sind, um globale Herausforderungen zu bewältigen.
Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben.
Wenn Sie Themenvorschläge für die nächste Ausgabe haben, sprechen Sie uns gerne an.
Ihre Nadia Klein und Anna März
Über den ITB infoservice
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