Liebe Leserinnen, liebe Leser,
der „Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft“ am 11. Februar war für zahlreiche Institutionen Anlass, Studien und Beiträge zu dem Thema zu veröffentlichen. So hat eine Studie aus Wien festgestellt, dass die meisten Veröffentlichungen in führenden wissenschaftlichen Fachzeitschriften nach wie vor von männlichen Autoren aus englischsprachigen Ländern stammen. Daran hat sich seit 1945 nur wenig und langsam etwas geändert. Die UNESCO hat ein Kapitel aus dem kommenden UNESCO-Wissenschaftsbericht vorveröffentlicht, das einen globalen Vergleich zieht. Demnach gibt es auf Ebene der Hochschulbildung nahezu eine Angleichung, jedoch sinkt der Frauenanteil in vielen Ländern und auch in der Europäischen Union (EU) mit zunehmender Hierarchieebene. Einen deutlich kleineren Anteil nehmen Frauen nach wie vor in den Bereichen Informatik, Physik, Mathematik und Ingenieurwesen ein. Interessanterweise sind die Anteile von Frauen in einigen afrikanischen Ländern (beispielsweise Ägypten und Benin) jeweils deutlich höher.
Maßnahmen, die Abhilfe schaffen, wurden ebenfalls vorgestellt. Die EU hat die Gleichstellung der Geschlechter als Querschnittsaufgabe unter dem neuen Rahmenprogramm Horizont Europa festgelegt und stellt spezifische Fördermittel unter anderem für die Stärkung von Innovatorinnen bereit. Großbritannien, das 2021 den G7-Vorsitz innehat, hat einen neuen G7-Beirat gegründet. Dieser soll eigene Empfehlungen zur Stärkung von Frauen auf der ganzen Welt erarbeiten und dabei einen besonderen Fokus auf Wissenschaft und Technologie legen. Von britischer Seite aus wurde die Professorin Sarah Gilbert als Mitglied ernannt, die die Arbeit an dem Impfstoff von AstraZeneca-Oxford geleitet hat. In diesem Zusammenhang weisen wir auf die Seite zu G7/G20 auf Kooperation international hin, die komplett überarbeitet und aktualisiert wurde.
Bei einem ersten digitalen G7-Gipfel Ende Februar haben die G7-Regierungschefs in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch eine Reihe an Beschlüssen gefasst, um COVID-19 gemeinsam global zu bekämpfen. Darüber hinaus befeuern die Pandemie, Klimawandel und Digitalisierung auch Überlegungen zu einer grundsätzlichen Neukonzeption internationaler Wissenschafts- und Technologiekooperation. Die Forschungskommissarin Mariya Gabriel hat auf einer Online-Konferenz angekündigt, dass für die EU bei der internationalen Kooperation eigene Werte und Interessen zukünftig eine zentrale Rolle spielen sollen. Das vom Science|Business-Netzwerk organisierte Technology Strategy Board (eine internationale Gruppe von politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern) hat zur Neukonzeption eine Erklärung veröffentlicht und bittet um Feedback zur Vorgehensweise und prioritären Themen.
Derweil wurden wichtige nationale Beschlüsse zu Forschungs- und Entwicklungsbudgets im vergangenen Monat sowohl von Großbritannien (Haushaltsplan für 2021), von den USA (American Rescue Plan Act of 2021) als auch von China (14. Fünf-Jahres-Plan 2021-2025) getroffen.
Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben.
Ihre Sonja Bugdahn und Andreas Ratajczak
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