Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die jüngsten Daten der OECD zeigen, dass die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) im Jahr 2019 vor dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie deutlich angewachsen sind. Die FuE-Intensität, die den Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt verzeichnet, stieg auf fast 2,5 Prozent an – der höchste jemals für den OECD-Raum verzeichnete Wert. Es kann kaum einen Zweifel geben, dass auch und gerade nach der Pandemie FuE weiterhin eine hohe Priorität in den Industrieländern genießen wird. Gleichzeitig schränken Schuldenberge und Haushaltsdefizite den Spielraum nationaler Regierungen bei der FuE-Finanzierung ein, wie das Beispiel Argentinien bereits vor der Pandemie zeigt.
Vor diesem Hintergrund unternehmen Regierungen Anstrengungen, um ihre Forschungs- und Innovationsförderung strategisch auszurichten und einen hohen Wirkungsgrad der eingesetzten Gelder zu erreichen. Die französische Ministerin für Hochschulbildung, Forschung und Innovation und der Präsident der französischen Nationalen Forschungsagentur ("Agence nationale de la recherche", ANR) haben einen Ziel- und Leistungsvertrag unterschrieben, der den Rahmen für Maßnahmen und die strategische Ausrichtung der Agentur für die nächsten fünf Jahre vorgibt. Für die internationale Kooperation gilt, dass die ANR proaktiv auf die Fördereinrichtungen anderer Länder zugehen wird, um ausgewählte Partnerschaften zu begründen. Die Identifizierung erfolgreicher ausländischer Förderpraktiken steht derweil im Mittelpunkt der Studie "Powering Discovery", welche die zentrale Forschungsfördereinrichtung für Natur- und Ingenieurwissenschaften in Kanada (NSERC) in Auftrag gegeben hatte. Zu den Fragestellungen gehört auch, wie der Kreis der Fördermittelempfänger im Hinblick auf mehr Vielfalt erweitert werden kann.
Europa soll das globale Zentrum für vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz (KI) werden. Dazu hat die Europäische Kommission am 21. April den Vorschlag für einen europäischen Rechtsrahmen vorgelegt, der nach der endgültigen Annahme direkt in allen Mitgliedsstaaten Rechtswirkung entfalten wird. Auch Brasilien setzt große Hoffnungen in die Nutzung von KI und hat eine eigene Strategie angenommen, die sich ähnlich wie die EU an den Prinzipien der OECD für verantwortungsvolle humanzentrierte KI orientiert.
Einen vertieften Einblick in den Asiatisch-Pazifischen Forschungsraum ermöglicht die dritte Bestandsaufnahme, die Kooperation international publiziert. Zu den thematischen Schwerpunkten des Berichts, der im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erstellt wird, zählt die Betrachtung des Wissenschafts- und Innovationssystems in Indien. Die wissenschaftlich-technologischen Aktivitäten in China werden in diesem Jahr aus regionaler Perspektive beleuchtet.
Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben.
Ihre Sonja Bugdahn und Andreas Ratajczak
Über den ITB infoservice
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