Liebe Leserinnen, liebe Leser,
in der Urlaubszeit helfen Meere und Ozeane uns dabei, neue Kraft zu tanken: Für viele bleiben sie ein Ort der Sehnsucht. Meere und Ozeane schaffen aber auch beste natürliche Voraussetzungen für internationale Forschungs- und Technologiekooperation. Gemeinsam können Probleme wie Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt und Meeresverschmutzung erforscht und bekämpft werden. Die EU, die USA und sechs weitere Atlantik-Anrainerstaaten (Argentinien, Brasilien, Kanada, Cabo Verde, Marokko und Südafrika) haben vereinbart, die gesamtatlantische Forschungskooperation zu stärken. Darüber hinaus hat die EU eine aktualisierte Agenda für internationale Meerespolitik vorgelegt. Ähnlich wie für Klimaschutz und Biodiversität möchte die EU zukünftig eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik in Form eines „Zwischenstaatlichen Gremiums für die Nachhaltigkeit der Ozeane“ (Intergovernmental Panel for Ocean Sustainability, IPOS) schaffen. Ziel ist es, die Meeresdiplomatie und das Wissen über die Ozeane zu fördern. Vertiefte Informationen finden Sie auf unserer Themenseite zu Meeres- Küsten und Polargebieten bei Kooperation international.
Zum europäischen Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizont 2020“ (2014-20) wurden im vergangenen Monat mehrere wichtige Bilanzen veröffentlicht, so zum Beispiel zum European Research Council (ERC) und der speziellen Förderung zur Schließung der Innovationslücke. Diese wird vor allem in die sogenannten EU-13 Länder in Mittel- und Osteuropa vergeben. Der „Science, Research and Innovation Performance (SRIP) Report 2022“ analysiert die Innovationsleistung der EU in einem globalen Kontext und liefert so einen wichtigen Input zur neuen Europäischen Innovationsagenda, die die EU-Kommission Anfang Juli präsentiert hat. Dazu gehört unter anderem die Nutzung öffentlicher Vergabe als Innovationstreiber und das ehrgeizige Ziel, eine Million „deep tech talents“ auszubilden. Die neue tschechische Ratspräsidentschaft wird die Beratungen der Mitgliedstaaten leiten, um Schlussfolgerungen des Rates zu der neuen Innovationsagenda und der Schließung der Innovationslücke zu erarbeiten. Einen eigenen Schwerpunkt im Bereich Forschung und Innovation setzt die Tschechische Republik im kommenden Halbjahr auf das Thema Forschungsinfrastrukturen.
Sicherung und Umbau der Energieversorgung sind derzeit täglich in den Schlagzeilen. Die EU-Kommission hat am 15. Juli grünes Licht für milliardenschwere Investitionen in Forschung und Innovation sowie erste gewerbliche Nutzungen in der Wertschöpfungskette der Wasserstofftechnologie gegeben. Beteiligt an diesem „Important Project of Common European Interest“ mit dem Titel „IPCEI Hy2Tech" sind 24 Mitgliedstaaten und 35 Unternehmen. Die Ende Juni neu gegründete Allianz für emissionsfreie Luftfahrt soll sich derweil mit Fragen wie dem Kraftstoff- und Infrastrukturbedarf von Wasserstoff- und Elektroflugzeugen auf Flughäfen beschäftigen.
Eigene Weichenstellungen zu den drängenden globalen Herausforderungen hat Chile im Juni mit einer neuen nationalen Wissenschafts- und Innovationsstrategie präsentiert. Eines von vier im Juli vorgestellten Leuchtturmprojekten ist dem Aufbau von Forschungs- und Entwicklungskapazitäten im Bereich Lithium gewidmet, einem wichtigen Rohstoff für die Batterieentwicklung. Chile möchte sich darüber hinaus als bedeutender Produzent und Exporteur von Grünem Wasserstoff positionieren und hat Anfang Juli einen Ausschuss gegründet, um die Umsetzung seiner nationalen Wasserstoffstrategie voranzutreiben.
Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben.
Ihre Sonja Bugdahn und Andreas Ratajczak
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