Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Europäische Kommission hat ein Manifest veröffentlicht, mit dem die Zugangsmöglichkeiten zu Forschungsergebnissen im Kampf gegen COVID-19 maximiert werden sollen. Öffentliche und private Stakeholder haben die Möglichkeit, das Manifest zu unterstützen. Die Zusage der Kommission, aus dem EU-Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 eine Milliarde Euro in die Bekämpfung der Pandemie zu investieren, wird weiter umgesetzt. Ein Teil der Mittel fließt in die Impfstoffentwicklung, andere Teile beispielsweise in die Analyse von verhaltensbezogenen und sozioökonomischen Auswirkungen.
Der vergangene Monat war auch eine Zeit der vorläufigen Schadensbilanzierung im Hinblick auf die Pandemie: Laut UNESCO waren über alle Bildungssektoren hinweg weltweit fast 1,6 Milliarden Lernende durch Schließungen von Bildungseinrichtungen betroffen. Nach Ansicht der UNESCO besteht die Gefahr, dass eine größere Anzahl auch nach einer Wiedereröffnung nicht zurückkehren wird. Aktuelle Informationen zu den Auswirkungen der Pandemie auf Berufsbildung und Arbeitsmarkt in 18 ausgewählten Ländern stellt die Zentralstelle der Bundesregierung für internationale Berufsbildungskooperation GOVET bereit. Das American Institute of Physics (AIP) weist auf die starken Beeinträchtigungen des Forschungsbetriebs in den USA und die unsicheren Zukunftsaussichten für Grundlagenforschung hin.
Bereits vor dem Ausbruch der Pandemie waren in den USA und Australien die Sorgen in Bezug auf Wissensabflüsse ins Ausland, insbesondere im Hinblick auf China, gewachsen. Aktuell ringen Kongress und Regierung in den USA um ein neues Gleichgewicht zwischen Öffnung und Abschottung. Eine Regelung, nach der internationale Studierende, die ausschließlich an online-Kursen teilnehmen, sich nicht vor Ort in den USA aufhalten dürfen, wird demnach nicht umgesetzt. Hingegen gibt es für eine schärfere Regulierung der internationalen Forschungs- und Innovationskooperation im US-amerikanischen Kongress durchaus parteiübergreifende Unterstützung. Der australische Ansatz, die Kooperation der Hochschulen durch nicht bindende Richtlinien zu beschränken, ist neu und in seiner Wirksamkeit umstritten.
Die schwere Explosion im Hafen von Beirut hat auch zahlreiche Schulen sowie das wissenschaftliche und kulturelle Erbe des Libanons getroffen. ALECSO, die Organisation der Arabischen Liga für Bildung, Kultur und Wissenschaften hat sich daher mit einem weltweiten Aufruf zur Hilfe an Regierungen und Zivilgesellschaft gewandt. Die UNESCO engagiert sich vor Ort bei der Umsetzung und Koordinierung von Hilfsleistungen im Libanon.
Indien hat nach einem Jahr Beratungsdauer eine ehrgeizige Bildungsstrategie, die „National Education Policy (NEP) 2020“ angenommen. Damit stehen nicht nur im indischen Bildungs-, sondern auch im Forschungssystem größere Umwälzungen an, unter anderem durch die erstmalige Gründung einer unabhängigen Forschungsförderorganisation, der „National Research Foundation“.
Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben.
Ihre Sonja Bugdahn und Andreas Ratajczak
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