Liebe Leserinnen, liebe Leser,
zu den weltweiten Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) gibt es eine Vielzahl von Daten, häufig fehlt jedoch eine mittel- und längerfristige Perspektive. Das Wissenschaftsmagazin Nature liefert nun mit Hilfe von Daten der OECD eine Bilanz, die sich über die letzten zehn Jahre erstreckt. Dabei wird deutlich, dass seit 2008 die staatlichen FuE-Ausgaben insgesamt langsam aber stetig gewachsen sind. Zwar gingen die Investitionen seitens der Wirtschaft anlässlich der Krise 2009/2010 kurzzeitig zurück, steigen seitdem aber wieder an. Verschiedene Länder sowie Staat und Privatwirtschaft zeigen sich dabei allerdings unterschiedlich großzügig. Auch innerhalb der Europäischen Union ist die Entwicklung uneinheitlich.
Das Interesse an Forschungsfragen rund um das menschliche Gehirn und geistige Gesundheit wächst in den westlichen Industrieländern. Die US-amerikanischen National Institutes of Health (NIH) können sich nunmehr im vierten Jahr in Folge über einen Mittelaufwuchs freuen, den der amerikanische Kongress für 2019 bewilligt hat. In der Alzheimerforschung sind die umfangreichen Fördermittel mit einer ehrgeizigen Zielsetzung verbunden: Bis zum Jahr 2025 soll die Krankheit behandelbar sein. Das Wissenschaftsmagazin Science weist allerdings darauf hin, dass Investitionen in ähnlicher Größenordnung bei anderen Krankheiten bisher nicht die erhofften wissenschaftlichen Durchbrüche gebracht haben. Großbritannien legt bei der Erforschung psychischer Krankheiten den Fokus vor allem auf die sozialen Aspekte: In neu geschaffenen "Mental Health Networks" sollen Forschende aus einer Vielzahl von Disziplinen mit Praxisorientierten und Ehrenamtlichen zusammenarbeiten.
Im Rahmen der US-amerikanischen "BRAIN Initiative" hat die National Science Foundation (NSF) neue Projekte zur Erforschung neuronaler und kognitiver Prozesse bewilligt. Während Initiativen wie BRAIN die menschliche Intelligenz in den Mittelpunkt stellen, treiben zahlreiche Staaten die Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) voran (siehe dazu z.B. ITB infoservices 05/2018 und 07/2018). Großbritannien, Frankreich und Kanada haben nun eine gemeinsame Ausschreibung für trinationale Workshops zu den sozialen und ethischen Auswirkungen von KI gestartet. Ziel ist es, den relevanten Akteuren die möglichen Auswirkungen durch den Einsatz von KI aufzuzeigen und so einen verantwortungsvollen Umgang mit dieser Technologie zu fördern. Auch hier ist eine interdisziplinäre Vorgehensweise gefragt.
Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben.
Ihre Sonja Bugdahn und Andreas Ratajczak
Über den ITB infoservice
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