Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die wichtigste Herausforderung im Jahr 2020 ist zweifellos die Entwicklung eines Impfstoffes gegen COVID-19. Um aber die Bekämpfung der Pandemie weltweit sicherzustellen, sind viele weitere Schritte erforderlich. Dafür wurde Ende April 2020 der ACT-Accelerator als eine globale Initiative von Regierungen und Nichtregierungsorganisationen ins Leben gerufen. Die Ziele sind sehr ehrgeizig: Bis Ende 2021 ist eine beschleunigte Entwicklung, gerechte Verteilung und Auslieferung von 2 Milliarden Impfstoffdosen, 245 Millionen Behandlungen und 500 Millionen Tests vorgesehen. Die Europäische Union und die Weltgesundheitsorganisation WHO unterstützen nun die Arbeit des ACT Accelerator durch einen Förderrat, in dem sich Norwegen als Vertreter der Industrieländer und Südafrika als Vertreter der Entwicklungsländer den Vorsitz teilen.
Anlässlich der Vorstellung der Flaggschiffpublikation „Bildung auf einen Blick 2020“ zeigt sich die OECD besorgt darüber, dass die COVID-19-Krise die internationale Mobilität von Studierenden längerfristig beinträchtigen könnte. So zögerten diese, Geld und Zeit für Studien an ausländischen Hochschulen zu investieren, wenn ein Großteil der Lehrveranstaltungen nur online angeboten werde. Insgesamt wirkt sich laut OECD jeder Rückgang an Studierenden aus dem Ausland negativ auf entsprechende Bildungsangebote der Hochschulen im Folgejahr aus. Um auch weiterhin für internationale Studierende attraktiv zu bleiben, sollten die Universitäten neue digitale Lehr- und Lernkonzepte entwickeln.
In Australien könnte das Ausbleiben der internationalen Studierenden und der damit verbundene Mangel an Studiengebühren letztlich auch die Forschung und Entwicklung (FuE) an den Hochschulen beeinträchtigen. Der Verband der australischen Forschungsuniversitäten Go8 hat nun der Regierung einen Plan vorgelegt, der darauf abzielt, exzellente australische und internationale Forschende trotz der Finanzkrise im Land zu halten.
Andererseits gibt es auch Beispiele für positive Auswirkungen von COVID-19 auf nationale Forschungssysteme. Die britische Förderorganisation UKRI hat sich von der Krise inspirieren lassen, um bürokratische Prozeduren zu vereinfachen und zu entschlacken. Bemerkenswert ist auch, dass westliche Industrieländer wie die USA und Großbritannien weiterhin Gelder für Schlüsseltechnologien bereitstellen: Beide haben im vergangenen Monat millionenschwere Investitionen in neue Einrichtungen für Quanteninformationswissenschaften angekündigt (vgl. hierzu auch Schwerpunktausgabe des ITB infoservice 02/2020: Digitaler Wandel durch Bildung, Forschung und Innovation).
Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben.
Ihre Sonja Bugdahn und Andreas Ratajczak
Über den ITB infoservice
Der ITB infoservice berichtet über strategische Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik weltweit und ist eine wichtige Quelle für Entscheidungsträger in Politik, Wissenschaft und Forschung. Besondere Schwerpunktausgaben berichten fokussiert über ein aktuelles Thema oder eine Region.
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