Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ein wachsender Anteil der jungen Menschen im OECD-Raum verfügt über einen Hochschulabschluss: Dies ist eine der wesentlichen Botschaften des diesjährigen OECD-Berichts "Bildung auf einen Blick", der Anfang Oktober vorgestellt wurde. In vielen Ländern stellt sich die Frage nach der aktuellen und zukünftigen Attraktivität der Berufsbildungssysteme. Eng verbunden mit dem Thema Qualifikation sind Fragen der Talentgewinnung und Talentbindung für Forschung und Innovation: Sie werden zunehmend als entscheidend für Entwicklung, Technologieführerschaft und die Bewältigung von globalen Herausforderungen angesehen.
Der 2007 gegründete European Research Council (ERC) wird unter dem Rahmenprogramm Horizont Europa (2021-27) mit 16 Milliarden Euro finanziert. Ein Bericht des Netzwerks Science|Business zeigt auf, in welchem Umfang die Förderung des ERC bisher Nobelpreisträgerinnen und -träger hervorgebracht hat. Während der ERC auf die langfristigen Perspektiven der Grundlagenforschung setzt, bleiben technologieintensive Innovationen unverzichtbar, um Lösungen für die drängendsten globalen Herausforderungen zu finden. Hier setzt eine Initiative des Europäischen Innovations- und Technologieinstituts (EIT) an: Das ehrgeizige Ziel ist es, in den kommenden drei Jahren europaweit eine Million Menschen aller Bildungsniveaus zu schulen. Wer sich an der Entwicklung des Qualifizierungsprogramms beteiligen möchte, kann wählen, welche Art von Unterstützung er oder sie zusichern möchte.
Ein Bericht der US-amerikanischen National Academies sieht die weltweite Führungsposition der USA in Wissenschaft und Technologie in Gefahr. In den letzten Jahren sei die Forschungscommunity mit einer großen Anzahl von neuen Strategien und komplexen Regeln konfrontiert worden. Das Ziel, den Abfluss von technologischem Wissen ins Ausland zu verhindern, könne aber so nicht erreicht werden. Stattdessen laufe dieser Ansatz Gefahr, den Wissenstransfer zu verlangsamen und Forschungstalente an das Ausland zu verlieren. Der Bericht wirbt für einen neuen strategischen Ansatz, der darauf ausgerichtet sein sollte, das System für Forschungstalente aus dem In- und Ausland attraktiv zu halten. Um die US-amerikanische Technologieführerschaft zu erhalten, sei ein spezifisches Risikomanagement notwendig. Derweil präsentiert die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA), die den Bericht teilweise finanziert hatte, eine neue Förderinitiative zu Forschungsfragen mit hoher Relevanz für die nationale Sicherheit der USA.
In einem Beitrag der University World News hat ein Experte eingeräumt, dass die Besetzung hochqualifizierter Stellen in Unternehmen in Afrika häufig noch daran scheitere, dass afrikanische Hochschulen nicht die passenden Qualifikationen vermitteln. Auch vor diesem Hintergrund kann die Initiative der Weltbank zur Einrichtung von Forschungsexzellenzzentren in Afrika nach acht Jahren eine positive Bilanz ziehen, mit über 11.000 Mastergraduierten und über 2.000 Promovierten. Die meisten Programme wurden in den sogenannten MINT-Fächern angeboten, da Mathematik, Ingenieur- und Naturwissenschaften sowie Technik für Afrikas Zukunft eine besondere Bedeutung haben.
Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben.
Wenn Sie Themenvorschläge für die nächste Ausgabe haben, sprechen Sie uns an.
Ihre Sonja Bugdahn und Andreas Ratajczak
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