Liebe Leserinnen, liebe Leser,
das Jahrbuch der Regionen 2019 zeigt, dass die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) innerhalb der Europäischen Union (EU) weiterhin sehr ungleich verteilt sind. Die Auswertung erfolgt auf Grundlage des geografischen Klassifikationssystems NUTS-2 (in Deutschland entspricht dies der Ebene der – teils ehemaligen – Regierungsbezirke). Das traditionelle Innovationsgefälle („innovation divide“) in Europa verlief zwischen Nord und Süd sowie Ost und West. Laut Jahrbuch haben jedoch einige Regionen vor allem in Osteuropa aufgeholt, die inzwischen dank neu entstandener Cluster deutlich höhere FuE-Investitionen aufweisen. Gleichzeitig entfällt knapp die Hälfte aller FuE-Ausgaben auf nur 27 der insgesamt 266 NUTS 2-Regionen. Von diesen Regionen, die jeweils mehr als 3 Milliarden Euro investierten, liegen neun in Deutschland, vier in Frankreich, jeweils drei in Italien und dem Vereinigten Königreich, jeweils zwei in Spanien, den Niederlanden und Schweden und jeweils eine in Dänemark und Österreich.
Laut dem Jahrbuch für Regionen weist die französische Hauptstadtregion Île de France mit 18,7 Milliarden Euro die höchsten FuE Ausgaben in Europa aus (Zahlen für 2013). Aktuelle Meldungen zeigen, dass Frankreich weiterhin in der Region stark investiert und bisher fragmentierte Kapazitäten zusammen führt. Im Norden von Paris entsteht so mit dem Campus Condorcet in Aubervilliers der größte Campus für Geistes- und Sozialwissenschaften in Europa. Im Zusammenhang mit dem Verbund „Université Paris-Saclay“ wird ein großes Hochschul- und Forschungscluster zu den Agrarwissenschaften auf dem Saclay-Plateau im Südwesten von Paris aufgebaut. Gleichzeitig bemüht sich die französische Regierung, auch in der Provinz Weiterbildungs- und Studienmöglichkeiten zu schaffen. Sie kündigte Investitionen vor Ort in 55 kleinen und mittelgroßen französischen Städten an.
Um nationale und internationale Kooperation in neu entstehenden Schlüsseltechnologien zu ermöglichen, sind Kenntnisse zu Kapazitäten vor Ort notwendig. Spanien hat daher eine Landkarte zur Künstlichen Intelligenz (KI) veröffentlicht. Diese zeigt die regionale Verteilung von Institutionen der öffentlichen Verwaltung, Unternehmen, Hochschulen und Non-profit-Organisationen an, die KI-Technologien erforschen, entwickeln, nutzen oder entsprechende Dienstleistungen erbringen.
Ihre Sonja Bugdahn und Andreas Ratajczak
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