Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die aktuelle Haushaltsperiode in der Europäischen Union (EU) neigt sich dem Ende zu und damit tritt auch das EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont 2020 in seine letzte Phase ein. Im Januar startet das neue Rahmenprogramm Horizont Europa (2021-27), das wie sein Vorgänger das weltweit größte Einzelförderprogramm für Forschung und Innovation sein wird. Neben viel Kontinuität ist die Festlegung von inhaltlichen Prioritäten in Form von fünf interdisziplinären Missionen neu. Das EU-Ratspräsidentschaftstrio Deutschland, Portugal und Slowenien sicherte besonders der Mission „Bekämpfung von Krebserkrankungen“ Unterstützung zu.
Die EU-Kommission nutzt diese Zeit auch, um sich strategisch neu aufzustellen und weitere übergreifende Konzepte zu verkünden. Angestrebt wird die Einrichtung eines Europäischen Bildungsraumes bis 2025 und eines Neuen Europäischen Forschungsraumes, der den ökologischen und digitalen Wandel in den Mittelpunkt stellt. Zur Umsetzung wird die Kommission den Mitgliedstaaten im ersten Halbjahr 2021 einen Pakt für Forschung und Innovation in Europa vorschlagen.
Zeit für eine strategische Neuorientierung ist es auch für Großbritannien, das Anfang des Jahres aus der EU ausgetreten ist. Als britische private Förderorganisation gehört der Wellcome Trust zu den wichtigsten globalen Akteuren in der Gesundheitsforschung. Der Trust empfiehlt unter anderem eine volle Assoziation mit dem neuen EU-Rahmenprogramm Horizont Europa, um sicherzustellen, dass Großbritannien auch nach dem Brexit weiterhin eine global führende Rolle in Forschung und Innovation einnehmen kann. Die britische Regierung hatte sich bereits in verschiedenen Strategiedokumenten dazu bekannt, die Internationalisierung von Studium und Forschung in der Post-Brexit Phase weiter energisch voranzutreiben. Kürzlich wurde ein neues Programm zur Forschungszusammenarbeit zwischen britischen und russischen Universitäten bekanntgegeben. Gleichzeitig muss das Land aber zunehmend auch Sicherheitsbedenken Rechnung tragen, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Debatte in den USA und Australien. Der britische Hochschulverband Universities UK hat dazu im Oktober neue Richtlinien für die Universitäten veröffentlicht.
Die Auswirkungen von COVID-19 auf die internationale Forschungskooperation stehen im Mittelpunkt einer neuen Fördermaßnahme der US-amerikanischen National Science Foundation (NSF). In einem einleitenden Brief werden einerseits Disruptionen durch geschlossene Labore und Grenzen beklagt, andererseits aber auch neue Chancen durch das beschleunigte Teilen von Daten und die Veröffentlichung von Ergebnissen gesehen. Ziel der Förderung ist es, konkrete Auswirkungen und Wege aufzuzeigen, um internationale Kooperationen künftig resilienter zu gestalten.
Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben.
Ihre Sonja Bugdahn und Andreas Ratajczak
Über den ITB infoservice
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