Liebe Leserinnen, liebe Leser,
der asiatisch-pazifische Raum ist neben Europa und Nordamerika eine dritte, führende Weltregion der Wissens- und Innovationsproduktion. Unter dem Begriff „Asia-Pacific Research Area“ (APRA) beobachtet das Bundesministerium für Bildung und Forschung deshalb bereits seit über zehn Jahren die Entwicklung von Wissenschaft und Forschung sowie entsprechender politischer Programme und Maßnahmen in diesen Ländern. Im Rahmen des APRA-Monitorings wurden vor wenigen Tagen drei neue Berichte publiziert: Der erste befasst sich mit Kooperationen sowie Wissenschaftsmobilität innerhalb der Region und zwischen den APRA-Ländern und ihren globalen Kooperationspartnern. Er zeigt, dass in den meisten der asiatisch-pazifischen Länder weiterhin ein Trend zur Internationalisierung besteht, wenn auch teils mit merklich anderer Ausrichtung als vor fünf Jahren. Zwei weitere Berichte beleuchten die strategische Positionierung von China sowie Japan im Wissenschaftsbereich vor dem Hintergrund veränderter Rahmenbedingungen.
Zu diesen neuen globalen Rahmenbedingungen gehört auch ein Zusammenrücken der westlichen Länder und eine stärkere Betonung von Sicherheitsaspekten. Erstmals hat die Europäische Union (EU) jetzt Forschungsfördergelder aus dem neuen Verteidigungsfonds vergeben. Für den Zeitraum 2021-2027 sind insgesamt Mittel in Höhe von fast 8 Milliarden Euro vorgesehen. Obwohl der Europäische Rat für das kommende Jahr Kürzungen unter dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizont Europa“ beabsichtigt hatte, konnte das Europäische Parlament dies abwehren. Im Ergebnis kann die EU im kommenden Jahr zur Forschungsförderung in Bereichen wie Gesundheit, Digitales, Industrie, Weltraum, Klima, Energie und Mobilität über 12 Milliarden Euro ausgeben. Gleichzeitig stellt die Europäische Kommission die Rahmenprogramme „Horizont Europa“ und den Vorgänger „Horizont 2020“ auf den Prüfstand und hat dazu am 1. Dezember eine umfassende öffentliche Konsultation gestartet. Derweil wird trotz handelspolitischer Differenzen die Technologiekooperation zwischen den USA und der EU unter dem 2021 gegründeten Handels- und Technologierat (TTC) weiter ausgebaut, beispielsweise zur Künstlichen Intelligenz.
Ein neuer Fokus der USA liegt auf dem Thema Forschungssicherheit mit dem Ziel, unerwünschte Wissensabflüsse zu verhindern. Im August sind dazu im Rahmen des „CHIPS and Science Act“ zahlreiche Bestimmungen erlassen worden (wir berichteten). Nun beginnt die Phase der Umsetzung: Jüngst wurde ein spezielles Toolkit zum Schutz der US-Wissenschaftsgemeinschaft präsentiert. Gleichzeitig treibt die USA die internationale Forschungs- und Entwicklungskooperation mit westlichen Partnern in den Quantenwissenschaften voran. Neuester Partner ist Frankreich, nachdem in den vergangenen zwölf Monaten bereits Vereinbarungen mit Großbritannien, Finnland, Dänemark, Schweden und der Schweiz unterzeichnet worden waren.
Die Vereinigten Staaten hatten im Sommer auch umfangreiche Investitionen in die Energieforschung beschlossen, um den Klimawandel zu bekämpfen. Nun kann die Fusionsforschung einen wichtigen Durchbruch verkünden: Wie das US-Energieministerium am 13. Dezember mitteilte, ist es Forschenden am Lawrence Livermore National Lab (LLNL) erstmals gelungen, mittels Laserfusion bei der Verschmelzung von Atomkernen einen Netto-Energiegewinn zu erzielen. Dieser Forschungserfolg gilt als ein großer Schritt auf dem Weg hin zu kommerziellen Fusionsreaktoren.
Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben.
Zum Jahresende bedanken wir uns für Ihr Interesse an diesem Newsletter und wünschen Ihnen frohe Feiertage und ein erfolgreiches neues Jahr. Wenn Sie Themenvorschläge für die nächste Ausgabe haben, sprechen Sie uns an.
Ihre Sonja Bugdahn und Andreas Ratajczak
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