Chemische Reaktionen allein mit Sonnenlicht in Gang zu setzen, anstatt, wie industriell üblich, mit Hitze – solche Ziele verfolgt Prof. Jennifer Strunk mit Ihren Forschungen am Leibniz-Institut für Katalyse (LIKAT). Mitte Februar warb sie gemeinsam mit Mitarbeiter Dr. Marcus Klahn sowie Kollegen und Kolleginnen aus Industrie und Wissenschaft auf Workshops in Kuala Lumpur, Singapur und Adelaide um Partner für entsprechende Forschungsprojekte. Gemeinsam mit den beiden Forschenden des LIKAT reisten Chemikerinnen und Chemiker von der Universität Ulm, vom Dechema Forschungsinstitut sowie von den Unternehmen Siemens und Gensoric und einem Rostocker Hightech-Startup. Sie alle hatten konkrete Vorstellungen für Kooperationen im Gepäck. Unter dem Motto „Ressourcen für die Zukunft“ ging es dabei um hochaktuelle Umweltthemen, wie die Reinigung der Luft von Stickoxiden (NOX) und die Nutzung des Klimagases CO2 für eine umweltneutrale Herstellung von Grundchemikalien, wie Methanol und Methan.
Prof. Jennifer Strunk etwa brachte ihre Idee mit, flüssige Brennstoffe aus CO2 zu synthetisieren und dabei natürliches Sonnenlicht zu nutzen. Bei diesen Themen liege es nahe, Kooperationspartner in Ländern mit viel Sonnenschein zu gewinnen, sagt Prof. Strunk. In Malaysia und Singapur wurde ihr Forschungsschwerpunkt tatsächlich als Hauptthema behandelt. In Australien standen dagegen vor allem Themen der Wasserreinhaltung und -reinigung im Blickpunkt.
Das „Standardmaterial“ für Photokatalysatoren ist Titandioxid. Es sorgt dafür, dass die chemischen Ausgangsstoffe unter Lichtzufuhr miteinander reagieren, erläutert Dr. Marcus Klahn. „Wir forschen alle an diesem Material, und aus welch unterschiedlichen Blickwinkeln dies geschieht, war spannend zu erfahren“, fasst er seine Reiseeindrücke zusammen. Hierzulande werden z.B. Titanoxidbeschichtungen entwickelt, die an Schallschutzwänden stark befahrener Verkehrswege NOX aus der Luft filtern sollen. In Malaysia nutzen Chemiker Titanoxid in der Palmölproduktion, um organisches Material aus dem Abwasser zu beseitigen.
Die Delegation aus Deutschland besuchte Labors und Technika, in Singapur z.B. eine Pilotanlage für die Solarzellenfertigung der neusten Generation. An allen Standorten habe sie das hohe Niveau der wissenschaftlichen Arbeiten beeindruckt, sagen Prof. Strunk und Dr. Klahn. Die Universität in Adelaide etwa will ein komplett grüner Campus werden und keinerlei Abfall mehr produzieren. „Daran mitzuarbeiten wäre eine feine Sache“, sagt Prof. Jennifer Strunk.
Auch die Industriepartner in ihrer Delegation fanden Anklang mit ihren Projekten. Das Rostocker Startup-Unternehmen Gensoric will zum Beispiel Methanol als Energiespeichermedium für Eigenheime nutzbar machen. Die Idee dahinter: „überschüssigen“ Strom, z.B. aus Solarzellen, für die Herstellung von Methanol zu verwenden, das wiederum in sonnenscheinarmer Zeit für die Umwandlung in Strom zur Verfügung steht. Mit Siemens beteiligte sich zudem ein Unternehmen an den Workshops, das über umfangreiche Erfahrungen in der CO2-Elektrolyse verfügt und in diesem Bereich verschiedenste Forschungsaktivitäten vorantreibt.
Prof. Strunk und Dr. Klahn sind davon überzeugt, dass ihre Delegation in Asien und Australien einen guten Eindruck hinterlassen hat. Das Netzwerk stehe, erste Absprachen für den Austausch von Equipment und Proben sind getroffen. Künftig werden auch Doktoranden zu Forschungsaufenthalten an Partnerinstituten reisen. Beide hoffen nun, dass alle Partner mit gemeinsamen Projektanträgen die nationalen Instrumente der Forschungsförderung nutzen werden.